Wumms: Marc Walder

Der Wurmfortsatz des Journalismus schadet, wo er kann.

In der Debatte, ob es richtig sei, reiche Medienclans mit einer Steuermilliarde zu beschenken, liefen deren Medien zu Höchstformen auf. Vierte Gewalt, kritische Instanz, nötiges Kontrollorgan gegenüber staatlichem Handeln.

Das natürlich in völliger Unabhängigkeit; jede Redaktion ist völlig frei in der Meinungsbildung und Auswahl der Themen. Und erst recht, was die Frage von Zustimmung oder Kritik, Wertung und Bewertung betrifft.

Walder hat all diese Behauptungen sozusagen im Alleingang widerlegt. Er berichtete stolz, wie er «seine» Redaktionen zu staatstreuer Haltung verdonnert hatte. Er sagte: «Wir wollen die Regierung unterstützen durch unsere mediale Berichterstattung, dass wir alle gut durch die Krise kommen.»

Nun enthüllt die «Schweiz am Wochenende», wie eng die Beziehungen zwischen Walder und Alain Berset, zwischen den Ringier-Medien und dem Gesundheitsdepartement, während der Corona-Krise waren. Da schwirrten Mails mit vertraulichen Informationen «sehr vertraulich, unter uns, wenn es Ihnen dient» hin und her.

Der Klassiker von Sauhäfeli, Saudeckeli. «Blick» bekam Primeurs, Berset bekam lobhudelnde Berichterstattung. Berset konnte Ringier als Hebel verwenden, Ringer konnte Hebeln wie es dem hysterisch ängstlichen Virus-Gegner Walder passte.

Ein einziger kritischer Artikel wurde gleich vorab angekündigt, Walder bat dann auch um Audienz bei Berset, um sich zu erklären. Der trat als Dressman und Interviewer in Ringiers Flop-Magazin «Interview» auf; bei der Vernissage sah man die beiden Seit an Seit.

«Inside Paradeplatz» wirft eine weitere heikle Frage im Zusammenhang mit dem «Berset-Walder-Gate» auf: «Rechte Hand von Gesundheits-Minister informierte Ringier-CEO vorab über 100-Mio-Deal mit Biontech-Impfung. Pharma-Aktie schoss hoch.» Waren das kursrelevante Informationen?

Unabhängigkeit, Staatsferne, Kritik, Redaktionsfreiheit, Kontrollinstanz: Abrissbirne Walder zerlegt all diese Behauptungen. Er ist der Wurmfortsatz des Journalismus. Im Körper kann man ihn mitsamt Blinddarm problemlos entfernen – meist ohne die geringsten Nebenwirkungen. Einfach so oder wenn er zum Beispiel durch eine Entzündung schadet.

Auch dem Schweizer Journalismus würde es ohne Walder noch nicht gut, aber entschieden besser gehen. Aber Ringier hat es noch nie geschafft, sich von gut vernetzten schädlichen Kräften rechtzeitig zu trennen.

4 Kommentare
  1. Niklaus Fehr
    Niklaus Fehr sagte:

    Ausgerechnet. Dorer schlägt zurück. Mit Paragraph 8 des Redaktionsmanifests. Aber leider ist die Zeit von Berset und Walder abgelaufen. Da kann man nichts mehr machen.

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  2. Oskar
    Oskar sagte:

    Die Schafe in den Foren des Mainstreams halten immer noch treu zu ihrem Messias Berset. Die Zombifizierung der Bürger durch Marc Walder und Konsorten scheint nachhaltig Wirkung zu zeigen.

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  3. René Küng
    René Küng sagte:

    1. ‹Platznot im Schweinestall› – die seherische Dimension der nzz, A so.
    Nur ist es nicht in erster Linie bei den Bauern, wo die Ställe übervoll sind.

    2. Wurmfortsätze, Blinddärme – die Problempunkte (global, nicht nur national) liegen höher oben.
    Wenn SchwellKöpfe problemlos und ohne Nebenwirkungen (denn das ist kein Aufruf zum rollen, sondern zum abwählen, ablehnen, ersetzen) entfernt werden können, dann stinken die Fische nicht mehr von Oben nach unten.
    In allen Hierarchien und nicht durch Geschrei, sondern durch Rückgrat, eigener Leistung und einem Spiegel in Griffnähe.
    Auch das muss local beginnen, bei jeder/m Einzelnen von uns, dass uns das nicht einfach egal, zu kompliziert, unbequem ist – oder Tod getrampelt von geschürten Ängsten.

    3. Merci zack für diesen Bum.
    Geht jetzt dann endlich ein Ruck durch die Redaktionsstuben, dass auch Ihr täglich verarscht werdet?
    Trotz Teuerungsausgleich, der vielleicht den Aufschlag beim Bier und Koks abdeckt, weiter nichts.

    Oder habt Ihr alle Portfolios bei gbtaikikeriKI-4, die Euch morgen ersetzen werden?

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