Recherchierjournalismus bei persoenlich.com

Die Medien sind im Füdli. Die Medienkritik auch.

Es gibt ZACKBUM und den wiederauferstandenen «Schweizer Journalist». Und sonst nix. Dann gibt es noch persoenlich.com, «das Online-Magazin für Entscheider und Meinungsführer». Immerhin, seine häufige Ablehnung von Kommentaren im Blog war einer der Gründe, der zu ZACKBUM führte. Das war eine gute Tat.

Ansonsten bemüht sich hier Matthias Ackeret, ja niemandem auf die Füsse zu treten. Sein Mut beschränkt sich darauf, eine ewige Sendung namens Teleblocher zu machen. Da gibt er den braven Stichwortgeber, während sich Christoph Blocher für einmal ungebremst aussprechen darf. Etwas für Fans und Liebhaber des leicht Skurrilen.

Aber bei persoenlich.com ist mit kritischen Bemerkungen eher nicht zu rechnen. Nach einem Tag Schockstarre hat sich das Onlinemagazin getraut, den Entscheidern und Meinungsführern eine brandheisse News zu servieren:

«Weltwoche: Daniel Ryser wird neuer Autor».

Das weiss eigentlich jeder, den es interessiert, seit Mittwoch. Die Meldung ist so kitzlig, dass ma (Kürzel für Matthias Ackeret) persönlich zum Griffel greift. Denn soweit ist noch alles richtig: «Ryser schrieb als Journalist in den vergangenen Jahren für politisch links positionierte Medien. Nach vier Jahren bei der WOZ  wechselte er 2018 zum Onlinemagazin Republik.»

Auch das ist richtig, ebenso wie die Auskunft, die sich Ackeret abholte: ««Daniel Ryser ist nicht mehr bei uns angestellt», heisst es heute dort auf Anfrage.»

Nun hält sich die ansonsten so klatsch- und rachsüchtige Branche offenbar weiterhin an ein Schweigegelöbnis, wieso denn Ryser nicht mehr bei der «Republik» angestellt ist. Sie sagt auch nichts dazu, in welch ruppiger, geradezu menschenverachtender Art und Weise er dort zuerst freigestellt und dann fristlos entlassen wurde, ohne dass man ihm die versprochene Möglichkeit zur Stellungnahme gab. Sie sagt auch nichts dazu, dass auch er das Opfer von branchenüblichen, anonymen Denunziationen wurde, ohne dass ihm strafbare Handlungen nachgewiesen wurden, geschweige denn Anklage erhoben.

Ackeret sagt auch nichts dazu, wie unbeholfen, geradezu bescheuert die Geschäftsleitung und die Chefredaktion der «Republik» mit dem Fall Ryser umging.

Ebenfalls nichts sagt Ackeret dazu, wie übel Ryser bereits die «Weltwoche» und ihren Chefredaktor beschimpft hat. Es gibt Grenzen des guten Geschmacks, des Anstands und Charakterfragen. Dass sich Köppel mit einem verkorksten und verkoksten Artikel von Ryser Aufmerksamkeit abholen will, wohlan. Aber dass Ryser für diesen angeblichen Tummelplatz von Verschörungsideologen schreibt, es selbst mit dem irr-wirren Gequatsche des Gründers der «Proud Boys» füllt, diesen Kern des Netzwerks rechter Infokrieger, unter einem Chefredaktor, der eine Marionette von Steve Bannon sei, das zu qualifizieren verbietet leider das Strafgesetzbuch.

1 Antwort
  1. Victor Brunner
    Victor Brunner sagte:

    Glaube nicht das Recherchierjournalismus der Anspruch von P ist. P meldet in erster Linie, macht teilweise gute Interviews und publiziert Pipifaxmeldungen, zum Beispiel wenn Frau Bünzli die Stelle wechselt, aber furchtbar traurig ist das Team zu verlassen, sich aber auf neue Herausforderungen freut, «wie funktioniert die Kaffeemaschine, ist es eine Cimbali oder kommune Nespressomaschine?».
    Ackeret ist ein Gentleman, er will niemanden böse und kann mit allen gut. Besonders gut kann er es mit dem Pfarrer (Schwätzer) von Herrliberg, da ist er beflissener Ministrant und will dem Pfarrer nicht böse!
    Zeit wäre es das nicht immer Ryser im Mittelpunkt steht, sondern die feigen, anonymen Frauen, die «Untersuchenden» die sich zu willfährigen HelferInnen der Mobbingfrauen machen, die linke Presse die gegen ihren Kollegen hetzt und sich von den anonymen «Geschundenen» instrumentalisieren lässt.

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