Entgleist

Ein neues Opfer des Faschismus.

Auf ihrer Webseite kommt die «Kulturbar Gleis» locker flockig daher: «Unser Verein bemüht sich, ein möglichst vielfältiges und zugängliches Kulturangebot auf die Beine zu stellen. Mit deinem Beitrag ermöglichst du nicht nur Kunst und Kultur im GLEIS – ein Raum für alle – sondern unterstützt du auch Künstler*innen und Kulturschaffende.»

Das ist löblich, kein Wunder, wird die Bar vielfältig unterstützt:

Unter anderen vom Kanton Zürich, der Stadt Zürich, dem Migros-Kulturprozent. Hier sind lauter engagierte, lustige, aufgestellte Mitarbeiter am Werk, in diesem Raum «für alle». Hier herrscht noch wahre Gastfreundschaft: «Im GLEIS wird die Gastronomie nicht neu erfunden, sondern es wird auf eine übersichtliche Karte mit fairen Preisen gesetzt.»

Auf der Webseite des österreichischen Guitarreros Mario Parizek sind seine nächsten Tourdaten aufgeführt:

War sicher ein wunderbares Zusammentreffen am 16. August. Der Strassenmusiker und die Kulturbar, muss ein beschwingter Abend gewesen sein. War’s nicht. Denn vielleicht hat «Gleis» tatsächlich faire Preise, aber Fairness ist sonst nicht so das Ding der aufgestellt-sauglattem Betreiber. Denn in einem Kurzvideo, aufgenommen notabene im «Gleis», teilt der etwas entgleiste Künstler mit, dass er kurz vor seinem Auftritt darüber informiert wurde, dass er abzischen soll. Warum?

Ganz einfach; er ist weiss und trägt Dreadlocks. Wir ahnen es: kulturelle Aneignung. Es hätte Konzertbesucher geben können, denen es spontan unwohl würde. Die hätten dann vielleicht auf den Teppich gekotzt, denn ein freiwilliges Verlassen eines Unwohlsein auslösenden Anlasses, das geht natürlich nicht.

Der Künstler vermeldet, dass er schon vor Wochen für dieses Konzert eingeladen wurde und auch pünktlich nach Zürich angereist ist. Aber kurz vor dem Auftritt habe man ihm mitgeteilt: kein Auftritt.

«Weil ich weiss bin und Dreadlocks habe. Gratulation für diese mehr oder weniger faschistische Einstellung.»

Nun hatte Parizek allerdings auch schon vor Wochen Dreadlocks, laut eigenen Angaben trägt er sie, seit er 13 Jahre alt war. Um in dem rechten Kaff, in dem er aufwuchs, zu zeigen, dass es auch noch anderes auf der Welt gibt. «Ich hab› keine Worte dafür», sagt der fassungslose Musiker.

Da geht es dem «Gleis» ähnlich. Der «Tages-Anzeiger» berichtet, dass die Bar laut «Züri Today» auf eine Stellungnahme verzichtet habe. Man werde einen anderen Weg finden, um einen Kommentar abzugeben.

Aber nein, da ist jeder Kommentar überflüssig. In manchen US-Kneipen hängt noch heute ein Schild, das sagt: «No shirt, no shoes, no service». Andere Bars haben das abgewandelt: «No shirt, no shoes, no problem

Es ist der Bar in Ausübung ihres Hausrechts unbenommen, Menschen wegen Äusserlichkeiten zu diskriminieren. Es ist Kulturinstitutionen unbenommen, das auch noch mit Steuerfranken zu unterstützen. «Gleis» kann Rasta-Men, Glatzenträger, falsche Blondinen, Grauhaarige oder Perückenträgern den Ein- oder Auftritt verbieten.

Aber einen Musiker anreisen zu lassen, über dessen Haartracht ein kurzer Blick auf seine Webseite erschöpfend informiert, um ihm dann vor Ort und kurz vor dem Auftritt mitzuteilen, dass er seine Gitarre wieder einpacken und abzischen darf, das ist nun wirklich der Gipfel der Geschmacklosigkeit.

Einer der vielen Orte in Zürich, die man meiden sollte. Unsere schlechtesten Wünsche begleiten «Gleis» in den hoffentlich baldigen Abgang.

7 Kommentare
  1. Werner Stauffacher
    Werner Stauffacher sagte:

    In der Geschichte steckt richtig sehr viel Tolles drin.
    1. Die Zürcher Bar sagt den Auftritt vorauseilend prophylaktisch ab. Auf Input aus der ‚Genossenschaft‘.
    2. Gentrifizierter Betonbau am Gleis im Kreis 4? Wie verkappt linksradikal ist diese Genossenschaft denn bitte!? Geht irgendwo schlecht zusammen. Wäre das ganze nicht so medial bewirtschaftet verlogen.
    3. Wenig überraschend von staatlichem Geld finanziert und null Hemmung, negativ aufzufallen. Die marktverzerrende all-over-subventionierung ist ausser Kontrolle. (Quöli schmeckt mit Blick auf die Sponsoren etwas schaler).
    4. Leute mit Dreads waren in den vergangenen Jahren in der genau gleichen, linken Überheblichkeit unterwegs, wie sie nun von den Woken um die Ohren geknallt bekommen… Lustig. Immerhin scheut sich der Musiker nicht, die Dinge beim Namen zu nennen…

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  2. Victor Brunner
    Victor Brunner sagte:

    Lorraine Bern, Beiz in Basel, Gleis in Zürich. Teile der Linken die immer Toleranz fordert, Multikulti predigt entpuppt sich immer mehr als faschistisch. Ausgrenzung wegen Frisur, Ausgrenzung wegen nicht genehmer politischer Haltung. Wegen Aussehen und politischer Haltung haben auch die Nazis aussortiert. Die grosse Sauerei, die Zürcher SteuerzahlerInnen müssen die Bar Gleis noch finanziell unterstützen. Das die Stadtregierung mit Freude im Gleis Geld verlocht versteht sich. Der Regierungsrat des Kantons sollte die «Förderung» umgehend stoppen, Leute ausgrenzen geht nicht. Wer wird im Gleis als nächstes ausgegrenzt?

    Passend dazu die SP des Aargaus hat Posaune Wermuth mit 100% Zustimmung weitere 4 Jahre an den Honigtöpfen in Bern gesichert. Ein Resultat das sogar Kim Jong-un in Entzücken versetzen würde. Nächste Reise von Wermuth, Molina und anderen zum Machthaber in Korea um die frohe Botschaft zu verkünden, auch wir verabschieden uns von Respekt, Anstand und Regeln. Gleis und Lorraine machen das Catering für die Genossen damit sie auch mit dicken Bäuchen in Pjöngjang ankommen.

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  3. Tim Meier
    Tim Meier sagte:

    «Unwohlsein» als neue, klassenpflichtige Krankheit der Generation Z, aka «Schneeflocke»?
    Die armen Städter aus Wokeistan können nicht mehr aufs Land. Auf einer Fahrt durchs z.B. Simmental begegnen ihnen einzig Wahlplakate der SVP. Eine endlose Qual. Die Eingeborenen: 80% SVP-Wähler. Das Personal in den Restaurants: 80% Ausländer. Passt? Passt!

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  4. Beat Morf
    Beat Morf sagte:

    Wenn die linken Taugenichtse niemanden mehr canceln können, dann fangen sie halt bei Ihresgleichen an.
    Wenn wir alle Steuergelder an solche überflüssigen Subventionskosaken stoppen würden, wären Steuersenkungen zwingend.

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