… aus den Löchern, Part II

Es war einmal, vor langer Zeit …

Der ewige Barde Bob Dylan dürfte wohl Rekordhalter sein. Er wurde vor zwei Jahren eingeklagt, dass er ein 12-jähriges Mädchen sexuell missbraucht haben soll. Vor inzwischen – 58 Jahren! Leider habe das vermeintliche Opfer solange gebraucht, um damit an die Öffentlichkeit gehen zu können.

Er löste damit Dustin Hofman ab, dem 2017 ebenfalls sexueller Missbrauch vorgeworfen wurde. Der habe in den 1970er-Jahren stattgefunden.

Angesichts des Canonica-Skandals bei Tamedia sehen sich nun auch diverse Frauen genötigt, sich als Opfer sexueller Übergriffe zu outen. Teilweise mit Ansage. So twitterte Patrizia Laeri schon mal drohend: «Nun bricht nach diesem Text aber gerade so viel auf, dass ich nicht mehr verdrängen kann und will.»

Was kann und will sie nicht mehr verdrängen? Der «Financial Feminist» hat Schröckliches erlebt:

Nun hat das Qualitätsmedium «watson» bei Laeri nachgefragt, was denn dann passiert sei: «Gemeldet habe sie den Vorfall nie bei SRF, erzählt Laeri. «Ich war in Schockstarre und wusste nicht, an wen ich mich hätte wenden sollen.» Am nächsten Tag habe der Redaktor so getan, als sei nie etwas passiert.»

Aber es ist noch mehr Schlimmes passiert:

Damit immer noch nicht genug, die gesamte Frauschaft bei elleXX (nur echt mit 2 X) eruptiert lange verdrängte Traumata. So hat auch Samatha Taylor Krasses erdulden müssen:

Ganz schlimm ist es auch der elleXX Nadine Jürgensen ergangen:

Welch ein Unmensch, ein Macho, ein Sexist von Chef. Wie konnte er nur, und erst noch auf Englisch. Allerdings berührt diese neuentdeckte Sensibilität von Jürgensen doch etwas merkwürdig. An diesen nun wahrlich nicht sonderlich sexistischen Ausspruch erinnert sie sich, als regelmässige Kolumnistin im «Magazin» ist ihr aber niemals die «fäkalisierte» und sexistische Sprache des abartigen Ex-Chefredaktors aufgefallen?

All diese Denunziationen lange im Nachhinein haben etwas gemeinsam: sie erfolgen gegen anonymisierte Übeltäter. Welcher «Redaktor in Leitungsfunktionen» war’s wohl? Da dürfen sich nun einige Mitarbeiter von SRF als denunzierte Schweine vorkommen. Und welche «Redaktionsleiter» sollen denn angeblich etwas von «erschlafen» gebrabbelt haben?

Das zeichnete auch die mehr als 60 angeblichen Beispiele der erregten Tamedia-Frauen aus, die sie ihrem Protestbrief beifügten. Der zuerst intern an Geschäftsleitung und Chefredaktion gehen sollte, dann aber via Spiess-Hegglin an die Medien durchgestochen wurde. Alle Beispiele waren anonymisiert; jeder männliche Tamedia-Mitarbeiter stand unter Generalverdacht. Bis heute ist nicht bekannt, ob auch nur ein einziges Beispiel eines verbalen Übergriffs verifiziert werden konnte.

Eine der Initiantinnen, Salome Müller, bleibt sich treu und schreibt in der «Zeit» über den Fall Canonica – unter Verwendung anonymer Quellen. Wieso dieses Qualitätsorgan das trotz schreiendem Interessenkonflikt der Autorin zulässt, ist ein Rätsel.

Aber immerhin, wir haben diese Kolumnistin schon mehrfach scharf wegen eines unseligen Nazi-Vergleichs kritisiert, hier zeigt sie Haltung:

Auch Simone Meier stellt unbelegte Behauptungen auf, will sich aber nicht als Opfer outen, sondern schreibt cool, dass sie das kaum wahrgenommen habe.

Als in den USA die «#metoo»-Bewegung Fahrt aufnahm, gab es neben wahren und erschütternden Fällen von männlichen sexuellen Übergriffen auch jede Menge Trittbrettfahrerinnen, die mit erfundenen oder nicht verifizierbaren Behauptungen ein Stück öffentliche Aufmerksamkeit abschneiden wollten.

Das sei hier niemandem unterstellt. Aber lange her, nicht verortet, nach so langer Zeit auch nicht mehr überprüfbar, damals nicht gemeldet, das hat schon mehr als ein Geschmäckle.

Genauso interessant wie die nun an die Öffentlichkeit drängenden Opfer sind Stimmen, die schweigen. In erster Linie die Edelfedern und Bannerträger im Kampf gegen Sexismus, Diskriminierung, Männerherrschaft und üble Machos.

