Sumpfgebiete

Es gibt Abgründe. Und dann gibt es «watson».

Mal wieder ein Beitrag für Leser mit einem starken Magen. Eigentlich wollten wir diese hässliche Karikatur von allem, was Journalismus sein könnte, hinkünftig mit Missachtung strafen. Aber «watson» ist sogar stärker als die besten Vorsätze.

Schuld daran ist der hier. Oder das hier:

Ben sei single, behauptet «watson», Mitte 30 und lebe in einer WG. Das ist natürlich alles erfunden, aber es nimmt schon Wunder, welche kranke Fantasie sich die Texte für seine Kolumne ausdenkt. Wir halten uns kurz die Nase zu, unterdrücken tapfer jeden Brechreiz und zitieren:

«Es gibt drei Arten von Frauen, die mir suspekt sind. Erstens: Frauen, die Blowjobs nicht mögen. Einfach so per se nicht. Oder die miserabel darin sind.»

Okay, wir leisten uns ein Bäuerchen und einen Schnaps. Denn Ben kann den Arschloch-Faktor noch steigern:

«Es war das erste Mal, dass sie seit der Scheidung Sex hatte. Und für mich war es das erste Mal, dass ich mit einer Frau Sex hatte, die sich gerade hat scheiden lassen. Der Sex war denn auch so, wie er mit einer Person ist, der eigentlich egal ist, mit wem sie gerade Sex hat. Sie ritt mich, als wäre ich gar nicht wirklich anwesend.»

Nein, das kann man nicht erfinden, nur zitieren. Unter Missachtung alles Hygienevorschriften kommt nun noch der grausliche Schluss:

«Sie hat mir am nächsten Tag geschrieben, ob wir uns wiedersehen wollen. Wir könnten auch den Drink-Part weglassen und uns einfach treffen. «Für ein bisschen Spass …» Ich antwortete, ich würde wohl etwas anderes suchen. Sie schrieb: «Okay».»

Das ist erschreckend und erschütternd. Aus einer Vielzahl von Gründen. Zunächst einmal: welches kranke Hirn denkt sich das aus? Dann: welche kranke Redaktion publiziert das? Aber es kommt noch schlimmer. Dieser Schrott hat doch tatsächlich 292 Kommentare ausgelöst.

Darunter solche Highlights: «Du schreibst gut. Direkt und kurzgefasst. So empfinde ich viele Männer und es gefällt mir. So unkompliziert.»

ZACKBUM schliesst den Deckel über diesem Abfallhaufen und schwört aufs Neue, dass es ihn nun aber drauflässt. Eine dringende Bitte an den Wanner-Clan: Das ist doch rufschädigend, sowas. Damit noch Geld verlochen, das ist doch pervers. Oder etwa nicht?

3 Kommentare
  1. Ernst Bächler
    Ernst Bächler sagte:

    Selber keine 40, muss ich sagen: Doch, sicher in der Stadt Zürich gibt es solche kaputte Menschen und nicht wenige. Zersetzt von Netflix und Tinder. Noch nicht richtig erwachsen, aber schon heruntergerockt, inkl. Scheidung und Balast.
    Und dann die ganze Desillusionierung aufgrund eigener dummer Entscheidungen als ‚Erwachsensein‘ missinterpretieren. Die ohne Kinder und Scheidung kommen dann dafür schon beim ersten Tinder-Date mit dem Kinderwunsch.
    Der Typ dürfte aber ausgedacht sein. Kann mir nicht vorstellen, soweit durchs Leben zu kommen, sogar Familie zu gründen mit so komischer Denke.
    Was die Wanners angeht: watson im Portfolio zu haben ist schon rufschädigend genug. Wenn es noch irgendwo um publizistische Qualität ginge. Aber tut es da?

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  2. Niklaus Fehr
    Niklaus Fehr sagte:

    Das sind die Leute von heute. Solche Bens gibt es wirklich. Die machen jahrelang in Realityformaten mit um die wahre Liebe zu finden. Ein typisches Beispiel ist Henrik Stoltenberg, der Enkel des 2001 verstorbenen Bundesverteidigungsministers Gerhard Stoltenberg. Irgendwann haben wir solche Leute auch in Politik und Regierung. Es ist nur eine Frage der Zeit.

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