Pokerface Berset

Wie hier schon angekündigt, geht er «all in».

Hat er’s gewusst oder nicht? Das ist zur zentralen Frage in der Affäre Alain Berset geworden. Hat der Bundesrat gewusst, dass sein Pressesprecher sozusagen eine Standleitung zum Ringier-CEO Marc Walder unterhielt und den wohl auch mit dem Amtsgeheimnis unterliegenden Informationen fütterte?

Das ist eine banal-binäre Frage, mit lediglich zwei Varianten. Ja, er wusste es. Nein, er wusste es nicht. Der Beweis dafür, dass er es nicht wusste, ist naturgemäss nicht zu führen. Der Beweis, dass er es wusste, das wäre eruierbar.

Hat Bersets Ex-Sprecher Peter Lauener Vertrauliches durchgestochen? Sollten damit Bundesratsentscheide beeinflusst werden? Stimmt die dünne Behauptung der «Blick»-Leitung, dass man aus eigenen Kräften und keineswegs vom CEO munitioniert, Primeurs rausgehauen habe?

Das alles sind sozusagen ephemere Fragen. Die Frage aller Fragen ist: wusste er, wusste er nicht. Bislang vermied es Berset, darauf eine klare Antwort zu geben; er verurteilte lediglich das Durchstechen, sollte es eines gegeben haben.

Aber seit der jüngsten Pressekonferenz ist das anders. Da verlas der Bundesratssprecher André Simonazzi eine Erklärung in leicht gewundenem Beamtendeutsch:

«Gestützt auf die Angaben des Bundespräsidenten, der versichert hat, von solchen Indiskretionen keine Kenntnis gehabt zu haben, wird der Bundesrat die Geschäfte auf der Grundlage des wiederhergestellten Vertrauens weiterführen.»

Das nennt man beim Pokern all in. Also der Spieler schiebt alle seine Chips in die Spielwette. Verliert er, ist er all out, nämlich pleite. Gewinnt er, bekommt er das Doppelte seines Einsatzes zurück. Wer als Poker Player all in geht, tut das aus zwei Gründen. Er ist sich verdammt sicher, dass er das beste Blatt hat. Oder er blufft und will das seine Mitspieler glauben machen.

Indem Berset klar sagen lässt, dass er von allfälligen Indiskretionen nichts gewusst habe, geht er all in. Im Gegensatz zum Pokern lässt er damit seinen langjährigen Pressesprecher Lauener im Regen stehen. Der habe also auf eigene Faust, ohne Wissen seines Chefs Informationen an Walder weitergegeben.

Dafür landete Lauener schon vier Tage im Knast und wurde kürzlich unter nicht geklärten Umständen von seinem bewunderten Chef getrennt. War das schon ein Bauernopfer? Auf jeden Fall fiel Lauener weich. Ihn gegen das anhaltende Schweigegelübde eines ehemaligen Chefbeamten verstossen zu lassen, das bräuchte wohl einen so grossen Batzen Geld, wie ihn kein Schweizer Medium aufwerfen will.

Und für ein rachsüchtiges «jetzt rede ich» ist Lauener wohl zu schlau; er ist ja noch ein paar Jährchen von der Pensionierung entfernt.

Von da droht Berset also keine Gefahr. Ausser, Lauener spielt über die Bande und lässt das eine oder andere aus seinem Giftschrank heraustropfen, ohne Absender, versteht sich.

Aber: was man früher den Paper Trail nannte, die Papierspur, ist heute ein digitales Meer. Wer war schon so blöd (nicht mal allzu wenige), heikle Themen schriftlich festzuhalten. Ein Gespräch im Park war immer das Mittel der Wahl.

Aber heutzutage benützt jeder SMS, WhatsApp, Threema, Instagram, Facebook, dazu E-Mail und sogar Videobotschaften. Nun kann Berset nur darauf hoffen, dass niemand in diesem Meer eine Aussage von ihm findet, aus der klar hervorgeht, dass er doch von diesen Indiskretionen wusste. Natürlich gibt es da Interpretationsspielraum, aber wenn es eine mehr oder minder klare Aussage dazu von Berset gibt:

Dann ist er nicht mehr haltbar. Muss, schnell oder langsam, zurücktreten. Was gerade im Wahljahr nicht wirklich gut ist. Aber besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende – ein Berset, der um sein Amt kämpft und mit aller Rabulistik trotz klaren Belegen und Indizien weiter abstreitet.

