Below zero

Man kann’s nur noch auf Englisch sagen, was mit Tamedia passiert.

Jacqueline Büchi interviewt die «Anti-Rassimus-Trainerin», Pardon, die «Vermittlerin für Rassismuskritik» Tupoka Ogette. Vermittlerin für? Oder von? Wäre es schon rassistisch, Ogette mangelhafte Beherrschung der deutschen Sprache vorzuwerfen?

Da haben sich zwei getroffen. Büchi ist schon mehrfach unangenehm aufgefallen, indem sie wie Philipp Loser ungefragt Zensuren erteilt: «Die Gesamtregierung muss Haltung zeigen und den Brandstifter in die Schranken weisen. Sonst riskiert sie ihre eigene Glaubwürdigkeit – und den Frieden im Land.» Glücklicherweise ist die Schweiz damals knapp an einem Bürgerkrieg entlanggeschrammt – obwohl der Bundesrat den angeblichen «Brandstifter» Maurer nicht in die Schranken wies.

In jeder anständigen Zeitung hätte das eine Abmahnung und ein längeres Sensibilisierungstraining abgesetzt. Aber doch nicht bei Tamedia. Da darf Büchi sogar auf unterstem Niveau dem Schwesterblatt «SonntagsZeitung» und ihrer Kollegin Michèle Binswanger eine reinwürgen, ohne dass sie daran gehindert wird.

Ogette ihrerseits ist eine sehr geschäftstüchtige Vermarkterin des Themas Rassismus. Mit Büchern, Kursen, Webseite und der Tupokademie. Ein weiteres Beispiel eines Interviews, indem die «Journalistin» einfach unkritische Stichwortgeberin ist, damit die Gesprächspartnerin unwidersprochen das sagen kann, was sie sagen will. Inklusive banale Flachheiten: «Wir sind alle in einer Welt gross geworden, in der Rassismus Teil der Gesellschaft ist. … Wir alle haben in diesem Rassismus gebadet, haben ihn internalisiert. Auch ich als negativ Betroffene.»

Selbst Slapstickeinlagen werden heutzutage nicht mehr aus Interviews gekippt: «Kennen Sie das Zürcher Sechseläuten? – Nein.»

Macht ja nix, also erzählt Büchi den Vorfall mit den Zünftern in Baströckchen und holt sich die überraschende Antwort ab: «Gibt es einen Kontext, in dem ein solcher Auftritt akzeptabel wäre? – (lacht ungläubig) Nein! Punkt.»

Pardon, natürlich ist ein solcher Auftritt im Kontext eines privaten Zusammenseins unter Ausschluss der Öffentlichkeit akzeptabel. Oder soll nun selbst in diesem Bereich Zensur herrschen, bei der Typen wie Büchi oder Ogette bestimmen, was erlaubt ist und was nicht?

Dann wärmt Büchi die längst abgehandelte Story um Sascha Ruefers Off-the-record-Satz über den Captain der Nationalmannschaft auf. Obwohl sich sogar der Tagi darin einig war, dass es sich hier um eine in keinem Kontext als rassistisch zu qualifizierende Aussage handelt, tritt Büchi nach und gibt Ogette die Möglichkeit, nachzubrettern: «Einer, der in der Schweizer Nationalmannschaft ist und für das Land spielt, ist also kein Schweizer. Wer denn dann? Das ist klassisches «Othering». Hier sind wir, da die anderen.»

Statt diesen Unsinn zu hinterfragen, legt Büchi nach: «Ruefer wehrte sich, er habe den Satz nicht diskriminierend gemeint. Im Kontext sei die Aussage wie folgt zu verstehen: Xhaka funktioniere als Führungsfigur nicht typisch schweizerisch-zurückhaltend. Er sei forsch und setze sich hohe Ziele.»

Stichwort für Ogette: «Diese Klischees! Ist ein weisser Firmenchef, der führungsstark auftritt, also auch kein typischer Schweizer? Der zentrale Punkt ist: Bei Rassismus geht es nicht um die Intention, sondern um den Effekt. Ich kann auch rassistisch sein, ohne es zu wollen.»

Alleine in diesen Gesprächsausschnitten gäbe es genügend Gelegenheit für einen kritischen Journalisten, nachzuhaken, nachzufragen, was das denn heissen soll, man könne auch rassistisch sein, ohne es zu wollen zum Beispiel. Woher nimmt Ogette die Autorität, das selbstherrlich entscheiden zu können? Weil sie selbst schwarz ist? Bedeutet das denn, dass sie weder willentlich noch unwillentlich rassistisch sein kann? Aber sogar unwillentlich die Entscheidungshoheit darüber hat, was rassistisch sei?

Stattdessen macht Büchi sogar noch einen unterwürfigen Kotau:

«Finden Sie es anmassend, wenn ich als weisse Journalistin diese Fragen stelle?»

Die Interviewte konzediert gnädig: «Hm. (überlegt) Ich nehme an, das ist Teil Ihres Jobs.»

Spätestens hier müsste jeder Interviewer mit etwas Ehre oder journalistischem Anstand im Leib nachfragen, was dieser Ogette eigentlich einfalle, so herablassend, präpotent und überheblich zu antworten. Aber doch nicht Büchi. Die lässt sogar Ogette unwidersprochen behaupten, dass die Bücher über Pippi Langstrumpf umgeschrieben werden müssten. Nur im Tagi ist dann ein solcher Satz möglich: «Nicht nur, dass der Südseekönig im Original N****-König hiess.»

