We are in awe!

Diskursive Vorbedingungen für stochastische Gewalt: Wenn Marko Kovic denkt, hält die Welt den Atem an.

Von Adrian Venetz
Ob Rousseau, Pestalozzi oder Piaget: Die Schweiz darf stolz auf eine Tradition grosser Denker zurückblicken. Tempi passati? Nein, auch in der Gegenwart finden wir solche Leuchttürme des Intellekts, denen Historiker dereinst mit grösster Ehrfurcht applaudieren werden.
Der derzeit hellste Leuchtturm ist unbestrittenermassen Marko Kovic. Sein jüngstes Exposé – das darf man jetzt schon behaupten – gehört zu den Meilensteinen des kultivierten Denkens. Kovic schreibt dies: «Die anhaltende Hetze gegen Gruppen, Veranstaltungen und Personen, die mit der LGBTQ-Community und mit Geschlechterfragen zu tun haben, sind nicht nur zynische rechte Publicity Stunts.
Die Hetze schafft diskursive Vorbedingungen für stochastische Gewalt
Lassen wir uns diesen Satz auf der Zunge zergehen: Die Hetze schafft diskursive Vorbedingungen für stochastische Gewalt. Bevor man auf die Knie geht und Kovic bittet, er möge uns weitere Häppchen hinwerfen aus der Tiefe seines Geistes, doppelt er nach: «Sowohl bei stochastischem Terror als auch bei stochastischer Gewalt ist die Prämisse nicht, dass jene, die Hass und Hetze verbreiten, aktiv Gewalt provozieren wollen. Das, was zu Gewalt führt, ist die Dämonisierung der Outgroup.»
Das aufgeklärte Publikum hält es kaum auf den Sitzen aus. Die Virtuosität, die Kovic in seinen Gedankengängen an den Tag legt, sucht ihresgleichen. Und wenn wir ganz still sind, hören wir Einstein aus dem Grabe schreien: «One cannot help but be in awe!» Im Gegensatz zu Kovic übersetzen wir das auch: «Man kann nicht anders, als voller Ehrfurcht sein.»
Gönnen wir uns noch sein Fazit als Höhepunkt, sozusagen das Ejakulat seines Geistes: «Rechtskonservative Kräfte im DACH-Raum haben praktisch 1:1 die reaktionäre Kulturkampf-Demagogie nach amerikanischem Vorbild übernommen. Damit haben sie den Boden der demokratischen Debatte verlassen und begünstigen stochastische Gewalt.»
Donnerwetter! Den Boden der Debatte verlassen hat hiermit auch Kovic. Er schwebt mit seinem stochastischen Scharfsinn über dem Pöbel. Dieser versteht vielleicht nicht immer, was Kovic doziert. Doch was kümmert das den Prämissenpapst? Seinen Platz in den Geschichtsbüchern hat der grosse Denker längst erobert.
Redaktionelle Ergänzung:
Für uns Tiefflieger wollen wir noch eine deutsche Übersetzung vom altgriechischen stochastikos liefern. Das spielt in der Mathematik eine gewisse Rolle, umgangssprachlich bedeutet es aber nicht mehr als «zufällig».
Lässt man also die Luft aus Kovic, lautet sein Satz: «Die Hetze schafft fortschreitende Vorbedingungen für zufällige Gewalt.» Ups.
PS: Es ist nur folgerichtig, dass das Schweizer Farbfernsehen diese Übergrösse engagiert, um seinen Mitarbeitern beizubringen, wie man politisch korrekt, Pardon, objektiv, ausgewogen und neutral berichtet. Oder zumindest so unverständlich, dass das Publikum mit offenem Mund in die Glotze glotzt.
4 Kommentare
  1. René Küng
    René Küng sagte:

    Das Gefährliche am ganzen Kwatsch:
    er beschreibt und macht genau das, was die Medien, der Staat, die Experten (nicht nur die Spritzen-Dealer) in den letzten drei Jahren zur Hochkultur erhoben haben.
    Spaltung, Hass, Ausgrenzung, das Demontieren von elementaren zivilen Grundwerten (oder juristischen Grundrechten) und am Schlimmsten: dann noch sofort mit dem Finger auf die Andern zeigen, die dort sind die Hetzer!
    Soll ich noch dazu schreiben: kein bisschen stochastisch.

    War vorher schon schlimm und alltägliche Manipulation derer, die im Gstürm des Alltags gar keine Zeit und Kraft zum selber denken mehr hatten.
    Aber seit 2020 läuft es als Krieg gegen die Völker, alle gegen alle, bis in die Familien.
    Für die beobachtenden Zurücklehner mit dem Weinglas in der Hand: Vorbereitungen zum Krieg.

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  2. Don Spanheber
    Don Spanheber sagte:

    Ich konnte es nicht lassen und habe mir von der KI gewünscht, den Kovicschen Jargon für einen Zeitungsartikel aufzubereiten. Das Resultat: Natürlich! Hier ist eine angepasste Formulierung des Satzes für einen Zeitungsartikel:

    «Die systematische Verbreitung von diffamierenden Informationen schafft eine Atmosphäre, die gewalttätige Ausbrüche begünstigt und deren Ursprung oft unvorhersehbar ist. Durch eine feindselige Sprachführung und das Schüren von Konflikten werden die Grundlagen für unkontrollierte Gewaltakte gelegt.»
    Jetzt verstehe ich. Schwammige Aussage, triviale Erkenntnisse. Aber: Ein dehnbares Konstrukt bis zum Maximum blähen ohne dass es zerplatzt, erfordert auch einiges an Geschick. Nur halt nicht das Geforderte.

    Und nun, die Umformulierung mit Zielpublikum «hochgebildete Geisteswissenschaftler»:
    Hier ist eine Überarbeitung des Textes, die speziell für Geisteswissenschaftler formuliert ist:

    «Die gegenwärtige Diskurslandschaft wird durch eine strategische Manipulation von narrativen Erzählungen geprägt, die subtile semiotische Mechanismen nutzt, um einen paradigmatischen Raum für emergente stochastische Gewaltphänomene zu erzeugen. Durch die konzertierte Verbreitung rhetorischer Hetze werden semantische Vorbedingungen geschaffen, welche die latente Gewaltpotenziale im sozialen Gefüge aktivieren.»
    Zugegeben, der Umfang hat sich gesteigert, die Wortwahl erinnert jedoch sehr äh frappant/korreliert mit/ist kongruent zur Initialformulierung.

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