Irrlichternde Journis
Der SoBli durchstösst die letzten Schranken nach unten.
Wenn Gieri Cavelty das Wort zum Sonntag ergreift, muss Vernunft und Rationalität in Deckung gehen: «Mit seiner Weigerung, die Neutralitätspolitik neu auszurichten, hat der Bundesrat nicht einfach nur seinen Aussenminister desavouiert, sondern auch einen historischen Fehler begangen.»
Denn da umweht ihn der Mantel der Geschichte, Cavelty muss seine Landesregierung streng tadeln. Auf seinen Spuren wandelt auch sein Stellvertreter Reza Rafi. Unter dem Titel «Irrlichternde Ikonen» muss er mal kurz dem Philosophen Jürgen Habermas die Knöpfe reintun: «Deutsche Geistesgrössen wie Jürgen Habermas spielen mit teilweise bedenklichen Aussagen die Friedensengel – und damit Putin in die Hände.»
Das ist nun einfach strohdumm von Rafi, aber was er dann unter sich lässt, ist an Geschmacklosigkeit nicht mehr zu unterbieten: «Via «Süddeutsche Zeitung» griff der Intellektuelle, der wegen seiner Hasenscharte unverständlich nuschelt und vielleicht gerade deshalb sein Leben der Kommunikationsforschung gewidmet hat …»
Kennt dieses Drecksblatt wirklich keinen Anstand mehr? Dem 93-jährigen Philosophen ernsthaft seine Hasenscharte vorwerfen; ob Rafi noch so viel Ehre im Leib hat, sich für diese grobe Geschmacklosigkeit in aller Form zu entschuldigen?
Aber er macht sich nicht nur über körperliche Gebrechen lustig, er zweifelt auch am Geisteszustand des Geistesriesen: «So halluziniert Habermas vom «bellizistischen Tenor einer geballten veröffentlichten Meinung», der es entgegenzutreten gelte.» Halluziniert? Dabei meint Habermas doch genau solche Kläffer wie Rafi.
Rafi halluziniert nicht, er verliert seinerseits in seiner Masslosigkeit jeglichen Kontakt zu Mass und Mitte: «Dass sich Habermas zu dieser Art des «Victim Blaming» hinreissen lässt, ist auch deshalb tragisch, weil er als Absender ein ungleich grösseres Schwergewicht ist als Talkshow-Figuren wie die «Emma»-Gründerin Schwarzer, die Linke-Politikerin Wagenknecht oder der Vulgärphilosoph Precht («Wer bin ich – und wenn ja, wie viele?»).»
Schwarzer eine «Talkshow-Figur», Precht ein «Vulgärphilosoph»? Dann hält Rafi in seinem Lauf weder Ochs noch Esel auf: «Dass sich auch die begnadete Schriftstellerin Juli Zeh (48, «Über Menschen») in die Reihe der unheimlichen Friedensengel gesellt, überrascht indes mehr als das Engagement der Linke-Ikone Gregor Gysi (75). Während beim Ostdeutschen mit seiner DDR-Vergangenheit wohl eine alte Moskau-Orientierung hervortritt …»
Beim «Ostdeutschen» trete eine «Moskau-Orientierung» hervor? Wehe, wer nicht mit Rafi einer Meinung ist. Da nützt einem weder der Titel «begnadete Schriftstellerin» noch «lebendes Denkmal» über Habermas etwas. Da wird verbellt, gebelfert und Unappetitliches abgesondert.
Es ist wirklich unfassbar, was inzwischen im Hause Ringier veröffentlicht werden darf, ohne dass eine ordnende Hand eingreift. Wo bleiben hier Frank A. Meyer, Marc Walder oder Michael Ringier? Wollen die wirklich zusehen, wie ihr Organ mit solchen Sätzen besudelt wird:
«Das Lebenswerk von Habermas ist zu gross, um zerstört zu werden. Aber ein Taubenschiss auf dem Denkmal bleibt.»
Das Lebenswerk von Rafi ist zu klein, als dass ein solcher dampfender Haufen Sprachdurchfall noch etwas daran verkleinern könnte. Aber ein übler Geruch bleibt.
PS: In der Online-Version hatte jemand einen Anfall von Anstand und löschte die «Hasenscharte» aus dem Gebellter von Rafi …
Cavelty und Rafi who? Gehts noch eine Nummer kleiner?
Pardon, aber das sind Immerhin Chefredaktor und sein Stellvertreter einer der auflagenstärksten Zeitungen der Deutschschweiz …
…und trotzdem zwei journalistische Nullnummern. Oder haben Sie vor ihrer Zeit beim Sobli schon irgendwas von den Beiden gehört? Eben.
Ich hatte immer noch den Satz mit der «friedlichen Ukraine» im Kopf. Den Reza konnte ich mir danach nicht auch noch antun. Ich bin heute so weit, dass ich bereits mit den Schlagzeilen gut bedient bin.
Ich habe den Artikel von Rafi gestern gelesen. Inhaltlich kann man zum Thema geteilter Meinung sein, den Stil finde ich in der Tat ebenfalls unsäglich. An „die Hasenscharte“ konnte ich mich jedoch nicht erinnern. Ich habe gerade nochmal nachgesehen, tatsächlich lautet der Text so:
„Via «Süddeutsche Zeitung» griff der Intellektuelle, der unverständlich nuschelt und vielleicht …“
Quelle: https://www.blick.ch/ausland/debatte-um-waffenhilfe-fuer-kiew-die-rueckkehr-der-deutschen-arroganz-id18330746.html
Red. In der Online-Version ist die Hasenscharte gelöscht worden, in der Print-Version steht sie unauslöschlich als Schandmal …
Danke für die Info. Das ist wirklich übel, da wäre zumindest eine öffentliche Entschuldigung mehr als angebracht.
Wir dürfen nicht so streng sein mit Leuten wie Reza Rafi. Wer ein Rückgrat wie ein Regenwurm, den Bildungsstand eines Drittklässlers und wohl auch ein Quentchen Geltungssucht hat, der hängt das Fähnchen in den Wind und betet tumb die vorherrschende oder vorgegebene Meinung nach. Ukraine ganz gut, Putin und Xi ganz böse, und bloss nichts gegen die vorgegebene Direktion der Nato sagen. Feige Menschen wie Rafi sind einer der Gründe, warum dieser Kriegstreiberei nicht Einhalt geboten wird. Das sind arme Leute, die an sich unser Mitleid verdienten.
Genau. Das Beispiel hier betrifft leider nicht nur Reza Rafi, sondern ein Grossteil der Medienschaffenden.
«Das sind arme Leute, die an sich unser Mitleid verdienten.»
An sich. Eigentlich. Ja, würden sie bloss nicht solchen Schaden anfügen.
Habermas ist bereits eine höherentwickelte Seele und dürfte wohl ein derartiges
Hundegebell gar nicht zur Kenntnis nehmen.