Wer einmal lügt …

Weitere Faktenchecks zu Roshanis Behauptungen im «Spiegel».

«Das Mobbing mir gegenüber aber ging weiter: Ohne Anlass nutzte Canonica auch den neuen Redaktionsalltag für meine Diskreditierung; machte gern schlüpfrige Bemerkungen, wie beim Weihnachtsessen 2019, als er, zu einem journalistischen Selbstversuch von mir, grinsend bemerkte, dass LSD sicher geil mache. Einem Reporter sagte er – ich war in Hörweite –, dieser dürfe mir nichts glauben, ich würde generell ‚Bullshit‘ von mir geben.»

Das ist eine Textstelle aus dem vierseitigen Pamphlet, das Anuschka Roshani Anfang Februar im «Spiegel» veröffentlichte. Darin beklagte sie sich über Mobbing, Entwürdigung, sexuelle Anspielungen und überhaupt ein unerträgliches Verhalten des ehemaligen «Magazin»-Chefredaktors Finn Canonica. Der habe sie sowohl unter vier Augen wir auch coram publico auf das Übelste verbal angegangen.

Dem «Spiegel» gab es dabei nicht zu denken, dass es sich hier um die Rache einer Entlassenen handeln könnte, die vorher vergeblich versucht hatte, den Stuhl ihres damals amtierenden Chefredaktors zu besteigen und ihn intern nach Strich und Faden gemobbt hatte.

ZACKBUM hat bereits die im Artikel aufgestellten Behauptungen einem Faktencheck unterzogen, soweit das aufgrund vorliegender Dokumente wie dem Untersuchungsbericht von Tamedia oder Aussagen anderer Beteiligter möglich war.

Dabei verwendete ZACKBUM fünf einfache Kriterien zur Bewertung der Tatsachenbehauptungen von Roshani:

  1. Was ist reine Rhetorik und Demagogie?
  2. Welche Anschuldigung stimmt?
  3. Welche stimmt nicht?
  4. Welche beruht auf Hörensagen?
  5. Welche kann nicht beurteilt werden?

Das Ergebnis ist ernüchternd: von 33 überprüften Behauptungen fallen 8 unter Rhetorik und Demagogie, 9 sind Hörensagen, 3 können nicht beurteilt werden, 24 halten einer Überprüfung nicht stand, und nur 2 treffen zu.

Die oben zitierte Behauptung von Roshani wurde bereits zurückgewiesen, da sich das Geschilderte nicht im Redaktionsalltag abspielte und wohl kaum als Beispiel für Mobbing herhalten könnte.

Laut Roshani hätten diese Aussagen, dass LSD sicher geil mache und die Bemerkung gegenüber einem Reporter, Roshani erzähle «generell «Bullshit»», am Weihnachtsessen 2019 stattgefunden.

Das kann nun schlichtweg nicht sein. Nicht deswegen, weil Canonica diese beiden Aussagen bestreitet. Nicht deswegen, weil es für beide keine Zeugen gibt (der Name des «Reporters» wird nicht genannt, beim LSD-Spruch steht Aussage gegen Aussage, wobei Canonica nicht beweisen müsste, was er laut ihm NICHT gesagt hat).

Das kann er aber beweisen. Denn es gab 2019 gar kein Weihnachtsessen. Weder vor noch nach Weihnachten. Das muss Roshani entfallen sein. Aber ohne Weihnachtsessen auch keine Bemerkungen von Canonica. Also ist diese Darstellung frei erfunden.

Es gibt eine ganze Reihe weiterer Behauptungen von Roshani, die über die schon widerlegten hinaus beweisbar falsch sind. Einfache Aussagen wie «Ich war die Einzige, die übrig war aus dem alten Team …»; das ist leicht mit der Realität zu widerlegen; es ist unverständlich, wieso Roshani diese Falschbehauptung aufstellt.

Schwerwiegender ist diese Unwahrheit: «Eine Kollegin entließ er ohne Vorwarnung.» Auch das ist nachweislich falsch, wenn man den Namen der Kollegin kennt und auch weiss, wie sich diese Entlassung in Wirklichkeit abgespielt hat.

Dann gibt es noch einen besonders widerwärtigen Vorwurf, weil der sich nicht auf Roshani selbst bezieht: «Nicht mal Canonicas Affäre mit einer Untergebenen und den damit verbundenen Machtmissbrauch fand das Unternehmen als Vorwurf erheblich genug: Erst bevorzugte Canonica seine Geliebte, ohne daraus einen Hehl zu machen, ging mit ihr auf Dienstreisen, dann, nach dem Ende des Verhältnisses, verbot er uns, mit ihr zu kommunizieren.»

Es kann als erstellt betrachtet werden, dass es eine solche Affäre nie gab, Canonica daher auch seine angebliche Untergebene und Geliebte nicht bevorzugt behandelt oder auf Dienstreisen mitgenommen haben kann, geschweige denn der Redaktion nach Beendigung des Verhältnisses die Kommunikation mit der Nicht-Genannten verboten habe.

Wer solche zutiefst verstörenden und ehrverletzenden Behauptungen aufstellt, die einer Überprüfung allesamt nicht standhalten, hat nicht nur straf- und zivilrechtliche Konsequenzen zu gegenwärtigen.

