Wumms: Marius Huber

Ein Stromstoss im Tagi.

ZACKBUM musste Marius Huber kräftig rüffeln. Der Redaktor lobhudelte die Co-Geschäftsführerin von Foraus in peinlichen Tönen. Anna-Lina Müller sei «eine 28-jährige Zürcherin», die dem Bundesrat helfe, «zu begreifen, was Neutralität bedeutet». Das war zum Fremdschämen und stellte den erfolgreichen Versuch dar, die NZZaS mit ihrer Schwärmerei für Sanija Ameti zu unterbieten.

Eigentlich schien sich Huber damit aus dem ernstzunehmenden Journalismus entfernt zu haben. Oder anders formuliert, er war auf dem Niveau von Tamedia angekommen. Aber man muss zwischen Urteilen und Vorurteilen zu unterscheiden wissen.

Denn inzwischen hat sich Huber mit einem Stück zurückgemeldet, das einem fast Tränen der Nostalgie in die Augen treibt. «Die Verstrickungen von Zürich mit der Axpo: Sie wollten den Superkonzern bauen – und gerieten rasch aus der Spur». Mit rund 20’000 Anschlägen blättert Huber die Entstehungsgeschichte der Axpo auf – und legt damit die Wurzeln der heutigen Probleme offen.

Das ist nicht nur ein starkes Stück Recherchierjournalismus. Darin hat er nicht nur mit wichtigen Exponenten wie Peter Wiederkehr gesprochen. Das Stück ist auch noch gut geschrieben. Obwohl in «Republik»-Länge, ist es im Gegensatz zu deren Ergüssen lesbar, informativ, hat eine klare Leserführung und erlaubt sich nur Analysen und Einordnungen, die von Fakten gestützt sind. Es wirkt, welche Wohltat, keinesfalls rechthaberisch, spielt nicht die Überlegenheit des im Nachhinein Besserwissers aus.

Es schliesst sich vor allem auch nicht dem Gewäffel an, dass die Axpo doch gefälligst für die Stromherstellung besorgt sein solle und allfällige Termingeschäfte sein lassen. Das lernt man aus diesem Artikel, der leider für einmal zu Recht hinter der Bezahlschranke steht: dass die Axpo eigentlich ein unfertiges Geschäftsmodell hat, bei dem die beteiligten Kantone, vor allem natürlich Zürich, nicht so recht wissen, wohin die Reise eigentlich gehen soll.

Nein, ZACKBUM geht es gut, in unserer ewigen Suche nach gerechter Beurteilung loben wir gerne das Wenige, was zu loben ist.

Müssen höchstens anmerken, dass der Artikel noch toller gewesen wäre, wenn sich Huber bei der Axpo erkundigt hätte, ob sie eigentlich die 4 Milliarden Kreditlimite schon angeknabbert hat. Wäre nach all dem Gebrüll darum doch naheliegend gewesen. Aber das kann man gerne für ihn nachholen. Denn, Betriebsgeheimnis, die Axpo verfügt über eine Medienstelle, und die antwortet sogar rassig:

«Axpo hat bislang keinen Abruf getätigt. Das Unternehmen bereitet sich damit vor, selbst bei einer weiteren Verschärfung der weltweiten Energiekrise seinen Beitrag für die Versorgungssicherheit der Schweiz weiterhin leisten zu können. Die Kreditlinie ist bis Ende 2026 befristet

 

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