Dazu gehört die gesamte aktuelle und ehemalige Redaktion vom «Magazin». Zu mehr als anonymem Gewäffel reicht die Zivilcourage nicht: ««Es war alles noch viel schlimmer. Was nun publik wurde, ist lediglich die Spitze des Eisbergs», sagt ein ehemaliger «Magazin»-Journalist, der nicht namentlich genannt werden will

Was für elende Feiglinge. ZACKBUM bat unter anderen den Journalisten des Jahres Christof Gertsch, des Lobes voll über das «Magazin», Nina Kunz, Kampffeminist Philipp Loser, den langjährigen Kolumnisten und jetzigen Chefredaktor a.i. der «Republik» Daniel Binswanger um Stellungnahme zu naheliegenden Fragen. Aber kein einziges Mitglied dieser ehrenwerten Gesellschaft mochte etwas sagen.

Lediglich der nachgerutschte Chefredaktor Bruno Ziauddin verwies mailwendend auf die Medienstelle von Tamedia, die sich dann mit dem damals gültigen Stehsatz meldete.

Natürlich wäre eine Bestätigung der Vorwürfe Roshanis potenziell stellengefährdend, wenn einer mit Namen und konkreten Beispielen hinstehen würde. Aber könnte man das nicht von diesen Maulhelden in Sachen Kampf gegen Sexismus erwarten?

Es ist so, dass Anuschka Roshani sich von all diesen übrigen Denunziantinnen dadurch unterscheidet, dass sie konkret wird. Beispiele nennt und diese auch belegt. Dazu sagt, dass Finn Canonica sich auch coram publico einer «fäkalisierten» und sexualisierten Sprache bedient habe, auch andere Redaktionsmitglieder mit eigenen und fremden sexuellen Storys belästigt habe.

Entweder ist Roshani selbst reif für die Couch und erfindet das alles. Oder aber, sie sagt die Wahrheit. Was ganz besonders peinlich für Mikael Krogerus sein muss. Auch er schweigt verkniffen. Das Gleiche tut seine Lebensgefährtin Franziska Schutzbach. Diese «feministische Aktivistin» ist sonst immer zuvorderst und lautstark dabei, wenn es darum geht, unerträgliche sexistische und frauenverachtende Zustände zu kritisieren.

Hat ihr denn ihr Herzallerliebster niemals etwas von den Zuständen auf der «Magazin»-Redaktion erzählt? Hat sie ihn denn niemals nachdrücklich aufgefordert, das nicht länger zu dulden? Kam es ihr niemals selbst in den Sinn, hier öffentlich Anklage zu erheben? Auch Schutzbach wurde natürlich Gelegenheit gegeben, sich zu diesen Fragen zu äussern. Sie antwortete mit tiefem Schweigen.

Wenn es wahr ist, was Roshani beschreibt, ist es eine verdammte Schweinerei, was ihr geschah. Wenn es wahr ist, was Roshani als Reaktion der Führungscrew von Tamedia beschreibt, ist es eine verdammte Schweinerei, die personelle Konsequenzen haben sollte.

Unverständlich bleibt allerdings, wieso Roshani dieses gestörte Verhalten ihres Chefredaktors so viele Jahre erduldete. Unverständlich ist auch das Verhalten der übrigen Mitwisser. Ihnen war der Schoggi-Job, der für Schweizer Verhältnisse privilegierte Arbeitsplatz mit grossen Freiheiten wichtiger als Zivilcourage. Wenn es stimmt, was Roshani und inzwischen weitere anonyme Zeugen behaupten, zeigten diese Schwächlinge wohlfeil Maulaffen absonderndes Gutmenschentum, wenn es um die Kritik an angeblichen unerträglich sexistischen Zuständen anderswo ging.

Da wurden Seite um Seite im «Magazin», in der SoZ und überall gefüllt, um mit grösster Sensibilität die Männersprache zu denunzieren, Inklusion zu fordern, den Genderstern durchzustieren, weibliche Gleichberechtigung einzufordern. Man stelle sich nur vor: und diese gleichen Typen sassen stumm am Redaktionstisch, während der Chefredaktor seine Gummifrauenbrust massierte, übelste Sprüche abliess, primitivste sexuelle Anspielungen machte, über künstliche Befruchtung, kleine Schwänze, sexuelle Orientierungen, dazu mit eigenen Erlebnissen prahlte?

Das kann man sich eigentlich nicht vorstellen, dürfte aber so gewesen sein. Ist das ein widerliches, opportunistisches, heuchlerisches Pack. Wie die sich morgens im Spiegel anschauen können, ohne tieferot zu werden, ist ihr schmutziges Geheimnis.

