Blöd-«Blick»-TV

Journalisten interviewen Journalisten. Wie verzweifelt muss man sein?

«Blick» hätte theoretisch eine USA-Korrespondentin. Eine Anfängerin, die weit weg vom Geschehen in San Diego lebt. Dann hat «Blick» noch den «USA-Kenner» Peter Hossli. Der war ein paar Mal auf der anderen Seite des Teichs, das reicht schliesslich. Ausserdem steht er inzwischen auf der Gehaltsliste von Ringier, also muss er ran, wenn er rangepfiffen wird.

Aber das lässt sich noch toppen. In der Herzensangelegenheit von CEO Marc Walder interviewte die Moderatorin doch tatsächlich – eine CNN-Journalistin. Die stand Ortszeit um 6 Uhr morgens vor dem Club, den Donald Trump als seinen Hauptwohnsitz benutzt und der vor Kurzem vom FBI durchsucht worden war.

Nun hat selbst eine CNN-Reporterin zu dieser frühen Morgenstunde eigentlich nichts zu tun, wieso nicht ein paar Extramäuse machen, indem man sich von «the big Swiss TV Station» oder so interviewen lässt. Neues wusste die CNN-Dame nicht zu vermitteln, aber wieso auch Neues bringen, es heisst doch «Blick TV», nicht «News TV».

Also durfte nochmals durchgekaut werden, dass doch tatsächlich Agenten in den Wohnsitz von Trump eindrangen, dort anscheinend Dokumente sicherstellten. Dagegen gab es ein paar Proteste, aber auch befürwortende Stimmen. Das alles hat jeder schon mitbekommen, der in den letzten Stunden News hörte.

Eigentlich gibt es selbst im Elendsjournalismus wenig, das verpönter ist als sich selbst interviewende Journalisten. Aber wenn man schon eine hübsche Stange bezahlt, um das Videomaterial von CNN verwenden zu dürfen, dann kriegt man auch noch ein Extra draufgelegt. Wobei die Amis sicherlich zuerst erstaunt fragten: «You want what? But there’s no news at the moment.» Seither dürfte bei CNN die Rede von «crazy Swiss» sein, «perhaps they eat too much chocolate over there» könnte ein Erklärungsversuch sein.

2 Kommentare
  1. Basil Weiss
    Basil Weiss sagte:

    Wenn es ein Spartensender wie Blick TV macht, ist es das eine. Um einiges tragischer wird es jedoch, wenn selbst renommierte SRG-Formate mangels Korrespondenten ausserhalb Griechenlands und Hollands ständig Journalisten anderer Sender interviewen. Täglich zu hören beispielsweise im Echo der Zeit, früher mal eine Paradesendung.

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    • Papageno
      Papageno sagte:

      Nein, genau das macht Sinn. Es braucht ja nicht jeder Sender in jedem Land Korrespondenten auf der Gehaltsliste. Gute ausländische Journalisten soll man ruhig bei SRF für gewisse Kommentare engagieren.

      Blick-TV ist ein völlig unnötiges Format mit wenig Fachpersonal, sei es in der Politik, der Wirtschaft oder im Sport. Da schaue man sich nur Fussball » Experte» Andreas Böni an oder den Hosenlupf Plauderi Marcel Perren. Die haben genau so wenig Sachverstand wie die Moderatoren rund um Reto Scherrer. Darum greift Blick zur Inzucht und interviewt die eigenen Nullnummern.

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