Keine Medien, keine Kritik

Die «Medienwoche» gibt auf.

Medienkritik ist nötiger denn je. Unabhängige Medienkritik ist nur ausserhalb der Eingeweide der grossen Platzhirsche möglich. Wer bei Tamedia im Brot steht, ist im Verdacht des Konzernjournalismus, wenn er CH Media kritisiert. Nur indolente Lohnschreiber wie Philipp Loser bellen im Auftrag ihres Herrn Konkurrenzprodukte an.

Die NZZ trennte sich zuerst von ihrem langjährigen Medienbeobachter, dann stellte sie die Medienseite ein. Ringier kennt das gar nicht, bei CH Media und Tamedia kommt es auch nur alle Schaltjahre mal vor.

Dann gibt’s noch (dem Vernehmen nach, wir haben aufs Gratis-Abo verzichtet) den «Schweizer Journalist» (oder wie immer der sich inzwischen schreiben mag). Zum Skelett niedergespart, uninteressant, Listicals und Übernahmen aus Schwesterblättern ist der dünne Inhalt.

Persönlich.com pflegt den pfleglichen Umgang mit eigentlich allen und ist der Weichspüler unter den Branchenorganen. «Edito» ist inzwischen der Schatten eines Schattens seiner selbst. Und dann gab es noch die «Medienwoche».

Der Niedergang des «Schweizer Journalist» – und der «Medienwoche» – spielte eine entscheidende Rolle bei der Gründung von ZACKBUM. Wo konnte man noch kritische, auch angriffige, kein Rücksichten nehmende Medienkritik betreiben? Eben.

Schon länger röchelte die «Medienwoche» aus den letzten Löchern. Bubble-Journalismus, Anfänger-Gefäss; wenn der Tiefflieger Marco Kovic regelmässig zu Wort kommt, weiss man, dass da ein Medium steil auf dem Weg nach unten ist.

Auch Nick Lüthi liess immer mehr raushängen, dass auch er, einer der profundesten Medienkenner der Schweiz, nicht mehr wirklich etwas reissen will. Wahrscheinlich wusste er schon länger, dass sein Herausgeber und Besitzer nicht mehr gewillt ist, sich dieses Hobby zu leisten.

Wie sülzt Thomas Paszti zum Abschied: «Die Quersubventionierung von Journalismus aus dem Rubrikengeschäft, im Fall der MEDIENWOCHE aus dem Ertrag der Stellenanzeigen auf medienjobs.ch und ictjobs.ch, hat in der heutigen Medienwelt mehr mit Idealismus und dem Glauben an unabhängigen Journalismus zu tun, als mit der gängigen verlegerischen Praxis.»

Somit ist Paszti weniger idealistisch geworden und in seinem Glauben an unabhängigen Journalismus erschüttert. Lüthi hingegen sah sich wohl mehr als Schreiber, wo die Kohle für ihn und seine Mitarbeiter herkommt, das interessierte ihn herzlich wenig.

Geradezu Slapstick ist, dass der Abschiedstext des Besitzers damit untermalt wird:

Summa summarum: da bleibt nur noch eine einzige, wirklich unabhängige und mit Energie, Spass und Nachdruck betriebene medienkritische Plattform übrig.

Wir pflegen hier kurze Amtswege, also kann ZACKBUM frohgemut verkünden: Der Besitzer ist sich mit dem Herausgeber, dem Verleger, dem Chefredaktor und dem Redaktor einig, dass es ZACKBUM weiterhin geben wird. Ohne Quersubventionierung, werbefrei und in Fronarbeit hergestellt, sowie gratis angeboten.

Niemals war ZACKBUM so wichtig wie heute. Und alle die, die kein Gönnerabo bei der «Medienwoche» abschliessen wollen, denen sei hier ein dezenter Hinweis unverbindlich unterbreitet:

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