Oder aber, es ist so wie der Ex-Chefredaktor behauptet. Alles gelogen von Roshani, die Redaktion sei wie eine Eins hinter ihm gestanden. Nur: wieso bezeugt das dann keiner von diesen Helden öffentlich?

Wie sagte schon Voltaire so richtig: «Écrasez l’infâme.» Es macht aber keinen Sinn, das zu übersetzen. Diese Typen verstehen das in keiner Sprache.

9 Kommentare
  1. K. Meyer
    K. Meyer sagte:

    Leute wie Frau Laeri nennt man in Österreich „Adabei“. Sie ist immer dabei wenn es darum geht, sich als armes Opfer der bösen Männerwelt zu inszenieren. Thema und Relevanz ihres Beitrags sind eigentlich egal, Frau Laeri taucht wie auf Knopfdruck auf.

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  2. Beth Sager
    Beth Sager sagte:

    Ist Frau Roshani selbst reif für die Couch? Wir wissen es natürlich alle nicht. Das neurotische Element in dieser Causa sollte jedoch nie ausser acht gelassen werden.

    Eine souveräne Michèle Binswanger wäre bestimmt nie in ein solches Fahrwasser geraten. Hat vor wenigen Tagen ihr Buch „Die Zuger Landammann-Affäre – eine Recherche“ auf allen Kanälen überzeugend und eloquent vorgestellt. Auch Humor hat Frau Binswanger, wenn er angebracht ist. Hochachtung!

    Lese ich beispielsweise die eher peinlichen Voten von Patrizia Laeri und Nadine Jürgensen, so denke ich stirnrunzelnd, dass wohl einzig mittelbegabte Frauen prädestiniert sind für diesen toxischen #MeToo-Fanatismus.

    Interessant: Laut Aussagen von Finn Canonica stellte sich auch die gesamte Redaktion des «Magazin» hinter ihn. In einem Brief an Pietro Paolo Supino hätten sie geschrieben, nie eine Form von Mobbing von ihm gegen Roshani oder andere erlebt zu haben. «Ich sei ein super Chef», schreibt Canonica. Eine Person habe gar geschrieben, sie habe sich stets gewundert, weshalb Roshanis geringe Produktivität von Canonica geduldet worden sei.

    Voilà, gehörte Frau Roshani gar zur erwähnten Kategorie, die sich ziemlich schwer tat in ihrem Metier? Ist ihr Spiegel-Gastbeitrag gar eine eher fiese Revanche für ihre damalige Kündigung?

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    • Rolf Karrer
      Rolf Karrer sagte:

      Bestimmt äusserst sinnvoll, dass sich ex Chefredaktor Canonica von der auferlegten Schweigepflicht entbunden hat. Jetzt weiss ich doch schon mal aus seiner Sicht, dass er gelegentlich „Fuck“ gesagt hat und nicht „ficken“. In der Tonalität bestimmt ein Unterschied.

      Es scheint, dass sich die Situation in dieser Redaktions-WG über die Jahre akut hochgekocht hat. Rätselhaft, weshalb niemand Stellung nimmt von der jetzigen Redaktion. Klar scheint zu sein, dass diese Frau Roshani auf der Sympathie/Antipathie-Skala beim „Magazin“ einen immer schwereren Stand hatte. Zu recht, wissen wir (noch) nicht.

      Die nebülosen Implikationen von Salome Müller, ZEIT, sind bestimmt nicht hilfreich. Ihre Agenda aus der Tamedia-Zeit ist nun mal ziemlich vorbelastet……..

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    • Hans Keller
      Hans Keller sagte:

      „Geringe Produktivität von Anuschka Roshani“. War es Überforderung – oder situationsbedingt?

      All diese kleinen Mosaikstücke bringen uns näher für unsere Meinungsbildung.

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    • Dieter Meierhans
      Dieter Meierhans sagte:

      Wie wahr. Die beeindruckende Michèle Binswanger macht alles im ff; im Vergleich zu den fortwährenden Baustellen von Patrizia Laeri wie Tag und Nacht.

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      • Sharon Fumagalli
        Sharon Fumagalli sagte:

        Die immerzu leidende Frau Laeri hätte wirklich besseres verdient. Sie nimmt ihr Leben leider bierernst. Muss eine Qual sein, in einem solch engen Korsett zu funktionieren.

        Schade, dass es nie eine weibliche Muppet-Show gab, wo frau über sich selber lachen tut. Das furztrockene Portal ellexx macht mich als Frau bloss depressiv. Bewege mit somit eher in der männlichen Welt ohne Griesgram und Dogmenreiterei. Den Respekt habe ich mir dort erarbeitet. Easy!

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