Wo ist der Skandal hin?
Nur was man erfindet, hat man exklusiv.
Am 18. Februar vermeldete die «Republik» in ihrem Newsletter: «Jetzt auch die «Schweizer Familie». Diese Woche unterschrieb ein Grossteil der Redaktion dieser Zeitschrift einen Protestbrief an die Geschäftsleitung von Tamedia. Die Journalisten kritisieren darin den Umgang mit Mobbing, Sexismus und Diskriminierung bei Tamedia.»
Das Organ der guten Lebensart stellte das in einen Zusammenhang mit einem «seit Jahren vergifteten Betriebsklima bei Tamedia». Und dem Protestbrief von 78 erregten Tamedia-Mitarbeiterinnen vom März 2021. Alles schlimm, nichts ändere sich, dazu der «Fall Canonica», und dann noch: «Eine Auswertung der Republik zeigt nämlich: Von den 78 Unterzeichnerinnen des Protestbriefs von 2021 arbeitet heute ein Drittel nicht mehr bei Tamedia.»
So viel von der Märchenstunde der überbezahlten und unterbeschäftigten «Republik»-Redaktoren. Die entscheidende Frage stellten sie auch in diesem NL nicht: wieso sagen Daniel Binswanger, immerhin Chefredaktor a.i., und Daniel Ryser, zwei ehemalige Tamedia-Mitarbeiter, nicht, wie es denn im «Magazin» wirklich zu und her ging?
Weil sie nicht die Arschkarte gezeigt bekommen wollen, ganz einfach.
Stattdessen blühende Fantasien, Rachefantasien, die die «Republik» schon mit ihrer unendlich langen Serie über Tamedia auslebte. Offenbar ist man dort unglaublich nachtragend, seit die «SonntagsZeitung» den Versuch der «Republik», an der der ETH einen Skandal herbeizuschreiben, in der Luft zerrissen und beerdigt hatte.
Das sind die Hintergründe. Der Vordergrund: Wie die «Republik» wissen müsste, wurde kein einziger der über 60 anonymisierten Vorwürfe im Protestbrief bis heute verifiziert. Die Unterzeichner verstiessen mit diesem öffentlichen Anschwärzen ihres Arbeitgebers gegen Treu und Glauben und arbeitsrechtliche Bestimmungen. Wohl nicht zuletzt deswegen sind viele von ihnen mehr oder minder freiwillig gegangen, andere wurden schlichtweg nach einer gewissen Schamfrist gefeuert.
Der «Fall Canonica» wird immer mehr zu einem «Fall Roshani», zu einem «Fall Spiegel», zu einem Fall all der Medienorgane, zu denen auch die «Republik» gehört, die mit angeblichen anonymen Quellen arbeiteten, von denen angefüttert wilde Behauptungen aufstellten und auf die Unschuldsvermutung bei Canonica schissen.
Damit aber nicht genug. Seit dieser Meldung vom 18. Februar hat man von diesem neuen, famosen «Protestbrief» aus der Redaktion der «Schweizer Familie» kein Sterbenswörtchen mehr gehört. Was die Frage auslöst: gibt es ihn überhaupt? Beinhaltet er wirklich einen Protest über Mobbing, Sexismus und Diskriminierung? Oder ist er – wie schon viele angebliche Skandale zuvor – der Fantasie von unterbeschäftigten, aber überbezahlten «Republik»-Schreibern entsprungen?
Soll mit solchen Enten diese Zahl weiter nach oben geschraubt werden?
Denn obwohl das Geld bereits mit vollen Händen ausgegeben wird, fehlen zu den nötigen 33’000 Zahlern noch ein paar …
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