Wie SRF News eine Welle bastelt

Manchmal hilft es, journalistische Leistungen mit etwas Distanz zu betrachten.

Am 8. Februar 2023 waltete «SRF News» seines Amtes und berichtete in mediengemässen 3.55 Minuten über die Erzählungen von Anushka Roshani im «Spiegel». Deren Inhalt war soweit durch, also musste natürlich weitergedreht werden. Ein wenig Drama am Anfang kann nicht schaden, sagte sich die seriöse Nachrichtenredaktion und unterlegte den Opener «Sexismus in der Medienbranche – ein systematisches Problem» mit Bildern einer Männerhand, die auf einem behosten Oberschenkel liegt. Statt sich diese Mühe zu machen, hätte SRF vielleicht eher den Unterschied zwischen systematisch und systemisch gelernt …

Dann wird es abstrus. Eine «Redaktionssitzung» von «ElleXX» wird gefilmt. Hier berichten völlig unbekannte Pseudo-Journalistinnen wie Miriam Suter oder Samantha Olivia Taylor von «krassen Beispielen» wie dass ein Chef gesagt haben soll, als junge Anfängerin solle man demütig sein oder dass es ein Mail gegeben habe solle, das eine anzügliche Bemerkung enthielt. Kleiner Formfehler: natürlich sind das zeitlich nicht genauer bestimmte angebliche Ereignisse mit unbekannten Teilnehmern und völlig ohne Beleg.

Patrizia Laeri behauptet dann, auf ihr Outing, dass vor mehr als 20 Jahren ein SRF-Mitarbeiter sie zu küssen versucht habe, hätten sich mehr als hundert Frauen bei ihr gemeldet, die auch «mit ihrem Namen hinstehen» würden. Kleiner Formfehler: das haben sie bislang nur bei Laeri gemacht. Angeblich.

Fehlt noch etwas? Natürlich, die «Fachexpertin». Auftritt Agota Lavoyer, die selbsternannte «Expertin für sexualisierte Gewalt» mit eher kleinem Fachausweis. Wenn die Postfinance ein etwas schräges Stelleninserat macht, wenn ein Gerichtsurteil in einem Vergewaltigungsprozess zu kritisieren ist – Lavoyer ist zur Stelle. Und lässt sich mit schräge Sachen wie dieser zitieren: «Es sei nicht zuletzt der fehlenden Gleichberechtigung geschuldet, dass sexualisierte und häusliche Gewalt an Frauen in der Schweiz noch immer so verbreitet seien». Sie ist sozusagen die weibliche Ausgabe eines Marko Kovic.

Und kommt auch bei dieser journalistischen Spitzenleistung von «SRF News» zum Handkuss (wenn man das noch sagen darf). Überrraschungsfrei meint sie: «Wir haben in der Schweiz ein Sexismusproblem.» Dazu «Machtasymmetrien, sexistische Kulturen, Blabla». Schlussfolgerung von «SRF News»: «Und Sexismus in der Medienbranche ist offenbar verbreitet.» Beweis? Die Behauptung von Laeri, bei ihr hätten sich über 100 Frauen gemeldet.

Dann folgt noch die lahme erste Stellungnahme von Tamedia «nehmen die Vorwürfe sehr ernst», etwas Selbstgeisselung (Skandal beim Westschweizer Staats-TV!) und tschüss.

Betrachtet man diese knapp vier Minuten journalistisches Versagen mit etwas Distanz, muss man konstatieren: Aufhänger nicht hinterfragt, aus dem Einzelfall Roshani mit untauglichen Mitteln eine Welle gemacht, eine untaugliche «Expertin» befragt, unfundierte Schlussfolgerungen gezogen. Dazu Gratiswerbung für «ElleXX».In jedem Anfängerkurs «wie mache ich einen Vierminüter nicht» könnte das als Paradebeispiel für Ausbildungszwecke verwendet werden. Stattdessen wurde es ausgestrahlt.

Man muss hier den Machern eine gewisse Schamlosigkeit in der Inkompetenz zubilligen.