Was hier – unter Mithilfe des «Spiegel» – passiert ist, ist schlichtweg Rufmord. Dass die anderen Medien, angefangen von CH Media über Ringier und sogar NZZ und «Die Zeit», mit angeblichen anonymen Zeugenaussagen weiterhetzten, ist schlichtweg widerwärtig. Dass kein einziges Medium – ausser ZACKBUM – sich die Mühe machte, die Behauptungen von Roshani einer Überprüfung zu unterziehen, ist beelendend. Dass keiner der zahlreichen angeblichen Zeugen bislang den Mut hatte, nicht nur anonym im «Schweizer Journalist», sondern auch mit Namen zur Aussage zu stehen, dass die Behauptungen von Roshani, soweit sie von anderen Redaktionsmitgliedern überprüfbar sind, allesamt falsch seien, ist ein Ausdruck von unglaublicher Feigheit.

Wer bei der Preisverleihung für den «Journalist des Jahres» miterleben musste, wie der Preisträger Christof Gertsch als Mitarbeiter des «Magazins» sich wand und herumdruckste, als er gefragt wurde, was er denn zum Skandal ums «Magazin» zu sagen habe, der wusste wieder einmal, was fremdschämen bedeutet. Nach einem peinlich langen Schweigen quetschte Gertsch heraus, dass er dazu «aus tausenderlei Gründen» nichts sagen wolle. Dabei gibt es nur einen Grund: mangelnde Zivilcourage.

Während aber ein Vorwurf nach dem anderen von Roshani in sich zusammenfällt, schweigen nun die Medien, die zuvor Canonica hemmungslos verurteilten. Die NZZ drosch noch auf die liebe Konkurrenz und auf Roger Schawinski ein, der als Einziger Recherchierarbeit geleistet hatte und Canonica Gelegenheit zur Stellungnahme gab. Das eigene Fehlverhalten würdigte die NZZ aber keines Wortes.

Nun ist tiefes Schweigen ausgebrochen, ausser der kurzen Meldung, dass Canonica rechtliche Schritte eingeleitet habe. Aber selbst wenn er damit vor Gericht triumphiert: sein Name bleibt beschmutzt, er ist als Journalist tot, er ist toxisch und wird grosse Schwierigkeiten haben, jemals wieder eine adäquate Anstellung zu finden. Gibt es wenigstens Sanktionen gegen Redakteure wie Salome Müller, die in der «Zeit» Behauptungen von Roshani im Indikativ als feststehende Tatsachen schilderte? Nein. Die «Zeit» antwortet nicht einmal mehr auf wiederholte Anfragen.

Gibt es Entschuldigungen oder wenigstens Richtigstellungen in all den Medien, die mitgehechelt und mitgehetzt haben, das Narrativ von Roshani im #metoo-Wahn ungeprüft übernahmen? Nein.

Ist das alles verzeihlich? Nein.

5 Kommentare
  1. René Küng
    René Küng sagte:

    Herr Zeyer, das ist Long Covid
    Schweigen, weil alles so abgründig verlogen, peinlich, tödlich ist – so flüchten sich ‹Erwachsene›.
    Ähnlichkeiten sind rein zufällig.

    Immerhin, nach dem Virus-Krieg, Ukraine-Krieg, Geschlechter-Krieg wird beim anrollenden Krieg gegen unser aller Portemonnaie nicht geschwiegen, da trompetet es gehörig im Lande…

    Dabei braucht’s bald kein Portemonnaie mehr, was die Braven noch abbekommen, kommt auf unsere Digitale ID, mit klaren Vorgaben ob, wann, wo, wie lange wir was damit noch kaufen können.

    Mit dem Ausmass an vorhandener Zivil-Courage sieht’s nicht blendend aus im Land.

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    • René Küng
      René Küng sagte:

      Ps Mit dem Titel ‹Wer einmal lügt …›
      und dem Phöteli könnten Sie einen neuen blog/website aufmachen.
      Oder wenn der Schwung reicht, gleich ein neues Print-Organ: ‹Die Zeit›

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  2. Victor Brunner
    Victor Brunner sagte:

    Anuschka Roshani und Salome Müller, Schwestern im Geiste. Halbwahrheiten, Lügen sind Teil ihres journalistischen Geschäftes. Dann abtauchen, verkriechen. Die Redaktionen von SPIEGEL und ZEIT haben trotz Wissen nicht berichtigt, zeigt wie die Verantwortlichen der beiden Blätter Journalismus definieren. Auch Staatssender SRF hat bewiesen dass feministische Solidarität wichtiger ist als Fakten und Anstand und hat der Frau mit der langen Nase noch ein Podium geboten!

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    • Rolf Karrer
      Rolf Karrer sagte:

      Diesen Pinocchio-Nasen müssen wieder gute Manieren beigebracht werden. Eine Gegendarstellung reicht nicht in einem solch skandalösen Rufmord.

      Auch den feigen Medien SPIEGEL und ZEIT müssen Anstand und Gepflogenheiten (gute Sitten) beigebracht werden. Solche boshaften Diffamierungen werden diese beiden Medien (und weitere) nicht Aussitzen können.
      Eine gerichtliche Beurteilung ist dringend nötig. Bin mir sicher, dass es ein teures Loch in ihre Redaktionsbudgets bringen dürfte…….. Teuer muss es werden, aus Gründen dieser unredlichen Motive der Rufschädigung.

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