Das «Magazin» spinnt
Es gibt Texte, die sind besorgniserregend.
«Beim ESC vertritt Nemo die Schweiz. Das Lied zertrümmert das Dogma der Zweigeschlechtlichkeit und ist schon jetzt ein Gewinn. Für uns alle.»
Einen solchen Lead muss man wirklich abschmecken, bevor man ihn angewidert ausspuckt. Der erste Satz mag noch knapp angehen, obwohl es doch die Frage ist, ob dieser Sänger einfach «die Schweiz» vertritt. Der Sänger trällert nun bei der wohl seichtesten Musikveranstaltung Europas (und es gibt inzwischen ein grosses Feld ernsthafter Konkurrenten, aber der ESC schlägt nach wie vor alle). «The Code» ist voll hohlem Pathos, mit dem schon Conchita Wurst (wo ist die Wurst eigentlich geblieben?) triumphierte, plus ein Mix von diesem und jenem, was gerade musikmodisch angesagt ist, wobei da und dort vielleicht ernste Copyrightprobleme auftauchen könnten.
Dabei ist Nemo sozusagen ein singender Kim de l’Horizon, was beweist: schlimmer geht immer. Da kann das «Magazin» nun aber locker noch einen draufsetzen.
Christof Gertsch ist ein feiger Mensch. Als er bei der Preisverleihung vom «Schweizer Journalist» die Möglichkeit bekam, endlich mal ein klärendes Wort zur Roshani-Affäre beim «Magazin» zu sagen, druckste er nur herum. Dabei stand im Raum, dass er laut der gefeuerten Mobberin Ohren- und Augenzeuge gewesen sein soll, wie der damalige Chefredaktor die Redaktorin vor versammelter Mannschaft übel angegangen sei.
Er und Michael Krogerus, auch so ein Westentaschenheld, hätten hier einmal die Möglichkeit gehabt, ein wenig Zivilcourage zu beweisen und sich zu einem klaren Statement durchzuringen. Aber nein, mutig sind die nur auf Papier oder vor dem Bildschirm; in der Realität sieht’s ganz anders aus.
Dieser Gertsch behauptet nun also, dass der Schlagersänger Nemo mit seinem Liedlein «das Dogma der Zweigeschlechtlichkeit» zertrümmere. Was soll daran dogmatisch sein, dass es schlichtweg zwei biologische Geschlechter gibt? Weiss Gertsch überhaupt, was ein Dogma ist? Vielleicht macht er sich mit einem Blick auf Wikipedia kundig.
Und wieso soll ein seichter Schlager diese biologische Tatsache «zertrümmern»? Meint Gertsch damit, dass nach diesem Gesang die Zweigeschlechtlichkeit in Trümmern zu unseren Füssen läge?
Fast 35’000 A lang, das traut sich sogar die «Republik» nicht immer, labert sich Gertsch einen ab. Philosophiert über einen Banal-Schlager, als gäbe es hier einen neuen Hölderlin zu entdecken. Dabei gelingen ihm Stilblüten wie:
«Nemo kämpft für das Recht, uneindeutig zu sein in einer Welt, die Eindeutigkeit liebt.»
Der Schlagersänger kämpft für ein Recht? Wie kämpft er denn, abgesehen davon, dass er einen Schlager trällert?
Aber Gertsch ist ja noch nicht fertig mit seiner eindeutigen Lobhudelei am untauglichen Objekt. Diese angebliche Zertrümmerung eines Dogmas sei zudem ein Gewinn. Was wird da eigentlich gewonnen? Nemos Kampf um sein Recht auf Uneindeutigkeit? Meine Güte, David Bowie hat mit Uneindeutigkeiten gespielt, war androgyn, geschminkt, ein Zwitterwesen, aber dennoch auch Mann. Und fantastische Musik hat er erst noch gemacht. Aber wenn man ihn gefragt hätte, ob er das Dogma der Zweigeschlechtlichkeit habe zertrümmern wollen, dann hätte er als höflicher Engländer nur gesagt: I beg your pardon?
Was also an diesem Song von Nemo ein Gewinn sein soll (ausser, auf seinem Bankkonto), das bleibt schleierhaft. Aber Gertsch ist ja noch nicht fertig. Das Zertrümmern sei nicht nur ein Gewinn, sondern einer «für uns alle». Also wenn ZACKBUM auch «uns alle» ist: nein, sorry, wir sehen da keinen Gewinn.
Höchstens einen Verlust. An Lebenszeit. Am Glauben, dass das «Magazin» noch in der Lage ist, aus eigenen Kräften einen sinnvollen Text abzusondern. Was hier in Trümmern liegt, ist ein einstmals anspruchsvolles Organ, das durchaus ab und an nennenswerte und hochstehende Stücke veröffentlichte.
Inzwischen dampft es konsequent 20’000 Meilen unter dem Meer der Mittelmässigkeit, quält den Leser und ist zur Spielwiese von selbstverliebten Autoren verkommen, die sich furchtbar wichtig vorkommen, wenn sie absoluten Unsinn absondern, das aber mit ernster Miene.
Wäre ihre Meinung wirklich mal gefragt, schweigen sie hingegen feige. Alles kleine Nemos, kleine Niemande.
Gertsch hat etwas gemeinsam mit Kim Jong-un, auch der weiss was für das Volk «ein Gewinn» ist. Nemo
«Jetzt hab› ich das Paradies gefunden
Ich hab› den Code geknackt, wo-o-oah
Yeah»
ist der Heino der Gen Z und Gertsch hausiert mit dem Bauchladen für ihn. Weiteres Beispiel für den abgeschotteten Elendsjournalismus der Werdstrasse!
Passend sind auch die Bilder zum Artikel. Das alles könnte als Aktivismus wahrgenommen werden, doch ausserhalb der Tagi-Blöd-Bubble liest eh niemand diesen linken Bünzli-Gaga.
Hey «Magazin»: Befasst euch bezüglich eurer supigeilen Kwiiier-Thematik doch mal vertieft mit der Eltern-Kind-Beziehung. Oder wird dabei all euch Gertschs, Krogerus’* und Losers selbst gleich höchst unwohl?
*Krogerusse?
Was für ein Gruselkabinett. Ta-ta-tatagesanzeiger inkl. Magazin ist auf einem neuen Tiefpunkt. Der rosafleischgewordene Pädotraum als Identifikationsfigur für den aufgeschlossenen Mainstream. Gülsha die ewig junge, die auch mal flach männerfeindlich darf. Und dann quält den Leser noch Frau Weber mit
Lügen und Halbwahrheiten und ruiniert damit ihre ansatzweise Richtigstellung betreffend Brian, dem bösen Buben der Nation. Aber zum Glück wartet da rettend Meret Schneider, sie ist die Brandmauer gegen den ganzen verkommenen Haufen von Männernazis, falls sie nicht zu viel vegane Schoggischümli nascht…
Dieses aufgesetzte Wokeismus-Gedöns wird sich in absehbarer Zeit von selbst erledigen. Langweilig, kindisch, für die meisten Menschen irrelevant.
Die Ösis waren wieder mal flinker. Ob der Conchita die Wurst jetzt wurst geworden ist? Was wird aus Nemo werden, wenn die Uneindeutigkeit nur noch langweilt?