Der hiess und heisst Neger-König, liebe Frau Büchi, das darf und muss heute weiterhin gesagt werden.

Ein Interview, das war einmal ein spannender, verdichtete Dialog auf Augenhöhe eines vorbereiteten, kritischen Journalisten mit einer Person, die etwas zu sagen hat. Bei Tamedia ist das inzwischen zum Stichwortgeben für mässig interessante Menschen geworden, die ohne einer einzigen kritischen Frage ausgesetzt zu sein, ihre Message multiplizieren dürfen.

Wir wiederholen die gleiche Frage: wer soll denn dafür etwas bezahlen wollen?

 

9 Kommentare
  1. Niklaus Fehr
    Niklaus Fehr sagte:

    Warum hat eigentlich die Firma Schwarzkopf keine Probleme mit ihrem Namen? Man hätte ja die Mohrenköpfe in Schwarzköpfe umtaufen können.

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  2. Eveline Maier
    Eveline Maier sagte:

    Bei der Verwendung des Begriffs «die Weißen», fühle ich mich äußerst unwohl und fordere sie Frau Büchi auf, diese stereotype Bezeichnung ab sofort zu unterlassen, weil sie diskriminierend, ausgrenzend und beleidigend ist! Schließlich bin ich nicht «weiß», sondern verfüge je nach Besonnung über verschiedene Farbnuancen von Bikinizonenblass bis Kakaocremebraun. Bitte nutzen Sie die politisch korrekte Bezeichnung «Mensch aus dem europäisch kaukasischem Kulturkreis mit zumeist wenig pigmentierter bis heller Hautfarbe, die aber bei stärkerer Sonneneinstrahlung auch rot oder braun werden kann». Etwas mehr Kultursensibilität muss man schon erwarten dürfen.

    Eine weitere Bitte as sie Frau Jacqueline Büchi: Würgen sie bitte die wichtige publizistische Stütze Michèle Binswanger nie wieder. Es könnte bei ihnen das gleiche passieren, wie soeben beim geschassten Dienstchef M.P beim SRF-Farbfernsehen.

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    • Frederic Davide
      Frederic Davide sagte:

      «Mensch aus dem europäisch kaukasischem Kulturkreis mit zumeist wenig pigmentierter bis heller Hautfarbe, die aber bei stärkerer Sonneneinstrahlung auch rot oder braun werden kann».

      Wow, Frau Maier (in der Annahme, dass Sie dem Ihnen bei Geburt ‹zugewiesenen› Geschlecht treu geblieben sind), «you made my day», wie unsere Kinder wohl sagen würden. Das nenne ich mal eine einprägsame, Anwender freundliche und Alltags taugliche und prägnante Kurzdefinition …😉

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    • Victor Brunner
      Victor Brunner sagte:

      Michele Binswanger dürfte die einzige respektable Journalistin beim Tagi-Belle sein. Büchi mit dem Interview nur peinlich, Ogette die völlig undifferenziert urteilt, typische Eigenschaft von PoCs die sich in der Öffentlichkeit sonnen, Büchi die nicht kritisch nachfragt. Peinlich ist das Motto von Büchi, auch in ihrem Kommentar zur ETH Studie. Ergebniss passen ihr nicht, dann wird die Studie in Frage gestellt, während die bei Ogette an den Lippen hängt!

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  3. René Küng
    René Küng sagte:

    Frau Bernhard, ich mag mit Ihnen so gern ’streiten› wie mit dem Chef.
    Weil, nicht alles was ‹gratis› (und auch ich bin kein Mega-Sponsor) ist nix wert – in dem Sinn das wohltuend, bissig, eigensinnige Gegenbeispiel zu all dem ferngesteuerten Schrott, den Herr Zeyer für uns noch sortiert, den super-toxischen Sondermüll etikettiert.
    Köstlich:
    zackbum als Baumschützer, geistiges Energie-Windrad und alt er native bänk: Slavica-Medaille, die mehr wert ist, als wenn die verwickelten Greenpeace, Amnesty oder die gepressten CHedien-Vereinigung dem grossen Mini-Portal eine Referenz vorheucheln würden.
    Wer im Golden Age der Gesellschaft mehr zurück gibt als er (ungefragt, unbezahlt, ungeliebt) wohl je genommen hat, der kann – meist – ruhig schlafen.

    Und damit er uns hellwach jeden Morgen wieder erfrischt und um beim Thema zu bleiben:
    die Büchi ist nur ein MosaikstEi unter Vielen des verdienerten Oberchefs, wie das Niewo bei allen TagwieNacht-Zeitungen weitum tiefer gelegt wurden.
    Nicht, weil es keine noch denkenden Journalisten oder Blondinen mehr gäbe, aber weil die nicht mehr gewollt, geduldet, angestellt bleiben.

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  4. Slavica Bernhard
    Slavica Bernhard sagte:

    Mässig interessant? Besser: Überflüssig! Wer bezahlt noch für den Sch….?
    Der Tagi sollte es wie Ricardo machen: Reinstellen ist gratis! Allerdings wurde auch Ricardo zugemühlt und immer wieder massiv verteuert. Tamedia halt!

    PS: Dank René Zeyer kann im Schweizer Pressewald massiv Geld, Holz und Strom gespart werden. Nur fehlt noch das Abo, um Zackbum auf sichere Füsse zu stellen, was bei den wirtschaftlichen Kenntnissen des Autors doch erstaunlich ist. (Milosz Matuschek?)

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