Wumms: Uwe Ritzer
Der «Investigativ-Reporter» der SZ lärmt in Tamedia.
Lachhaftes aus Liechtenstein. Ritzer enthüllt weltexklusiv: «Liechtenstein gilt als das Zockerparadies Europas. Nun will eine Initiative den Betrieb von Spielbanken verbieten. Es könnte ein kontroverser Winter werden im friedlichen Fürstentum.»
Hinter dieser hochgeschriebenen Behauptung verbergen sich gleich mehrere, kleine Skandale. Zunächst einmal veröffentlichte Ritzer diesen Artikel zuerst in der «Süddeutschen Zeitung»:
Da der Auslandredaktion von Tamedia bekanntlich kaum mehr einfällt, als den eigenen Bauchnabel zu betrachten, gelegentlich verspätete und markige Kommentare zu schreiben – und Artikel per copy/paste aus der SZ zu übernehmen, erfreuten die unzähligen kopflosen Kopfblätter zwei Tage später ihre zahlende Leserschaft mit dieser Übernahme:
In Liechtenstein ist Zocken seit 2010 auch in Casinos erlaubt. Inzwischen gibt es fünf Stück, bald einmal sollen es acht werden. Dagegen formiert sich offenbar Widerstand, der aber – es handelt sich schliesslich um ein mittelalterliches Fürstentum – zunächst die huldvolle Erlaubnis seiner Durchlaucht des Erbprinzen einholte, wie Ritzer zu berichten weiss:
«Am Anfang, erzählen sie (die Initianden einer Verbots-Initiative, Red.), sei Erbprinz Alois, 54, Sohn des Landesfürsten Hans-Adam II. und Staatsoberhaupt von Liechtenstein, ihrem Anliegen sehr skeptisch gegenübergestanden. Am Ende aber habe er signalisiert, dass er sich dem Ansinnen nicht in den Weg stellen wird.»
Seine Durchlaucht geruhten zu signalisieren, toll.
Nun ist es eigentlich gehupft wie gesprungen, ob in Liechtenstein ein paar Casinos 130 Millionen Franken Umsatz machen oder nicht.
Richtig die Post ab geht in Liechtenstein nach wie vor im Stiftungswesen. Gerade kürzlich hat die milliardenschwere Birkenstock-Familie ihre Kohle ins Ländle verbracht. Noch etwas mehr als 9000 solcher Stiftungen gibt es, an denen sich die Liechtensteiner Untreuhänder goldene Nasen verdienen.
Durch legale Abzocke via Gebühren, unverschämte Honorare oder dem Zuschanzen lukrativer Aufträge, die sie als obligatorisches Mitglied jedes Stiftungsrats einander zuhalten. Oder gleich halblegal durchs Dekantieren, das Umgiessen des finanziellen Inhalts einer Stiftung in ein neues Gefäss, auf das der Stifter keinen Zugriff mehr hat. Oder kriminell, indem sie ins Kässeli greifen und leider viel zu selten dann im Knast landen.
Gerade kürzlich hat die fürchterlich-fürschtliche Justiz dieser Abzocke den Rücken gestärkt, indem sie die Abberufung eines störenden Stiftungsrats, der als Begünstigter den Liechtensteiner Untreuhändern auf die Finger schauen wollte, durch alle Instanzen als legal erklärte. Obwohl der Vorwand lediglich aus einem «Anschein eines möglichen Interessenkonflikts» bestand. Das ist der Hauch eines Nichts, ein Gummibegriff, der jeder rechtsstaatlichen Gerichtspraxis Hohn spricht.
Da gäbe es nun wahrlich genug Storys für einen «Investigativ-Journalisten». Aber ein paar Initianten interviewen und bei denen ein paar Zahlen abmelken, das hat überhaupt nichts Investigatives. Spart aber unheimlich Arbeit und Investigation.
Auch einfacher als das ist, dem arglosen Leser einen Bären aufzubinden. «Zockerparadies Europas». Liechtenstein? Da lacht der Fürscht. Destination Nummer eins ist nach wie vor Monaco. Gefolgt von Baden-Baden. Deauville. Malta. Liechtenstein? Nicht mal unter ferner liefen. Nach Umsatz liegt Frankreich auf Platz eins, gefolgt von Grossbritannien, Deutschland und der Schweiz. Liechtenstein? Figuriert nicht mal unter den ersten Zehn. Hätte Ritzer leicht recherchieren können. Dann wäre aber seine schöne Schwindelschlagzeile futsch gewesen. Also lieber nicht. Aschgrau.
Die Preise für Treuhandleistungen sind bedeutend tiefer als in der Schweiz, dafür ist die Qualität höher. Das war zumindet vor 5 Jahren noch so.