Springers Meisterstück
Kaufen statt selber machen. Auch so geht’s.
Als der Springer-Verlag im August 2021 eine Milliarde Dollar auf den Tisch legte, um den «Politico»-Verlag zu kaufen, ging eine Raunen durch die Runde.
Das US-Blatt erscheint im Print nur während den Sitzungszeiten des Kongresses als Tageszeitung mit einer bescheidenen Auflage von 40’000 Exemplaren. Gegründet wurde es 2007, eine europäische Ausgabe gibt es seit 2015, natürlich auch auf Englisch.
Sozusagen als Kollateralschaden kostet das den «Bild»-Chefredaktor Julian Reichelt endgültig den Job. Denn als die NYT über die Zustände bei «Bild» berichtete, im Zusammenhang mit diesem Ankauf, wollte sich Springer blitzschnell US-Gebräuchen bei der Verfolgung von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz anschliessen.
Aber das nur nebenbei. Wichtig ist, dass sowohl die US-Ausgabe wie auch die europäische im Internet vorführt, wie moderner Politjournalismus heutzutage geht. Aktuell zeigt das gerade die Berichterstattung über die «Pentagon Leaks». Also die Veröffentlichung streng geheimer Dokumente, die belegen sollen, welche militärische Unterstützung die USA der Ukraine gewähren und mit welchen Mitteln sie dort helfen.
Auch wenn «Politico» natürlich nicht die Quelle ist (lustigerweise kamen die Papers über eine Gaming-Plattform in Umlauf), zitieren die meisten deutschsprachigen Medien wie der «Spiegel» das US-Polit-Magazin – oder schreiben ihm einfach ohne Quellenangabe ab.
Besonders bunt treibt’s hier mal wieder Tamedia. Obwohl der Konzern eine Klage gegen den «Spiegel» wegen des Rufmord-Artikels von Anuschka Roshani erwägt, schreibt er einfach dem deutschen Nachrichtenmagazin ab. Das seinerseits bei «Politico» abschreibt.
Auszug aus dem «Spiegel»-Abschreibtext:
«Das Material soll unter anderem Informationen zu Waffenlieferungen an die Ukraine und Angaben zum Munitionsverbrauch beinhalten. Es gibt auch Landkarten, auf denen der Frontverlauf eingezeichnet ist, und Standorte russischer und ukrainischer Truppenverbände und deren Mannschaftsstärken. Einige der als »geheim« gekennzeichneten Schriftstücke stammten vom Februar und März, wie das Nachrichtenportal »Politico« berichtete.»
Auszug aus dem Tamedia-Abschreibabschreibtext:
«Die veröffentlichten geheimen Dokumente beinhalten US-Medienberichten zufolge unter anderem Informationen zu Waffenlieferungen an die Ukraine und Angaben zum Munitionsverbrauch. Es gibt auch Landkarten, auf denen der Frontverlauf eingezeichnet ist, und Standorte russischer und ukrainischer Truppenverbände und deren Mannschaftsstärken. Einige der als «geheim» gekennzeichneten Schriftstücke stammen vom Februar und März, wie das Nachrichtenportal «Politico» berichtete.»
Während aber die deutschsprachigen Medien mit diesem Wiederkäuen beschäftigt sind, dreht «Politico» die Story natürlich weiter und berichtet aus dem Innern des US-Verteidigungsministeriums. Dort sei man «sick to the stomach» über diese Veröffentlichungen, was man mit «ist mir übel» dezent übersetzen könnte.
Ein weiterer Artikel befasst sich damit, wie US-Abgesandte ihre verbündeten Spionagepartner besänftigen wollen, obwohl:
«One said that members of the Five Eyes — the intelligence consortium of the United States, Canada, United Kingdom, Australia and New Zealand — have asked for briefings from Washington but have yet to receive a substantive response.»
Was übrigens in angelsächsischen Medien verwendete anonyme Quellen von europäischen unterscheidet: sie existieren …
Wer selbst austesten will, welche Distanz in der Dichte und Kompetenz des Dargebotenen zu deutschsprachigen Medien existiert, soll doch einfach – etwas Englischkenntnisse vorausgesetzt, ansonsten gibt es zufriedenstellende Simultanübersetzungs-Apps – zu jedem beliebigen Zeitpunkt einen Blick auf die Homepage werfen.
