Sparwahn

Das neue Allheilmittel. Spartipps, bis es kracht.

Corona, dann Ukraine, aber nun können die Mainstream-Medien den Herbst mit einem neuen Überthema einläuten. Sparen, sparen, sparen. Das ist den eingesparten Überresten in den Redaktionen sowieso ganz recht.

Sparen ist immer gut, und im Gefolge der absurd teuren Sparkampagne des Bundes überschlägt man sich mit sinnlosen und ganz sinnlosen Spartipps. Das Blatt für die lesenden Lastwagenfahrer, der Blöd-«Blick», probiert es mit einem Quiz:

Hier unterhält es den Leser mit grenzdebilen Fragen:

Satte 98 Prozent wussten hier die richtige Antwort. Bei der nächsten Frage wussten immerhin 48 Prozent die richtige Antwort: wenn er sich bewegt. Nur bewertete die das Blöd-Blatt als falsch:

Natürlich macht auch das Blatt für den lesenden Bentley-Fahrer bei den Spartipps mit:

An der Originalität der Titelgebung könnte man bei der NZZ noch etwas arbeiten, aber die Richtung stimmt schon mal.

Da kann das Weltblatt «Pilatus today» auch nicht zurückstehen und überrascht mit einer knallharten Reportage:

Natürlich darf auch unser buntes Bilderblatt nicht abseits stehen:

Das hört sich so gut und optimistisch an, wie es sich für die heile Welt in der «Schweizer Illustrierten» gehört. Wie geht das denn bloss? «Wer seinen Kühlschrank auf 7 statt etwa 3 Grad einstellt, spart Strom für rund 40 Franken im Jahr.» Nur hat eigentlich keiner seinen Kühlschrank auf 3 Grad eingestellt.

Aber da geht noch einer: «Wusstet ihr, dass man auch im Winter die Wäsche im Freien trocken kann? Es dauert einfach länger (dafür ist es massiv schonender, als wenn wir Wäsche an die pralle Sommersonne hängen). Den Tumbler wegzulassen, spart ziemlich viel Energie und zudem jährlich rund 60 Franken in der Familienkasse.»

Und zum Schluss noch ein echter Brüller, der allerdings jedem Pastafan die Haare zu Berg stehen lässt:

«Beim Kochen lässt sich ebenfalls eine Menge Energie sparen. Grundsätzlich lassen sich Nudeln ja sogar in kaltem Wasser gar kochen – indem man sie einfach über Nacht im Topf stehen lässt.»

Mit der grafisch grossen Kelle rührt die «Südostschweiz» an:

Die tollen Tipps: nicht mehr bügeln und nicht mehr fönen. Damit spart man satte 86 Franken im Jahr. Und noch der Hammertipp: «Wenn Sie einen Gefrierschrank abtauen, verbraucht das Gerät 15 bis 45 Prozent weniger Strom pro Jahr. Das wäre eine Ersparnis zwischen 14 – 27 Franken.» Aber nur, wenn das Wieder-Runterkühlen nicht gerechnet wird.

Entwarnung gibt dagegen das St. Galler «Tagblatt», auch wenn es gleichzeitig nach Zwangssparen riecht:

Logisch, dass man bei Elektro-Autos gewaltig Strom sparen kann. Aber wer denkt dann noch an die Umwelt?

So blödelt es sich allerorten dahin. Eigentlich ist es meistens eine doppelte Sparmasssnahme. Zum einen sind es die lustigen Tipps, zum anderen zeigt die Trostlosigkeit, mit der Spartipps gegeben werden, dass zumindest in den Redaktionen Sparen ernstgenommen wird. Bloss keinen übertriebenen Energieverbrauch im Oberstübchen.

2 Kommentare
  1. Gabriel
    Gabriel sagte:

    Das ist wirklich der absurdeste Spartipp, den ich je gelesen habe.
    «Die no Frost Funktion abschalten und regelmässig die Gefriere abtauen.» 🤦🏻‍♂️
    Klar verliert mein Gefrierschrank eine Energiekategorie, wenn er zusätzlich zum Kühlkompressor noch einen kleinen Lüfter betreibt.
    Aber die paar Watt zusätzlich «investiert» zeigen eben gerade den gewollten Spareffekt, anstelle dass man alle paar Wochen/Monate das ganze Gefriergut im Wollbedeckten Waschzuber abtauen lässt, währenddem man mit pfannenweise Heisswaser die Kühlstäbe abtaut.
    Sonst hätte man diese noFrost Funktion ja nicht erfunden wenns ein Rückschritt wäre🤔
    Der Gesunde Menschenverstand ist wirklich abhanden gekommen.

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