Zumindest sieht es schwer danach aus, dass ein Bündnispartner auf Distanz geht. Statt des Lobes voll zu sein über den Riesenstaatsmann Berset, mopst der «Blick» nach der Pressekonferenz:

«Berset liess die Journalistenfragen jedoch an sich abprallen. Selbst auf die Frage, weshalb er zur Medienkonferenz antrete, wenn er den Journalisten doch nichts sage, sagte er nichts. Dafür gibt in Bundesbern schon zu reden, dass Berset sich nun demonstrativ von seinem über Jahren treusten Mitarbeiter distanziert. «Typisch Berset, das war ja so klar, dass er das macht», sagen solche, die den Freiburger Bundesrat lange kennen

Überdeutlich: dort wird er nicht mehr geliebt. Und obwohl der Oberchefredaktor Christian Dorer behauptet, dass niemand Einfluss nehme: eine solche Klatsche kommt nur ins Blatt, wenn ganz oben Einverständnis signalisiert wurde.

Man möchte nicht in der Haut seines besten Vertrauten stecken, der nun all diesen Schriftverkehr durchforsten muss. Und sich eventuell sogar strafbar macht, wenn er verräterische Sequenzen löscht. Wobei man im Internet nie weiss, wo was noch zusätzlich gespeichert ist …

1 Antwort
  1. René Küng
    René Küng sagte:

    OK, er hat nichts gewusst.
    (Im Zweifel Unschuldsverhütung).

    – So wie er nicht wissen konnte, dass die Pandemie an den ‹Events› an denen er seit Jahren dabei war schon eben so lang und länger geplant wurde.
    – Die hundert-MillionenInvestitionen (von wem?) in Visp in Produktionsanlagen ‹ins Blaue hinaus› (machen Unternehmer immer so….) schon 2015 beschlossen wurden. Dort wo ab 2020 das Gift für den Pöbel (und die Milliarden-Profite für die ‹Macher›) dann gebraut & abgefüllt wurde.
    – Das Minsk-Abkommen des WerteWesten seit 2014 von seinen properen EU-Kollegen nur gefaked wurde, um die NachfolgeBanderistas weitere 8 Jahre aufzurüsten – die doofen Russen im Glauben zu lassen, dass der Westen Friede wolle.
    – Dass die Kriegstreiber uns Europäer genau so nieder machen, wie sie inzwischen auch ihr eigenes, amerikanische Volk nieder spritzen, knechten, verarmen.
    – Dass seine WissensHaftMafia, die Task F…. (zackbum wählt hier ein u-Wort) eine einzige, sorgfältig zusammen gesuchte erbärmliche Bande von gesponserten Pharma-Pensions-Zudienern war und ist.

    Wenn er von allem in seiner Tätigkeit, Aufsicht, Übersicht und Verantwortungsbereich eigentlich nichts weiss (und im Griff hat)
    DANN wäre eigentlich sein ‹weiss nicht› (bald in Kombination mit scholzschem ‹erinnere mich nicht›)
    der absolute Grund, dass solche NICHTSWISSER sofort aus ihren Positionen entfernt werden.

    Gilt übrigens nicht nur für ihn, sondern graduell für alle und all die Nichtwissenwollerinnen oder Falschspieler in den Regierungen oder Parlamenten. Da wo wir jetzt wieder die gleichen wählen werden, die dito wie Berset so taten und tun, dass sie nicht wissen was sie tun.

    Und wir machen einfach weiter mit unserem eigenen ’nicht wissen wollen›, dass jetzt wir verarscht, belogen, nieder gemacht werden.
    Weil das System an seine Grenzen kommt, in dem es bisher gereicht hat, dass die Mehrheit der Menschheit für uns Privilegierte gelitten, gekniet und Blut geschwitzt hat.

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