Verwirrter «Blick»
Sieht so kompetente Auslandberichterstattung aus?
ZACKBUM sagt weiterhin nichts zur Ukraine. Aber zur Berichterstattung darüber. Diesmal haben wir ein besonderes Schmankerl: die ungebremste Achterbahnfahrt von Sven Ziegler, seines Zeichens «Redaktor News» beim «Blick».
Einsteigen, festschnallen, Bügel runterklappen. Der Teaser auf der Homepage verspricht viel:
Wow, «Blick» enthüllt weltexklusiv einen «Geheim-Plan» normalerweise eher ein Geheimplan. Aber Rechtschreibung ist eben auch geheim für den «Blick».
Der Titel des Artikels enttäuscht dann gewaltig, kein Geheimplan mehr, nicht mal mehr ein «Geheim-Plan»:
Ist aber mal wieder ungeschickt von diesem Prigoschin; enthüllt doch einfach seinen «Geheim-Plan», das Schusselchen. Dabei geht’s im Kreml und auf dem Roten Platz und überhaupt rund: «Hinter den Kulissen tobt ein erbitterter Machtkampf.» Wenn das Putin wüsste!
Aber welchen nicht mehr so geheimen Plan hat den Prigoschin «enthüllt»? Nächste Kurve auf der Achterbahn, der Magen kitzelt das Halszäpfchen: «Laut der US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) plant Prigoschin, die Wagner-Gruppe als «eine militärische Organisation parallel zur russischen Armee» aufzustellen.»
Also eine US-Denkfabrik enthüllt stellvertretend für den Söldner-Chef dessen Geheimplan. Wahnsinn. Aber der ist ja auch ein ganz Schlimmer, Achtung, neue Kurve: «Laut dem Wagner-Chef wurden jüngst in 42 russischen Städten Zentren zur Rekrutierung von Söldnern eröffnet. Diese sind unter anderem in Schulen platziert. Prigoschin will also auch Jugendliche für seine Ideen begeistern und in den Krieg ziehen lassen.»
Immerhin scheint er das selbst enthüllt zu haben. Nun werfen wir aber einen Blick in die schwarze Seele des Kremlherrschers, Achtung, kurviger Perspektivwechsel: «Präsident Putin dürfte diese Rekrutierungsoffensive kaum gefallen.» Immerhin, so sicher ist sich Ziegler nicht, deshalb verwendet er ein Modalverb, wahrscheinlich ohne zu wissen, was das ist.
Aber nicht nur Putin ist angepisst, denn da gibt es noch den staatlichen Energieversorger Gazprom, und der wolle auch «bereits in naher Zukunft um Rekruten werben. Dafür soll Gazprom eigens eine Ermächtigung beim Kreml eingeholt haben – sehr zum Unmut von Prigoschin.»
Wir versuchen krampfhaft, die Mahlzeit im Magen zu behalten und nehmen die letzte Kurve vor dem Artikelende: «Die Machtkämpfe im Kreml gehen somit weiter.» Kein Wunder, dass das militärisch in der Ukraine nicht klappt; in Wirklichkeit fetzen sich Putin, Prigoschin und Gazprom hinter den Kremlmauern, dass es nur so kracht.
BLICK Impressum:
Sven Ziegler arbeitet seit 2018 für die Blick-Gruppe. Zunächst unterstützte er als Praktikant das Ressort Sport, danach absolvierte er die Ringier-Journalistenschule. Seit 2021 ist er als Redaktor im News-Team angestellt. Seine ersten Schritte im Journalismus machte er nach der Matura in der Lokalredaktion des «Zürcher Oberländer».
Auch bei Ringier gibt es ein «job rotation» Programm, jeder darf schreiben was er will. Voraussetzung, er versteht nichts vom Thema! Vermutlich können sogar gefüllte Gurkengläser die Ringier-Journalisten- schule mit Erfolg abschliessen!
Das Storytelling ist das A und O beim BLICK. Abschreiben, umschreiben und neu verpacken.
Hat nichts mit Journalismus zu tun.
Die schreiben doch alle, was sie müssen und nicht was sie dürfen. So tief könnte sonst keiner sinken. Oder etwa doch?
Sehr geehrter Herr Brunner
Sie können das Elend sehr gut beschreiben.
Dass die Menschen, bzw die Schurnalisten der kapitalistischen Wunderwelten nicht erst in der Ringier-Sule manipuliert, indoktriniert, denkunfähig gemacht werden.
Sondern graduell vom Kindergarten, Primarschule aufwärts, bis die Auserwählten an der HSG & Co dann den Adelstitel ‹Ihr seid die Elite› bekommen – dekoriert zum absahnen. Als Entgelt zum kuschen, nicht denken, mit mischeln im korrupten System Schweiz AG*.
Aber wieso bleiben Sie dann auf Ihrem Credo sitzen, bei uns sei doch die Sache noch ok. Oder der Selbstberuhigung: bei uns doch immer noch besser als sonstwo?
Und kommen Sie mir nicht mit der Anschwärze, ich solle doch bei Putin oder in China.
Wir sollten vor unserer eigenen Haustüre hinsehen.
*Abgesehen von den vorhandenen, verbliebenen, innovativen und kreativen Köpfe, die ihr Ding selber durchziehen und eigentliche Wegweiser für die Schweiz sein könnten.