CS und «Republik»: Unterschiede?

Alles nur eine Frage der Nullen.

Mal Hand aufs Herz, wer erkennt fünf Unterschiede zwischen dem Online-Medium «Republik» und dem Geld-Medium Credit Suisse? Abgesehen von der Anzahl Nullen? Also der Anzahl Nullen hinter der Zahl, die angibt, wie viel Geld verröstet wird. Oder der Anzahl Nullen, die in führenden Positionen sind.

Immerhin einen Unterschied gibt es, ganz klar. Bei der «Republik» ist der Verwaltungsratspräsident zurückgetreten, seine beiden Kollegen wollen es ihm so schnell wie möglich nachmachen. Ob sie sich mal mit den einschlägigen Bestimmungen bezüglich Haftung von VR vertraut gemacht haben? Aber eigentlich müsste sich niemand Sorgen machen. Weder beim «Kosmos», noch bei der «Republik» und schon gar nicht bei der CS wird auch nur einem Verantwortungsträger ein Haar gekrümmt werden, geschweige denn, ins Portemonnaie gegriffen.

Kontinuität ist auch keine Qualität, die «Republik» oder CS auszeichnet, somit haben wir hier eine zweite Gemeinsamkeit. Allerdings gibt es bei der «Republik» eine «Stabsstelle Chefredaktion». Eine solche Position wurde bei der CS für abgehalfterte CEO nicht geschaffen.

Aber beim Geldverrösten geben beide Buden ihr Bestes, und das ist nicht wenig. Natürlich hat hier die CS ganz andere Möglichkeiten als die «Republik». Daher sind bei deren Zahlen ein paar Nullen mehr hintendran. Aber  eine gewisse Ähnlichkeit gibt es wiederum bei der Art finanzieller Probleme. Bei der «Republik» sind sie steuerlicher Art, was für ein Blatt der Steuerehrlichkeit, das sich dem Kampf gegen Steuerhinterzieher gewidmet hat, eher peinlich ist.

Bei der CS sind sie Reinfälle von anderem Kaliber, Kredite an ein korruptes und armes Land in Afrika, an einen vorbestraften Geschäftsmann, an einen Hasardeur mit einem windigen Geschäftsmodell. Bei beiden Buden scheint die Compliance, das Controlling, nicht wirklich geklappt zu haben, obwohl dafür ein Heidengeld ausgegeben wird. Und beide versuchen, diese Desaster schön- und kleinzureden.

Ganz nahe beieinander sind die beiden Hohlgefässe beim Verstreuen von Worthülsen. Bei beiden existiert das Wort Krise nicht. Höchstens als Chance, als Neustart, als Schärfung der Strategie. Wobei man zugeben muss, dass die Leerformel vom «laserscharfen Fokussieren» eigentlich von Wortschnitzern der «Republik» stammen sollte, aber von der CS erfunden wurde.

Beide wiederum bedanken sich artig bei abgehalfterten Führungspersonen, seien das Chefredaktore oder CEOs. Allerdings hat hier die «Republik» die Besonderheit, dass sie seit langer Zeit die Position des CEO a.i. kennt. Wiederum gemeinsam ist beiden, dass unabhängig vom Geschäftsgang branchengemäss üppige Gehälter bezahlt werden. Auch für Berater, Sesselfurzer, für Positionen, die eigentlich kein Mensch braucht, die aber mal geschaffen wurden.

Man muss auch sagen, dass beiden Trümmelunternehmen zunehmend ihre eigentliche Aufgabe etwas aus dem Gesichtsfeld rückte. Bei der «Republik» wäre das das Verfassen von interessanten Essays, spannenden Reportagen, aufsehenerregende Enthüllungen. Bei der CS wäre es die Beherrschung von Risiken, mehr Geld einzunehmen als rauszuhauen, bei beiden das Herstellen von Vertrauen in die Geschäftstätigkeit und Zukunftsfähigkeit.

Oder ganz einfach; eine überzeugende Antwort auf die Frage zu geben: wozu braucht’s euch eigentlich? Geldgeschäfte beherrschen auch Postfinance, ZKB oder Raiffeisen. Buchstabensortieren wird auch von Tamedia, CH Media oder NZZ gewährleistet.

Nun gibt es zwischen kapitalistischen und sozialistischen Wirtschaftssystemen einen entscheidenden Unterschied. Im Kapitalismus ist eine Entität, die in keiner Form Mehrwert produziert, überflüssig, zum Untergang verurteilt und wird auch aus ideologischen Gründen nicht künstlich beatmet. Ausser, es handelt sich um ideologische Produkte wie «TagesWoche», «Kosmos» oder «Republik». Aber auch das regelt sich mit der Zeit …

1 Antwort
  1. Rolf Karrer
    Rolf Karrer sagte:

    Wunderbar festgestellt:

    «Buchstabensortieren wird auch von Tamedia, CH Media oder NZZ gewährleistet».

    Im zweiten Halbjahr 2022 hat das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) insgesamt 44 neue oder revidierte Berufe genehmigt und erlassen: Sechs in der beruflichen Grundbildung und 38 in der höheren Berufsbildung.

    Der Beruf eines «Buchstabensortierers» wird bestimmt auch noch seine staatliche Evaluation bekommen. In der Grundbildung wäre dieses neue Berufsbild das Sprungbrett für höhere Aufgaben im angewandten Journalismus.

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