Peinlich!

Es gibt Fehltritte, die über die normale Schmerzgrenze hinausgehen.

Es ist peinlich, wenn ausgerechnet in einer Reportage über einen Kleiderhersteller dessen makelloser Outfit so gelobt wird: «Wolfgang Grupp verkörpert den traditionellen Patron, wie man ihn sich vorstellt: massgeschneiderter Zweireiher, Hemd mit Bottom-down-Kragen, Krawatte und Einstecktuch.»

Bottom down? Unterseite nach unten? Da würde es den traditionellen Patron schütteln; ein Mitarbeiter, der Button-down-Hemden sprachlich vergeigt, würde bei ihm nicht mal die Probezeit überstehen. Aber im Journalismus ist inzwischen alles erlaubt, sogar in der NZZ

In Bild und Text peinlich ist der «Tages-Anzeiger». Nachdem Redaktor Huber die Co-Geschäftsfüherin der Lobbygruppe «Foraus» spätpubertär-peinlich anschmachten durfte, widmen sich Markus Häfliger und Philipp Loser nun genauso peinlich der oberpeinlichen Co-Präsidentin der Lobbygruppe «Operation Libero».

Sanija Ameti habe den «Ort selbst gewählt», unter dem Höllentor von Rodin macht sie es nicht; wenn der Künstler nicht schon längst verstorben wäre, müsste man ihm Schmerzensgeld zahlen. Denn Ameti entledigt sich ihrer potthässlichen Treter und hüpft Mal für Mal vom Podest, bis der Fotograf zufrieden ist über den Faltenwurf des Plisseerocks, die Position der Arme und den getragen-ernsten Gesichtsausdruck.

ZACKBUM ist gespannt, ob es menschenmöglich ist, ein peinlicheres Foto zu einem peinlicheren Interview zu stellen. Gut, die ukrainische Präsidentengattin hat da in der «Vogue» etwas vorgelegt, was nun schwer zu toppen ist. Aber der Fotograf Urs Jaudas, Häfliger und Loser geben sich wirklich Mühe.

Das Leben kann da Leben kosten, das wussten wir schon lange. Selbst so scheinbar harmlose Verrichtungen wie kochen, schlafen oder kauen bergen ungeahnte Todesgefahren. Aber der Blöd-«Blick» weiss noch einen draufzusetzen:

Wir warten auf die Fortsetzungen: Todesfalle Dusche. Überleben im Bett. Sterben beim Stuhlgang. Atmen kann das Leben kosten.

Journalisten müssen keine Hirsche bei der Beherrschung der deutschen Sprache sein. Inzwischen können sie sich auch ohne zu widersprechen jeden Gender-Unsinn erzählen lassen und drucken ihm im St. Galler «Tagblatt», ein Qualitätsprodukt aus dem Wanner-Konzern, sogar noch ab:

«Als Alternative verweise ich als Gleichstellungsbeauftragte gern auf geeignete Alternativen, inklusiv zu formulieren: sogenannte geschlechtsneutrale Formen. Partizipien im Plural wie «Mitarbeitende», «Studierende», abstrakte Bezeichnungen wie «das Mitglied», zusammengesetzte Wörter mit -kraft, -hilfe oder -person, ausserdem Relativ-und Passivsätze.»

Das trällert Rahel Fenini, «Co-Leiterin Abteilung Integration und Gleichstellung des Kantons St. Gallen». Wenn ein Berufsschreiber den Missbrauch des Partizips Präsens unwidersprochen hinnimmt, bei der Verwendung von «das Mitglied» nicht nachfragt, wie es denn dann mit der Exklusion von Männern bei «die Person» steht, dann ist Hopfen (männlich) und Malz (sächlich) verloren.

Kann eine Auflistung von Peinlichkeiten vollständig sein, wenn «watson» nicht vorkommt? Die Frage stellen heisst, sie beantworten:

Muss man sich das so vorstellen, dass sich ab einer gewissen Raumtemperatur das Hirn des Journalisten verflüssigt? Oder verdampft? Oder zwischen den Ohren ein Echoraum entsteht? Wir wissen es nicht.

 

 

7 Kommentare
  1. Victor Brunner
    Victor Brunner sagte:

    Tagi-Belle liebt Frauen wie Ameti. Gute Selbstdarstellerinnen mit überschaubaren Leistungsausweis. Ameti möchte mit OL fliegen, sie wird es nicht schaffen, Die hässlichen Schuhe die sie für das seltsame Foto abgestreift hat bleiben symbolisch an ihren Füssen haften.
    Mit den beiden Artikel über foraus und OL hat Tagi-Belle bewiesen wie unkritisch dem linken Mainstream gehuldigt wird. Vielleicht sollte die SZ auch über die Schweizer Politik berichten, einseitiger kann es auch mit den Münchner nicht werden, dafür billiger. An der Werdstrasse würde eine Person für das aufbretzeln der Texte auf Swissness genügen.

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  2. Gili
    Gili sagte:

    Habe auch bottom-down gelesen, aber für mich war klar, dass der beschriebene Herr ein Hemd mit Button-down-Kragen trug. Fehler können passieren, auch Sie, Herr Zeyer, sind nicht davon gefeit.
    PS: Walter Heuer ist 1977 gestorben. Sie wissen sicher, wen ich meine.

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    • René Zeyer
      René Zeyer sagte:

      Ich habe immer noch Heuers Werke, natürlich. Mir passieren manchmal ärgerliche Fehler. Aber ich habe kein Korrektorat, keinen Zweitleser und erhebe auch keine Eintrittsgebühr. Daher ist der Vergleich mindestens unfair. Ausserdem ist es ja kein Tippfehler, sondern eine peinliche Wissenslücke in einem Stück über einen Kleidermacher.

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  3. Niklaus Fehr
    Niklaus Fehr sagte:

    Kürzlich hat sich der Blick an Kachelmanns «Blumenkohlwolken» erinnert und das Wort «Gewitterwurst» erfunden. Was mich am meisten freut: Dass es vom «Engel» keine weibliche Form gibt, sonst vermehrt er sich nämlich.

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