10, 9, … 3 ,2 ,1 – SRF

Das Schweizer Farbfernsehen flackert kurz und dann ist alles wieder still.

Von Martin Lopez

Eigentlich müsste man doch meinen, dass eine brisante Story auch bei SRF begehrt sein müsste. Und an Brisanz war der neueste Wurf der Legende des investigativen Journalismus, Seymour Hersh, wohl kaum zu überbieten. Nicht weniger als eine minutiöse Abhandlung, wie die USA die Zerstörung der beiden Nord Stream Pipelines entschieden, planten und ausführten. Eine Handlung, die notabene von niemand geringerem als Joe Biden, bereits vor dem Einmarsch der Russen in die Ukraine, vorangekündigt wurde.

Muss man Seymour Hersh und seiner anonymen Quelle aus dem inneren des angeblichen Planungsstabes wirklich glauben? Man soll und muss nicht einfach blind glauben. Eine kritische Distanz zu wahren, ist immer wichtig. «Sich nie mit einer Sache, auch nicht mit einer vermeintlich Guten, gemein machen», das war damals noch die Maxime von Hajo Friedrichs, der journalistischen Ausnahmeerscheinung im deutschen Fernsehen. Seither hat sich im Journalismus aber viel verändert.

Haltung ist gefragt.

Wenn ich richtig gezählt habe, dauerte es gute 10 Tage, bis auf der Webseite von SRF etwas zum Thema zu finden war. Erst der Vorstoss der Russen, diese Zerstörung von der UNO unabhängig untersuchen zu lassen, war für SRF Anlass, endlich darüber zu berichten. Selbstverständlich mit der Bemerkung, dass auch die Russen verdächtigt werden, dass Hersh keine Beweise habe und selbstverständlich gut versteckt an wenig prominenter Stelle.

Während diesen Tagen, wo SRF diesbezüglich auf Tauchstation verweilte, gab es sicher etliche Berichte, bei welchen die Kriterien von SRF wohl sehr viel lockerer gehandhabt wurden. Unter anderem z.B. die ausufernde Berichterstattung zu Selenskyjs Europatournee (das ist nicht meine Wortschöpfung) oder der Artikel über das Telefonat, das nun endlich belegen sollte, dass Putin höchstpersönlich für den Abschuss von MH17 verantwortlich sei. Nur um zwei Beispiele zu nennen.

Zwei Tage später ist vom genannten Artikel zu Nord Stream auf der Startseite von SRF nichts mehr zu finden. Wer sich übers Wochenende eine wohlverdiente News-Auszeit gönnte, hat davon nichts mitbekommen.

Die Reportage von Luzia Tschirky, mit dem Titel «Dann war alles still», die mit grossflächigen Bildern, Filmen, viel Emotionen und wenig Text das Schicksal der Überlebenden aus dem Haus an der Perwomajskaja 2 in Isjum porträtierte, ist als Teaser die ganze Zeit gross und breit ganz weit oben positioniert.

Die Auswahl, worüber SRF berichtet, mit welchen Stilmitteln SRF berichtet und was man lieber unter den Teppich kehren will, sagt viel über die Haltung am Leutschenbach aus.

Es gibt viele Indizien, die darauf hinweisen, dass die USA in Zusammenarbeit mit den Norwegern für die Sprengung Nord Stream 1 und 2 verantwortlich sind. Die Medien müssten im Interesse ihrer Konsumenten daran interessiert sein, dies aufzuklären und dem nachzugehen.

Würde es irgendein Indiz geben, dass die Russen dafür verantwortlich zeichnen, dann würden die Medien sich geradezu überschlagen. Ebenso, wenn man dies noch einem Donald Trump in die Schuhe hätte schieben können. Auch dann würde die Presse einen Salto nach dem anderen vollführen. Die penetrante Stille aber ist verräterisch.

3 Kommentare
    • René Küng
      René Küng sagte:

      Lieber Herr Füglistaler
      nicht weil ich Ihnen am Stift rumfllcken will, Sie nennen die Dinge Gott sei Dank beim Namen.
      Aber die Standleitung läuft wahrscheinlich vom ….. zu den Bücklingen vom Leugenbach, dafür kriegen die dann den Bonzinnerenen Lohn.

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  1. René Küng
    René Küng sagte:

    Totschweiger,
    tod schweigen,
    bis in den Tod schweigen – passt gut zu den Schweizern, so lange der Rubel noch rollt, der Job noch hält und der Wein fliesst.

    Über die lieben Damen, endlich gleichberechtigt beim Mitreden, schreib ich heut nichts, über deren nicht reflektierte Todessehnsüchte.
    Aber Macht beanspruchen, oder über Quote untergejubelt bekommen, befreit frau nicht vor einem Minimum an (moralischer) Verantwortung, (historischem) Wissen und minimaler Kompetenz bei Themen, wo sie mitreden wollen.
    Sonst finden sie sich schnell auf dem gleichen Level jener missbräuchlichen, patriarchalischen, despotischen Tyrannen, die frau so geisseln.
    Vielleicht noch ‹lieb› (und in Politik&Medien&* gerne lieblich), aber auf noch ignoranterem, manchmal grausameren Non-niveau als die herkömmlichen Herren.

    *& allen Sorten von Expertinnen – irgendwo muss selbst heute ja noch eine Prise Wut & Frust raus.
    Dem Zackkbummmm Portal sei Dank.

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