Nz, nz, nz, nz

Wieso erinnert die NZZaS an diesen wummernden Sound?

Vielleicht deswegen:

Was für die SoZ gilt, stimmt auch für die «NZZamSonntag»: Samstag war ein echter Scheisstag für Nachrichten. Also stellt sich das Blatt die originelle Frage, woher eigentlich der Leim kommt, erinnert, wenn man schon nostalgisch ist, an den Filmwal Keiko, trampelt vorhersehbar und überparteilich auf Bundesrat Berset rum, lässt – als wohl Letzter im Umzug – die KI einen kleinen Scifi-Thriller schreiben und blickt hoffentlich nicht in die eigene Zukunft: sterben sei «wunderschön, sagen Forscher». Die bekanntlich immer irgendwas sagen, wenn echt tote Hose bei den News ist.

Wie füllt man dieses Loch mit Löchrigem? Natürlich, die Ukraine gibt immer und auf jeden Fall eine Doppelseite her, obwohl hier für einmal ein Bild mehr als alle Worte sagt:

Bildzitat aus der NZZaS.

Gibt es Neues aus England? Jein: «Brexit-Hardliner wollen sich der EU-Vorschriften entledigen». Verblüffend, wenn man aus einem Verein austritt, will man sich nicht mehr an die Vereinsregeln halten, ts, ts. Da fügt dann die Anti-Brexit-Hardlinerin Bettina Schulz in aller gebotenen journalistischen Ausgewogenheit hinzu: «Die Wirtschaft fürchtet Nachteile.» Ist aber auch schreckhaft, diese britische Wirtschaft, nix von steifer Oberlippe.

Die Seite 12 vereint mal wieder alles, was am modernen Journalismus schlecht ist. Ein Riesenfoto, ohne jegliche Aussagekraft.Plus die billigste Art, eine Seite zu füllen: das Interview. Plus die billigste Art von Interview: Fragen als Stichwortgeber, kritische Nachfragen Fehlanzeige. Dafür schleimige Schlussfrage: «Sie haben als Leichtathletin 1996 für die Schweiz an den Olympischen Spielen teilgenommen. Sieht man Sie hier abends eigentlich mit Stirnlampe durch Davos joggen? – Nein, ich gehe in der Regel schon am Morgen. Heute lief ich eine Stunde im Schnee.» Super, das wir das nun wissen.

Felix E. Müller hat sich vorgenommen, eine Kolumne zu schreiben, die an den Auftritt von Lady Gaga in einem Fleischkostüm erinnert: «Die Tage der Extrawurst sind gezählt.» Es geht nichts über einen Titel, der den Leser ratlos auf den Fingernägeln knabbern lässt. Was will uns der Autor damit sagen? Will er uns etwa eine saure Gurke verkaufen?

Wenn mittelbegabte Schreiber ihr Sprachscherz-Truckeli leeren, wird’s dem Leser ganz anders. Er schreibt seine Kolumne im Januar, einmal darf der ZACKBUM-Leser raten, worüber. Genau, «Detox, Fasten, Heublumentee mit blanchiertem Seetang.» Wir ahnen Schlimmes, nach diesem ersten Sauglattismus, aber alle Befürchtungen werden übertroffen. «Keine Fleischmetaphern mehr», dann kalauert sich Müller durchs Gemüsebeet. «Ran an den Speck, Extrawurst, im Saft schmoren, ihr Fett abbekommen

Aber der Mann weiss, wie man die Spannung aufrechterhält und eine Pointe setzt. Fleischmetapher ersetzen, nur wodurch? «Es geht um die Wurst – es geht um die Banana. Ein Hühnchen rupfen – eine Artischocke rupfen. Du Sau! – Du Schwarzwurzel.» Gewinsel um Gnade nutzt nix, Müller tofut sich zur Schlusspointe durch, welches Fleischwort fehlt noch? Schon wieder richtig: der «Fleischwolf». Durch den gedreht fühlt sich der Leser.

Daher bittet ZACKBUM um Nachsicht, dass wir nicht die Kraft hatten, auch noch Nicole Althaus zu lesen. Schreib-Rentner Müller darf sich dann nochmal zu Wort melden, auch so füllt man zwar billig, aber eben auf Kosten des Lesers eine Seite.

Er wärmt aus dem Stehsatz uralte Frank-A.-Meyer-Anekdoten auf, um unter dem Titel «Der Ringier-Komplex im Bundeshaus» längst Bekanntes aus den glorreichen Zeiten nachzuerzählen, als Meyer noch eine Suite im Hotel Bellevue neben dem Bundeshaus benützte. Natürlich liest man das Bonmot von Otto Stich immer wieder gerne, als der von Meyer zu einem Arbeitslunch eingeladen wurde. Stich soll erwidert haben, dass er beim Arbeiten nicht zu essen pflege und beim Essen nicht zu arbeiten, zudem tue er beides lieber ohne Meyer.

