Gendern von Trottelnden

Wunderbares Beispiel für eine Idiotie.

Tamedia beschäftigt sich ernsthaft damit, ob bei einem Spitzengespräch zwischen der Hupfdohle Nemo und dem amtierenden Justizminister der Schweiz in Sachen «drittes Geschlecht» etwas erreicht werden könne.

Tamedia ignoriert, angepeitscht von ein paar Sprachvergewaltigern wie Andreas Tobler, dass alle Umfragen ergeben, dass der überwältigenden Mehrheit der Leser nicht nur das dritte (vom vierten bis 164. ganz zu schweigen) Geschlecht, sondern auch das korrekte Gendern schwer an einem männlichen Körperteil vorbeigeht, das sich hinten unterhalb der Mitte befindet.

Statt den Unsinn zu lassen, sieht Tamedia da eine Erziehungsaufgabe, nach dem Motto: bist du nicht willig, brauche ich Sprachgewalt. Genauer gesagt: vergewaltige ich die Sprache.

Zu diesem Thema und seinen absurden Auswüchsen wurde hier schon genug geschrieben. Aber Belehrungen sind auch bei Tamedia-Mitarbeitern zwecklos. Wie man bei diesem wunderhübschen Titel sieht.

Der Missbrauch des dafür nicht vorgesehenen Partizips Präsens ist offensichtlich jedem Kindersoldaten in der Hölle des Newsrooms (und auch seinen älteren Vorgesetzten) in Fleisch und Blut übergegangen. Also radebrecht der Tagi in einer Headline:

«Auch Universität Zürich von Studierenden besetzt». Das ist schlichtweg kreuzfalsch. Also sowohl die Aktion wie die Bezeichnung. Denn in Wirklichkeit verhält es sich so, dass die Studierenden wenn schon in den Hörsälen und Seminarräumen sitzen und studieren. Während die Studenten, die den Lichthof okkupieren, bis sie dann wohl mal die Polizei wegräumt, vieles tun, aber sicher nicht studieren.

Sie sind eigentlich auch keine Protestierenden, denn dann würden sie ja unablässig, Tag und Nacht, ihre Stimme zu Protest erheben oder öffentlich bezeugen, dass sie irgend etwas widersprechen. Was sie auch nicht 24 Stunden am Stück tun. Also sind es Protestler oder Protestierer. Dass diese  Gattungsbegriffe, wie so viele, das grammatikalische Genus maskulin haben, ist völlig unerheblich.

Zum Grölen komisch ist dann, wie die Korrektsprachler an einem anderen Substantiv scheitern. Denn plötzlich ist von «die Besetzer» die Rede. Himmels willen, hat sich da ein vielleicht zu sehr mit der eigenen Non-Binarität beschäftigter Journalist, Pardon, Journalistender, vom Artikel «die» verwirren lassen? Aber das ist doch der bestimmte Artikel Plural für alle Genera.

Also müsste es doch unbedingt «die Besetzenden» heissen, denn DER Besetzer ist einwandfrei maskulin.

Studierende, die nicht studieren. Protestierende, die nicht unablässig protestieren. Dafür aber Besetzer, die nach dieser Absurd-Logik Besetzende sein müssten. Wie kann man auf so wenig Zeilen dem Leser das Leben so schwer machen? Pardon, dem Lesenden. Dem Lebenden. Dem Verzweifelnden. Oder schlichtweg: dem Verarschten.

2 Kommentare
  1. Stephan Mester
    Stephan Mester sagte:

    Das ist so ne Sache, mit dem Partizip Präsens, und hat auch seine jahrhundertealte Tradition.
    Unser Student, unsere Studentin stammt doch von eben diesem Partizip Präsens ab:
    – studere – studens – studentis oder vom mittellateinischen «studiare» mit einem Umweg über eine romanische Sprache oder wie auch immer. Auch die Sprachgeschichte, samt ihrer Aufreger, wiederholt sich.

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  2. Ruedi Rudolf
    Ruedi Rudolf sagte:

    Studieren? – Zum Glück muss der Müllmann nicht jahrelang studieren um denn Müll abzuholen – sonst würde es überall stinken. Studieren und Studieren und Studieren – und wer macht die Arbeit – während alle nur noch am Studieren sind?

    Wir brauchen arbeitende nicht studierende. Ich hab mal gelesen das zu viel studieren ein Symptom für eine Psychische Krankheit ist.

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