«Republik»: gibt’s noch

Woran merkt man das? Sie gibt Geld mit vollen Händen aus.

Inhaltlich bleibt die «Republik» sich treu. Ellenlange Artikel, für die man eine Auszeit beantragen müsste – würde sie jemand bis zum bitteren Ende lesen. Hat man etwas verpasst, leidet man unter mangelndem Weltverständnis, wenn man sich nicht täglich diese Qual antut? Beruhigende Antwort: nein. Also soll hier auch nicht auf den Inhalt eingegangen werden. Man kann ihn als bekannt voraussetzen. Als Variationen des Ewiggleichen.

Aber die «Republik» hat mal wieder einen Newsletter verschickt. Schlappe 11’140 Zeichen, eine Kurzstrecke. Vom Anfang bis zum «PPPPPPS» (ein Brüller). Gibt es auch etwas mitzuteilen? Es geht: «Wir erhöhen das Budget: von 6,3 auf 8,6 Millionen Franken.» Daran schliesst sich das übliche Gejammer an:

«Die Budget­erhöhung ist umso kühner vom Verwaltungsrat, als unsere Zahlen zwar noch solid sind, aber auch eine Drohung enthalten: Seit Januar sinken sie Monat für Monat leicht. Diesen Trend müssen wir umkehren.»

Dabei ist Verwaltungsrat und Redaktion wie immer ratlos: «Nur: Woran liegts? Am Inhalt? An den Zeiten? Am Marketing? An der Konjunktur? An allem ein bisschen – oder an ganz anderem?» Dürfen wir helfen? Es liegt daran, dass sich auch die Solidarität in der Gesinnungsblase abnützt, wenn sich der Zahler zunehmend fragt, wieso er für ellenlange Langeweile etwas zahlen soll. Für journalistische Tiefpunkte wie Schmäh- und Verleumdungsartikel über ein angebliches rechtes Netzwerk in den Medien. In dem namentlich viele Mitverschwörer und ihre Organe aufgezählt werden – ohne dass man sich die Mühe nahm, mit mehr als einem überhaupt zu reden. Das gab dann selbst von den Kummer gewohnten Kommentarschreibern Dresche – was von den Autoren arrogant und beratungsresistent abgeschmettert wurde.

Ausserdem verlassen die letzten Gründer das sinkende Schiff. Clara Vuillemin, Constantin Seibt, Ex-und-hop-Chefredaktor Christof Moser, alle weg oder auf dem Absprung. Dafür bleibt der ewige «Chefredaktor ad Interim» Oliver Fuchs an Bord. Auch eine schlechte Nachricht.

Der sorgt für etwas Neues: den leichten, aber kontinuierlichen Niedergang im Verlegerwesen. Der richtige Moment für eine kühne Ankündigung: «Momentan haben wir etwas über 28’000 Verlegerinnen. Wir werden bis nächsten Sommer deutlich über 30’000 an Bord haben müssen.» Wetten, dass da dann wieder kräftig gequengelt, gejammert und mit Selbstmord gedroht werden wird?

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