SRF und der Stein des Anstosses

Das Investigativ-Team schlägt zu.

Wussten Sie, dass SRF seit einem Jahr ein «Investigativ-Team» unterhält? Wussten Sie, dass es ganze 12 Mitglieder hat?

Interessiert es Sie, welche tiefschürfenden Recherchen und Investigationen dieses Team so anstellt? Nun, es hat einen Stein gefunden. Tief im Südosten der Schweiz, in Chur.

Nicht einfach einen Stein; nein: «Ein Nazi-Denkmal steht mitten in Chur». Hoppla, sind die Bündner also verkappte Neo-Nazis? Nun ja, obwohl ohne Beigemüse 8100 Anschläge aufs Thema verbraten werden, ist schon der Kommentarschreiber nicht sehr gnädig: «Warum ein Grabstein für gefallene Deutsche im Ersten Weltkrieg ein Nazi-Stein sein soll, verstehe ich nicht

Das sieht SRF natürlich entschieden anders: SRF deckt auf: «Das Monument war Teil eines Heldenkults, mit dem Hitler den Krieg legitimierte.» Der Stein hat nun offenbar 85 Jahre lang unbeachtet sein Dasein auf einem Churer Friedhof gefristet. Es wäre tatsächlich für einmal eine Gelegenheit gewesen, mit einer Tafel den historischen Kontext herzustellen.

Das alles wäre eine tolle Meldung im Regional-TV, samt betroffener Stellungnahme des Churer Stadtpräsidenten, der überraschenderweise sagt: «Ich wusste nichts davon.» Und hinzufügt: «Es irritiert mich sehr, dass in Chur ein Denkmal der Nationalsozialisten steht.»

Vielleicht könnte das Investigativ-Team etwas weniger die «Republik» zum Vorbild nehmen, die auch immer Ephemeres, das sie herausgefunden haben will, zu einem Riesenballon aufbläst: «Der Nazi-Stein befindet sich seit 1938 mitten in der Bündner Hauptstadt auf dem Friedhof Daleu. Jetzt decken umfangreiche, historische Recherchen von SRF Investigativ die umstrittene Vergangenheit des Denkmals auf.»

Wenn man hinter dem Bahnhof Richtung Rhein als die Mitte von Chur anschauen will, bitte. Aber das ist natürlich nebensächlich. Die Frage ist hingegen, wieso das Investigativ-Team diesen Fund auf 8100 A aufblasen muss. Weil er dafür eigentlich nicht genug hergibt, wird nicht nur der Historiker befragt, sondern im Kurzdurchlauf die Geschichte von Nazi-Organisationen und Beeinflussungsversuchen in der Schweiz nacherzählt. Natürlich inklusive Ermordung von Wilhelm Gustloff, dem Leiter des NSDAP-Ablegers in der Schweiz. Was alles mit dem 1938 errichteten Stein wenig zu tun hat.

1945 wurden dann unter anderem der Ortsgruppenleiter Chur der NSDAP und der Bildhauer dieses Steins aus der Schweiz ausgewiesen.

Spät, aber immerhin. Spät, aber immerhin gackert nun das Investigativ-Team über diesem Fund, diesem Stein des Anstosses. Schätzungsweise 1,2 Millionen Franken kostet deren unermüdliche Tätigkeit in einem Jahr. Gut investiertes Geld.

 

 

 

4 Kommentare
  1. Peter Bitterli
    Peter Bitterli sagte:

    Weiss Nazijäger Hans Stutz, dass hier „recherchiert“ wurde ohne auch nur zu erwähnen, dass der Friedhofsgärtner des Daleu den gleichen Hund besitzt, den auch Hitlers Chauffeur sein Eigen nannte?

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    • Ludwig Detusch
      Ludwig Detusch sagte:

      Dabei handelt es sich offenbar um einen extrem langlebigen Hund. Oder aber Sie meinen einen Hund der gleichen pfui äh Rasse.

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  2. René Küng
    René Küng sagte:

    Kein Wunder blendet SRF gern 85 Jahre zurück.
    Wenn dieses Wunderteam mal die letzten 3 Jahre SRF begutachten würde, dann……

    Oder für zeitgenössische Tagesaktualität, was CH Mehrheitsmeinung über Krieg & Frieden betrifft.
    Ich tue mir Fernsehen seit der Kindheit nicht mehr an, aber ich bemerke, dass das Intellektuellen-Zentrum Leutschenbach verdammt wenig tut, um zum Print-Drama Gegensteuer zu geben…..
    Überall die gleiche Propaganda. Trust us.
    Und dafür wollen die von uns noch voll bezahlt werden?

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  3. Niklaus Fehr
    Niklaus Fehr sagte:

    Oh Gott, dieser Stein! Ich habe ihn mir angesehen. Man müsste ihn mal reinigen. Vor Ort ist kaum noch etwas zu entziffern. Ein Zeitzeuge wie viele andere. Ich mag es der Journalistin gönnen, dass sie stolz auf ihre Entdeckung ist. Die ganze Geschichte drum herum, ein riesen Aufwand, ist nicht schlecht erzählt. Für jemand der keine Ahnung von Geschichte hat. Aber das hineininterpretieren von gefährlichem Nazi-Gedankengut ist Humbug. Es wird befürchtet, dass das Teil zu einem Wallfahrtsort werden könnte. Aber da müsste man schon noch einen Currywurststand beim Monument aufstellen. Chur Tourismus soll diesen Stein in ihre Stadtführungen aufnehmen, und gut ist.

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