Feige Inquisitorin

Verbot fordern, bei Nachfragen kneifen: typisch für Inquisitoren.

Stephanie Graetz-Pollack ist die Geschäftsleiterin der «Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus» (GRA). In dieser Eigenschaft forderte sie im «Tages-Anzeiger»:

Es «müsste die Hallenstadion AG Roger Waters eine klare Bedingung stellen: «Ohne Distanzierung von den problematischen Aussagen gibt es keinen Auftritt.»»

Als «problematisch» empfindet Graetz offenbar die Kritik von Waters am Zionismus sowie seine Unterstützung der israel-kritischen Organisation BDSBoycott, Divestment and Sanctions»).  BDS fordert im Wesentlichen, Israel müsse «die Okkupation und Kolonisation allen arabischen Landes beenden». Diese Forderung entspricht auch mehreren UNO-Resolutionen.

Zu den Unterstützern von BDS gehören neben unzähligen Organisationen weltweit auch Gruppen, die nicht antizionistisch oder israel-kritisch, sondern antisemitisch sind. Neben Waters gehören auch die aktuelle Literaturnobelpreisträgerin Annie Ernaux oder der Erfolgsschriftsteller Henning Mankell zu den Unterstützern von BDS.

Graetz ist seit Anfang September Geschäftsleiterin der Stiftung GRA. Zur Begrüssung wird ihre langjährige Erfahrung im Kommunikationsbereich gelobt. Das Stiftungsziel soll sein: «Die GRA steht für Toleranz und gegen jegliche Art der rassistisch motivierten Diskriminierung

ZACKBUM wollte von Graetz wissen, wie sich dieses hehre Ziel mit ihrer Forderung nach einem Verbot des Auftritts von Waters im Zürcher Hallenstadion vereinen liesse, bzw. mit der ultimativen Forderung, er müsse sich vor dem Auftritt von gewissen «problematischen Aussagen» distanzieren. Wobei offensichtlich die oberste Instanz der Entscheidung, was «problematisch» sei und was nicht, bei Graetz liegt.

Konkret müsste man sich das also so vorstellen, dass Waters vor seinem Auftritt seine kleine Distanzierungsrede bei Graetz einreichen müsste, die dann entscheiden würde, ob der Auftritt stattfinden kann oder nicht.

Daher gelangte ZACKBUM an Graetz mit sieben präzisen Fragen:

  1. Sollte sich Waters nicht von «problematischen Aussagen» distanzieren, müsste also die Hallenstadion AG das Konzert absagen?

  2. Woher nehmen Sie die Autorität, zwischen «problematischen» Aussagen und nicht-problematischen zu unterscheiden?

  3. Haben Sie damit in irgend einer Form, die mir entgangen sein sollte, die Nachfolge der Inquisition angetreten?

  4. Sind Sie nicht der Auffassung, dass es strafbare Aussagen und nicht-strafbare gibt, aber keinesfalls «problematische Aussagen» solch drastische Konsequenzen haben sollten?

  5. Sind Sie nicht der Auffassung, dass die freiwillige Teilnahme an einem Konzert all denen erlaubt bleiben sollte, die Aussagen von Waters als nicht problematisch einschätzen?

  6. Sind Sie nicht der Auffassung, dass es genügt, wenn Menschen, die Waters Aussagen nicht schätzen, schlichtweg nicht an seine Konzerte gehen?

  7. Als «Stiftungsziel» formulieren Sie: «Die GRA steht für Toleranz und gegen jegliche Art der rassistisch motivierten Diskriminierung.» Halten Sie Ihre Aussage gegenüber Waters für damit vereinbar?

Daraufhin bekam ZACKBUM diese Nicht-Antwort:

«Es ist allgemein bekannt, dass Roger Waters ein Unterstützer der BDS-Bewegung ist und dass er sich in der Vergangenheit antisemitisch geäussert hat. Der Presse entnehmen wir darüber hinaus, dass Waters auch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine leugnet und als westliche Propaganda bezeichnet. Dies zeigt einmal mehr, dass Waters offenbar an Verschwörungstheorien glaubt. Allein aus aktuellem Anlass ist deshalb fraglich, ob man einem solchen Künstler überhaupt eine Bühne bieten soll. Es gilt nun, das Konzert zu beobachten. Sollten an einer solchen Veranstaltung rassistische oder antisemitische Aussagen gemacht werden, ist mit rechtlichen Folgen zu rechnen.»

Es ist nun allgemein bekannt, dass Graetz nicht in der Lage (oder willens) ist, konkrete Antworten auf konkrete Fragen zu geben. Unserem abschliessenden Kommentar an sie ist nichts hinzuzufügen:

Besten Dank für Ihre Nicht-Antwort. Ich hatte Ihnen 7 präzise Fragen gestellt, Sie haben keine einzige beantwortet.
Unterstellt, Waters sei Unterstützer von BDS, das ist auch die aktuelle Literaturpreisträgerin oder der Autor Mankell. Wären Sie dann auch dafür, dass deren Bücher verboten werden sollten?
Sie haben, was Sie nicht bestreiten, öffentlich gefordert, dass es ohne Distanzierung keinen Auftritt geben sollte. Womit Sie das begründen, woher Sie die Autorität für diese Forderung nehmen, ob es Ihnen nicht selbst auffällt, dass das übelstes, inquisitorisches Mittelalter ist, dazu sagen Sie nichts.
Es ist immer beelendend, wenn jemand so nassforsch wie Sie mit Forderungen in die Öffentlichkeit tritt, bei Nachfragen dann aber kneift. Aber es passt ins Bild.
3 Kommentare
  1. H.R. Füglistaler
    H.R. Füglistaler sagte:

    Die Inquisition war fast ausschliesslich in Männerhand.
    Das hat sich nun offenbar mit der Gleichberechtigung der Frau drastisch geändert!

    Antworten
    • Ludwig Detusch
      Ludwig Detusch sagte:

      Das ist eine wenig löbliche Verharmlosung dieser römisch-katholische Institution – immerhin verwendete diese zur Wahrheitsfindung nicht nur Folter, sondern verhängte reichlich Todesstrafen. Würden Sie sich tatsächlich lieber einem solchen Prozessverfahren stellen als ein paar «nassforschen» Forderungen von dieser Graetz-Pollack-Nummer?

      Antworten
  2. Tim Meier
    Tim Meier sagte:

    «Distanzieren» und «Zeichen setzen» tönt gut, kostet nix und entspricht dem momentanen Zeitgeist.
    Mit Fragebogen ausfüllen ist das so eine Sache. Kann nicht jeder.
    BDS wird u.a. in Deutschland als antisemitisch eingestuft. Waters provoziert wie immer, dabei interessiert einzig die Musik. Nichts Neues unter der Sonne.

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