Wumms: Lisa Nienhaus
Die «Süddeutsche» hat eine neue Wirtschafts-Chefin.
Da mag der Schweizer Leser noch «na und?» sagen. Also stellen wir einen Schweizer Bezug her. Die Chefredaktorin der «Süddeutschen Zeitung» Judith Wittwer freue sich auf eine «ausgezeichnete Wirtschaftsjournalistin». Wittwer? War die nicht mal was beim «Tages-Anzeiger»? Na, egal.
Seit 1. Oktober amtiert Nienhaus, und schon liefert sie ein erstes Müsterchen ihrer überragenden Kompetenz. «Mann des billigen Geldes», titelt die SZ ihren Kommentar über den frischgebackenen Wirtschaftsnobelpreisträger Ben Bernanke. Der war während der Finanzkrise eins Chef der mächtigsten Notenbank der Welt, des FED.
Wer immer noch «na und?» sagt:
Der Qualitätskonzern Tamedia übernimmt einfach diesen Kommentar und nennt ihn grossspurig in «Analyse» um. Ausserdem spitzt man den Titel noch etwas an. Damit ist allerdings die Energie der Wirtschaftsredaktion bereits erschöpft, denn sie lässt solche Sätze im Text (es gab auch Kritik an Bernankes Notenbankpolitik): «Ganz besonders in Deutschland. Hierzulande werden Staatsanleihekäufe durch die Notenbank traditionell besonders kritisch gesehen …»
Hierzulande? Hilfe, ist für Nienhaus die Schweiz bereits Bestandteil Deutschlands? Oder für die Tagi-Redaktion? Oder ist es einfach Unvermögen? Wer den heutigen Journalismus kennt, setzt auf Inkompetenz.
Auf Inkompetenz der Tagi-Wirtschaftsredaktion. Allerdings bekleckert sich Nienhaus auch nicht gerade mit Ruhm und Ehre mit ihrem ersten grossen Kommentar im neuen Amt. So behauptet sie, Bernanke «prägte die sogenannte unkonventionelle Geldpolitik mit massenhaften Ankäufen von Anleihen durch die Notenbanken und unbegrenztem Geld für die Banken … Es war eine regelrechte Geldschwemme, die die Notenbanker nach 2008 gezielt verursachten. Sie war ein Novum – und Ziel von herber Kritik».
Ein Novum? Der Mann habe das billige Geld erfunden? Ohne Nienhaus zu nahe treten zu wollen, so jung ist sie nun auch nicht, dass sie sich nicht an Alan Greenspan erinnern könnte. Den Erfinder des billigen Geldes, der Geldschwemme, der unmässigen Aufblähung der Geldmenge, der Erfinder des Gratis-Gelds. In seiner Amtszeit schwoll die Geldmenge M3 von 3,6 Billionen US-Dollar auf 10.3 Billionen an, um 284 Prozent. Immerhin räumte er, im Gegensatz zu Bernanke, nach Ende seiner Tätigkeit ein, schwere Fehler begangen zu haben.
Also, Greenspan, nicht Bernanke. Der im Übrigen auch nicht sofort der Finanzkrise mit einer Geldschwemme begegnete, sondern ziemlich herumeierte, Banken rettete (Bear Sterns) oder hopsgehen liess (Lehman).
Mit einem solchen Kommentar wäre Nienhaus selbst an der HSG nicht ungerupft davongekommen, so viele Fehler enthält der. Aber für Tamedia ist das alles kein Grund, ihn nicht eins zu eins zu übernehmen. Unfähigkeit paart sich eben gerne mit Inkompetenz.
Eine Schande, Tages-Anzeiger mit vielen Regionalzeitungen, grosser Redaktion, verzichtet auf Ausland- und Wirtschaftskompetenz, publiziert ungelesen, ausser Titelkosmetik, was vom Tisch der Münchner fällt. Dafür baut man Gesellschaft aus. Neu dazu gestossen ist Nina Kunz, bekannt aus ihrer wöchentlichen Nabelschau im Magazin. Sie freuts, endlich ist auf der sicheren Payroll von TAmedia, zum Leid der anspruchsvollen LeserInnen die wissen dass der eigen Nabel nicht das Ende der Welt ist!
Ob Nienhaus, Wittwer oder welche Schreiberlinge auch immer.
Viel interessanter finde ich die Tatsachen, was für Leuten die Nobel-Mobber ihre Preise anhängen:
wir rasen grad auf M3 Vervielfachungen zu, die uns ALLE (die ‹Normalos›) enteignen.
Sogar den Gnomen der Handelszeitung-Chefredaktion dämmert das langsam und sie bibbern um ihr Aktien-Portfolio, den Traum von der Rolex oder den 99,5er Parker Wein….
Also diese Titanic-Damen, die immer noch tanzen, sind bei mir entschuldigt.
Viel spannender wäre das Gehopse der SNB-Hasen, die jetzt zum Tanz bitten auch den Schweizer Franken zu versenken, so wie alle Fiat-Währungen, die im SchuldenMeer untergehen.
Zahlen, frieren, bluten und schreien werden nur wir ‹Normalos› – und uns wird es noch verkauft, dass wir alle glücklich sein werden…..
Mon Dieu, noch ein Kommentar – was soll’s?
Aber immerhin, es ist gesagt, geschrieben,
ich wünsch dem Forum und Herrn Zeyer ein besinnliches Wochenende.