Sauglatt, aber alles Jahrzehnte zurück, viele Jahrzehnte. Schnee von vorgestern, seit über 20 Jahren residiert Meyer nicht mehr zu Bern, sondern in Berlin. Und wie CEO Walder Kontaktpflege betreibt, nun ja, nicht jedem ist’s gegeben.

Schliesslich, als glorreicher Abschluss, die Leserbriefseite, von der ZACKBUM sich gestattet hat, das Titelfoto für diesen Beitrag abzugreifen. Irgendwie erinnert der Inhalt dieser NZZaS an Schweinefüttern, keine Ahnung, warum.

War da noch was? Ach ja, das Magazin für die letzten Fragen, das Weltall und Besinnliches:

«Die Kerze. Eine Kulturgeschichte.» Daraus liesse sich eine Serie machen. «Der Furz. Eine Odorgeschichte.» «Der Handschlag. Eine Sozialgeschichte.» «Der Zungenkuss. Eine erotische Geschichte.» «Der Bleistift. Eine Schreibgeschichte.»

Aber immerhin, der kurze Ausflug in die Verbindung von Kulinarik mit berühmten Schriftstellern scheint beendet zu sein; ob da unser kritischer Hinweis auf Plagiatsverdacht wirkte?

Zuvor aber ein weiterer Beitrag aus der Serie: Wir stellen unbekannten Personen die ewig gleichen, langweiligen Fragen. Mitwirkende diesmal: Mirna Funk. Mirna who? Eben.

Wie leitet man dann einen Artikel so ein, dass garantiert Wort für Wort eine Kerze erlischt, ein Leser wegschnarcht und nur ganz Wache und Helle den Bandwurmsatz des Leads durchstehen: So:

«Sie sind seit Ewigkeiten Symbol für Leben, verbreiten verlässlich romantische Stimmung, und eine energiesparende Lichtquelle sind sie auch.»

Sie? Bevor sich der Leser vor Spannung wegschmeisst: sie, die Kerze, die Kerzen. Immerhin, für mehr als fünf Seiten Wächsernes hat’s dann nicht gereicht.

Aber anschliessend wird der Leser wachgerüttelt, was für eine Zeile: «Sadomaso-Teddys und nichts unter der Jeans.» Huch, welche Kapriolen die Mode doch immer macht. Das Magazin ist nun offenbar erotisch auf Betriebstemperatur und fährt gnadenlos fort: «Wer Sex lieber mag als Kinder, sollte besser gut verhüten». Besser gut? Oder gut besser? Kann nicht verhüteter Sex zu Kindern führen? Sozusagen wie bei den Bienen? Wahnsinn.

ZACKBUM weiss, nun freuen sich alle auf «Bellevue». Nicht umsonst. Aufmacher ist diesmal, immerhin passend zur Jahreszeit, eine «Pufferjacke». Recykliertes ist bekanntlich angesagt. Also her mit den aus PET-Flaschen und mit rezyklierten Daunen hergestellten Jäckchen. Die gibt’s nämlich in billig, ganz billig, teuer und sauteuer. Wo sind wir beim «Bellevue», hier gilt sauteuer: schlappe 790 Franken kostet das in verschiedenen Farben und einem eher unförmigen Einheitsschnitt hergestellte Teil von Round Rivers. Es steht zu vermuten, dass die Redaktion ein Dankeschön in dieser Form abgelehnt hat.

Dann gilt es Abschied nehmen, die Food-Kolumnistin verabschiedet sich. Leider haben wir den Scherz mit der Lücke schon verbraten.

Ach, aus der Reihe «da ist dann noch so ein Hotel» kommt nun eins in Berlin zum Auftritt; «Chateau Royal» heisst das etwas grosssprecherisch, es verbindet rustikalen DDR-Charme mit westlichen Preisen (395 € für die Junior-Suite, 495 € die Suite, immerhin Frühstück inbegriffen).

Und wer noch unbeantwortete Fragen zu wichtigen Problemen des Lebens hat, Henriette Kuhrt kratzt langsam die letzten Reste zusammen: «Was tun mit klimaschädigenden Kindern? Der richtige Weg zum Du? Was tun bei übergriffiger Bettlerin?» Wobei das letzte Thema stark nach Sexismus riecht, mit Verlaub.

Aber, ZACKBUM will versöhnlich schliessen, diese Story hier ist anmächelig:

Drei Jö-Bären auf kleiner Scholle, da geht einem das Herz auf. Oh, wirklich, ist ein Inserat? Schade.

 

1 Antwort
  1. Noah Fetter
    Noah Fetter sagte:

    Ich habe mich über Felix Müllers Text köstlich amüsiert – was waren das damals noch für tolle Zeiten! Meine Tochter (39) hat den Text auch gelesen und war ganz verblüfft, dass es einmal so gewesen ist.
    Merke: Jedes Jahr sterben alte Leser weg und jedes Jahr kommen junge Leser hinzu. In 30 Jahren wird jemand die Zackbum-Texte ausgraben und Zehntausende werden staunen, das es so etwas einmal gab…

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