2 Kommentare
  1. René Küng
    René Küng sagte:

    Nun, wir sind halt ein etwas verkorkstes Tal weit hinten, in hohen Bergen.
    Und nicht mal mehr im Blick darf man blutti Füdli & Busen haben – die Schweiz wird Spitzenwerte im online/strich-Bruttosozialprodukt von XXXElle aufweisen.
    Nein, ich mach mich nicht lustig über reale, vermeintliche oder erzwungene (soll jede/r selber nachdenken), nicht erfüllte Bedürfnisse in einem wohlstands-prüden Land.
    Mit grauenhafter Tendenz in Richtung, dass wir einander nicht einmal mehr anschauen dürfen.

    Wie’s schon ein durchgeknallter Basler Schulchef 2020 ahnte: Augenkontakt vermeiden, das Virus könnte auch so übertragen werden……

    Wir haben Gottseidank keinen Bomben-Krieg im Haus, den andern Krieg haben wir (die MEHRHEIT), wahrscheinlich, im Roulette-Glück fast ohne Nebenwirkungen überstanden. Das CSeck wird die Mehrheit als kleines anonymes Leck im Steuerbescheid 2024 wegstecken –
    darum kann sich Happy-Switzerland getrost in den Geschlechterkampf von Frau Mann reinhängen.
    Die Alten ins bewährte Réduit, Pfote vo de Röschti,
    die Jungen ins Exil von trans.

    Und der BONUS für Pöbel, wir müssen uns gar nicht um die wesentlichen Dinge kümmern, die exponentiell (da sind inzwischen alle Experten) abbrausen.

    Darum hier für alle die zackbum schätzen, weil es zum denken provoziert und kontroverse Anreize noch erlaubt sind – Provokations-Oase – hier ein stark gekürzter Fremdeinwurf:
    ‹Doch sind ein derartiges Online-Verhalten, der asoziale zwischenmenschliche Umgang in Kommentarspalten und die permanente Konfrontation tatsächlich das Spiegelbild der Realität – eine virtuelle Variante unserer Welt? Ein Abbild des alltäglichen gesellschaftlichen Zusammenlebens? Existieren nur noch Echokammern, Verrückte, Idyll-Bremsen, Hass, Hetze und Chaos? Wollen 63 Prozent wirklich weiter freiwillig Maske tragen, wie zahlreiche Umfragen behaupteten? Oder nur die paar Maskenträger in Bus und Bahn, die man seit Aufhebung der Maskenpflicht in Deutschland noch mit dem Stofffetzen sieht? Sprengt Russland wirklich die eigene Pipeline? Oder leiden weite Teile der Bevölkerung an selektiver Wahrnehmung, kognitiver Dissonanz und dysfunktionalem Sozialverhalten, weil sie die Welt über viele Stunden des Tages nur noch via widersprüchlicher Bildschirm- und Display-Erfahrungen erleben?›

    Packungsbeilage: https://transition-news.org/reject-your-idols
    Ein ziemlich langer, spannender Beitrag, der als Ganzes schon eine reine Provokation an den Kommentarspalten-Länge-Messer im Forum-Kontrollteam von zb wäre.
    Der dem duldsamen Mitarbeiter dazu den Job kosten könnte, wenn der Abteilungsleiter von der Qualitäts-Abteilung den Massstab zur Kontrolle ansetzt.
    Denn der Chef ganz oben liest alles, sieht alles und gibt manchmal zu, dass er nicht alles weiss.

    Antworten
  2. Victor Brunner
    Victor Brunner sagte:

    Agota Lavoyer, die selbsternannte «Expertin für sexualisierte Gewalt». Mit dem selbst verliehenen Titel lässt sich mindestens gutes Geld verdienen. Erstaunlich das sie noch nicht über einen Übergriff berichtete der vor 20 Jahren stattgefunden hat!

    Antworten

Dein Kommentar

An Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns Deinen Kommentar!

Schreiben Sie einen Kommentar zu Victor Brunner Antworten abbrechen

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert