Nur Fragen bleiben

Wie war’s denn nun im Fall Roshani?

Man kann der NZZ nur zustimmen: «wie Medien im Fall Canonica mit Lügen und Übertreibungen ihre Glaubwürdigkeit verspielten». Noch glaubwürdiger wäre die alte Tante gewesen, wenn sie auch ein Mü Selbstkritik geübt hätte. Denn auch sie hatte bei diesem Drecksspiel mitgemacht. Kritisiert aber alle anderen harsch: «Sein Fall zeigt aber auch, wie unseriös und manipulativ führende deutschsprachige Medien zu Werke gehen, wenn es darum geht, einen Skandal zu vermarkten.»

Sogar in ihrem branchenkritischen Artikel verteilt sie noch unqualifizierte Betragensnoten: Der gefeuerte «Magazin«-Chefredaktor sei «ein Beispiel dafür, wie weit es verbal übergriffige und charakterlich ungeeignete Personen in der Medienbranche bringen können, weil sie von Kollegen protegiert werden und Firmenverantwortliche wegschauen».

Keine der Behauptungen hier ist auch nur ansatzweise belegt. Und bevor man jemanden die charakterliche Eignung für eine Führungsposition abspricht, bevor man behauptet, dass Firmenverantwortliche weggeschaut hätten, müsste man dafür vielleicht den Hauch eines Beweises vorzeigen.

Aber doch nicht im heutigen Elendsjournalismus, der zunehmend aus Vermutungen, gespeist von anonymen Quellen (ob echt oder erfunden), dem Indikativ statt Konjunktiv («Die Zeit»), Gesinnungen, Meinungen, Mutmassungen und Konzernhaltungen besteht.

Dass Querdenken zu einem Schimpfwort geworden ist, zum Bestandteil des Framings, des Narrativs, dass jegliche abweichende Denkleistung von vornherein abzulehnen ist, damit man sich nicht inhaltlich mit ihr auseinandersetzen muss – welch jämmerliches Armutszeugnis.

Der Fall Roshani ist ein Paradebeispiel dafür, allerdings muss man noch viel weiter gehen als die NZZ. Es ist nun fast einen Monat her, dass Anuschka Roshani im «Spiegel» eine Breitseite gegen Finn Canonica und Tamedia abfeuerte.

Seither ergibt die Stichwortsuche nach Roshani über 300 Treffer in der Mediendatenbank SMD. Nur: fast alle Fragen sind weiterhin unbeantwortet.

Zunächst: welche der Vorwürfe von Roshani sind aktuell und treffen zu, welche sind erfunden, aufgebauscht, uralt? Dazu gibt es sogar einen ausführliche Untersuchungsbericht, der aber bislang detailliert nur von Roger Schawinski veröffentlicht wurde, der damit nach eigener Aussage auf ein «Schweigekartell» der übrigen Medien stiess. Weil die sich allesamt in einer Hetzjagd auf Canonica zusammengefunden hatten und nicht eingestehen wollen, dass sie wohl mal wieder wie Lemminge über die Klippe gehopst sind.

Aber auch sonst ist noch alles unklar. Da der Bericht Canonica weitgehend entlastet: wieso wurde er dann gefeuert? Wie genau kam es dazu, dass der Verwaltungsrat von Tamedia eine vertiefte Untersuchung in Auftrag gab? Spielt da die Connection Roshani – Haag – Richter eine Rolle, und wenn ja, welche?

Welche Rolle spielt der Denunziant Mathias Ninck genau, wie viele Medien verwendeten seine Behauptungen als Quelle für ihre «anonym bleiben wollende ehemalige Mitarbeiter»? Wie kann es sein, dass der «Spiegel» behauptet, er verfüge über Dokumente, die Roshanis Aussagen belegten und habe zudem mit diversen «Magazin»-Mitarbeitern gesprochen, während der «Schweizer Journalist» glaubhaft versichert, alle acht von ihm kontaktierten «Magazin»-Mitarbeiter seien nie vom «Spiegel» angefragt worden?

Ist es vielleicht so, dass es sich hier um eine späte Rache der 2015 gefeuerten oder gegangenen «Magazin»-Mitarbeiter handelt, die Roshani als nützliche Idiotin instrumentalisierten?

Was ist überhaupt von den Motiven Roshanis zu halten? Sie will sich seit 2007 beschwert haben, korrigierte das dann auf 2015. Als HR von Tamedia dazu keine Unterlagen finden konnte, behauptete sie, sie habe sich nur mündlich beschwert. Eine Journalistin beschwert sich über Jahre lediglich mündlich?

Dann soll sich Roshani in einer Blindbewerbung, als Canonica noch diese Position bekleidete, für die Chefredaktion des «Magazin» ins Spiel gebracht haben. Sie will die Ergebnisse der Untersuchung nicht gekannt haben, musste aber annehmen, dass Canonica von ihren Anwürfen freigesprochen wurde. Dann aber kam es doch zu seiner Entlassung. Roshani hingegen wurde erst drei Monate später gefeuert. Sie wartete noch den Ablauf ihrer Kündigungsfrist ab und legte dann im «Spiegel» los. Ist das eine ideale Kronzeugin?

Wieso wurden die beiden überhaupt entlassen? Was passierte in den drei Monaten zwischen Canonicas Kündigung und ihrer? Versuchte sie, nun endlich sein Nachfolger zu werden und scheiterte? Woran? Was gab den Ausschlag, dass Canonica rausgeschmissen wurde? Fand ihr Rausschmiss nur deswegen zeitversetzt statt, weil es nicht zu viel Aufsehen erregen sollte? Welche Position nahmen nun die aktuellen «Magazin»-Redaktoren ein? Welche Rolle spielten all die ehemaligen Mitarbeiter, die inzwischen bei der «Republik», bei der NZZ und anderswo arbeiten?

Wer sind die «anonymen Quellen», gab es sie überhaupt im Plural? Werden unfähige und unflätige Journalisten wie Salome Müller und andere wenigstens sanktioniert? Stellen all die Medien, die kübelweise Dreck über Canonica ausleerten und auf die Unschuldsvermutung schissen, wenigstens richtig?

All diese Fragen (und noch einige mehr) bleiben bislang unbeantwortet, dazu sind die grossartigen Recherchierjournalisten nicht in der Lage.

Apropos Antworten. Auch die beiden Autoren des NZZ-Artikels, Nadine Brügger und Lucien Scherrer, haben nicht mal den Anstand im Leib, auf einige Fragen von ZACKBUM zu reagieren. Schliesslich haben sie nicht nur Falschinformationen verbreitet, sondern auch unqualifizierte Angriffe auf Konkurrenzorgane oder Personen geführt. So behaupten sie, Canonica und Roshani hätten bis 2021 beim «Magazin» gearbeitet und Daniel Binswanger sei dort stellvertretender Chefredaktor gewesen. Ein einfacher Faktencheck hätte ihnen diese Peinlichkeiten erspart. Benimmregeln wie die, dass man auf eine Anfrage wenigstens antwortet, die haben sich selbst bei der NZZ in dicke Luft aufgelöst. Wie sagt Roger ganz richtig: sackschwach.

 

3 Kommentare
  1. Niklaus Fehr
    Niklaus Fehr sagte:

    Schlawinski hat sich Canonica für ein Interview gekrallt. Bin gespannt. Früher mochte ich den Roger nicht, weil er sich so offensichtlich die Haare jung färbt. Er wird wohl in die Geschichte eingehen, als der Mann der sich weigerte zu sterben.

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  2. René Küng
    René Küng sagte:

    Dr zackbum über das Elend des althergebrachten Schurnalismus, Abbild oder SPIEGEL einer Elends-Gesellschaft (hierzulande noch weitgehend im Luxusbad, noch).
    Aber ab da wird’s brandgefährlich, die Gutbürger wollen nicht ertappt werden.

    Und anspruchsvoll wird es, ob, wie, wir da raus kämen.
    Wo wir doch nach und nach weiter gefesselt werden, digital, schurnalistisch, finanziell mit schöner gerechneter Inflation, mit Notstandsgesetzen die weiter laufen, einer pervertierten Politik&Justiz.
    Neben ein paar etwas ermüdeter Unterschriftensammlern, die als diffamierte Idioten weiter gegen die Strömung schwimmen und belächelt werden.
    Zum dritten Mal gegen die BundesTerrorGesetze.

    Und die Strömung meint immer noch, es sei Zufall (oder Putin), wie wir runter gespült werden.
    Und Verschwörungstheorien, dass der Krieg gegen uns alle ab 2020 definitiv eingeläutet wurde.
    Lesen und sehen konnte man über die Pläne schon lange,
    wer lesen wollte, wer sehen kann und will.

    Packungsbeilage fehlt dieses Mal, soll jede/r selber suchen, wo es noch Ehrliches, Intelligenteres zu lesen gibt. Falls keine Scheuklappen.
    Oder ob doch in erster Linie das Interesse am Eingeweide von ‹Glanz&Gloria› vorherrscht.

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  3. Rolf Karrer
    Rolf Karrer sagte:

    Neue Erkenntnisse in dieser Causa, die zukünftig Richtschnur sein dürfte:

    – Es gibt ein elendes SCHWEIGEKARTELL in diesem Fall.
    – Etliche Interpreten (journalistisch tätige) SCHÄMEN sich zutiefst über ihre intransparente Rolle.
    – Der Fall heisst per sofort „FALL ROSHANI ™“

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