Sonst noch Fragen? Ach ja, das Angebot ist gratis, die US-Ausgabe hat 700 Mitarbeiter, davon mehr als die Hälfte festangestellte Redakteure. Politico Europa hat 200 Angestellte …
Bonus,
die germanische Lokal-Posse. Ein Akademiker-Suppenhuhn verdünstete letztens ihre Studie, dass Covid-Skeptiker, Kritiker, Pandemie-Häretiker oder wie immer Volksmund zu titulieren beliebt, alle bloss blinde Hühner seien.
Zur Beruhigung, ‹wir› Mehrheit haben fast alles richtig.
Und zufällig erscheint dieses Gebräu identisch in 200 plus Schmierblättern im gesamten germanischen Sprachraum, zeitgleich.
Gefolgt von der frohen Botschaft von ‹wir› WHO: mindestens 1 Million Leben gerettet.
How sweet the Duft…….. wer kann da widerstehen.
Schon interessant,
gestern der Artikel über die Schweizer Version von Filz: treu, verschwiegen, eisern bis ins Grab.
Seriöser als jede Mafia-Version.
Damit HerrFrau Schweizer ruhig schlafen kann, 0 Kommentare, alle haben unsere Eigenart in Fleisch und Blut.
Während Österreich mindestens noch amüsiert Walzer tanzen darf zu den Skandalen.
Heute Politico mit 700 Regaktueren, wie viele von denen auf der (in)direkten Lohnliste von CIA bzw den Milliarden PR-Budgets der US-Marionetten Direktion?
Auf den Verschwörerkanälen wird rum geboten, dass dieses Liek so zufällig by nobody hingezaubert wurde, wie das Loch im OstseeEimer…
Herr Zeyer, was glauben Sie noch, was von den US-Profis in die Fressnäpfe der All Lieirten gegossen wird?
Ob’s um Gesundheit, Finanzen, Krieg oder NEWS geht, alles nur noch eine stinkende Brühe.
Eine dekadent-korrupt-widerliche Bande, die alle unnützen Fresser möglichst schnell unter ein chinesisch gefärbtes Kontrollsystem bringen wollen – wo dann Politico & Co die zertifizierte Wahrheit verstäuben.
Früher war mal Bauchgefühl, heute reicht auch die Nase, um das Gift, die Dämpfe, den Gestank dieser Wolken auf Distanz mit zu bekommen.
Ausser man steht auf, ist konditioniert, auf penetrantes Parfüm,
oder vertraut der NZZ: weiter spritzen, boostern, glauben, Leute!
Vor Jahren sagte mir ein Militärattaché bei einem Botschaftsempfang, dass POLITICO als eines der raffiniertesten Sprachrohre Washingtons eines der besten OSINT-Instrumente sei, um die Weltsicht der US-Regierung zu studieren.
Wer also wissen will, wie Washington die Welt sieht oder wie Washington will, wie Sie diese zu sehen haben, sollte es unbedingt lesen.
Die kritischen und neugierigen Journalisten, eine definitiv aussterbende Spezies in den Mainstream-Medien, könnten sich das Motto «Audiatur et altera pars» zu eigen machen – «Die Gegenseite muss gehört werden» – und statt nur die Ansichten von Politico, Der Spiegel, NZZ usw. zu lesen, würden sie zum Beispiel auch untersuchen, was Russland oder China von diesen Leaks hält.
Der in Russland lebende deutsche Journalist Thomas Röper bietet, was man in den westlichen Medien nicht erfährt, nämlich die Sicht Russlands und manchmal auch Chinas auf das Weltgeschehen, einschließlich der Pentagon-Leaks. Sein neuester Artikel trägt den Titel: “Hinweise auf bewusste Desinformation der US-Geheimdienste nehmen zu. Waren die Pentagon-Leaks das, was die offizielle Version sagt? Oder wurden sie von den US-Geheimdiensten bewusst gestreut, um den Gegner zu täuschen und bestimmte Regierungen unter Druck zu setzen?”
https://www.anti-spiegel.ru/2023/hinweise-auf-bewusste-desinformation-der-us-geheimdienste-nehmen-zu/