Huber meint

Frau, rote Lippen, ein Redaktor dreht durch.

Marius Huber begann im Jahr 2000 beim «Tages-Anzeiger» als Online-Redaktor. «Nach wenigen Monaten wurde seine Stelle gestrichen. Trotzdem ist er beim Journalismus geblieben.» Das ist schlecht für den Journalismus.

Was der «Operation Libero» recht ist, kann doch dem «Thinktank Foraus» nicht unrecht sein. Die «Operation Libero» hat eine Co-Präsidentin, die bislang nur durch Flops aufgefallen ist. Aber dennoch in einer hymnischen Lobhudelstrecke im Magazin der NZZaS abgefeiert wurde. Wesentliches Merkmal: knallrot geschminkte Lippen im edelblassen Gesicht. Man kann Sanija Ameti nicht auf Äusserlichkeiten reduzieren. Sie besteht daraus.

Was der NZZaS recht ist, kann dem Tagi nicht unrecht sein. Also schwärmt Redaktor Huber über die Co-Geschäftsführerin von Foraus Anna-Lina Müller. Er beginnt seine Lobeshymne gleich mit einem Satz zum Fremdschämen:

«Eine 28-jährige Zürcherin hilft dem Bundesrat zu begreifen, was Neutralität bedeutet.»

Man muss schon sagen: wenn das so wäre, wäre die Schweiz wirklich verloren. Aber eigentlich ist nur Huber etwas verloren und lässt kein Klischee aus; diese 28-Jährige wolle eben die «Deutungshoheit über diese heilige Kuh helvetischer Politik nicht alten weissen Männern überlassen». Es wird die Frauen im Bundesrat unangenehm berühren, dass sie nun plötzlich zur Abteilung alte, weisse Männer gehören.

Aber jetzt kommt Müller: «In zielsicheren Sätzen und geschliffenem Hochdeutsch – dem Idiom ihrer Eltern – kritisiert sie, dass man in der Schweiz zu oft über Risiken spreche und mutiger für eigene Werte einstehen sollte.» Verständlich, dass der Schreiber Huber vor Ehrfurcht erstarrt. Allerdings begibt er sich dann auf schlüpfriges Terrain: «Zudem, das weiss Müller, kommt eine junge Frau im Metier der Welterklärung bei den Medien gut an.»

Zumindest bei Huber, der mit offenem Mund glotzt. Allerdings muss man ihn darauf aufmerksam machen, dass diese Bemerkung in feministischen Kreisen schnell in Verdacht geraten könnte, sexistisch zu sein. Aber gut, wenn Huber in Zukunft das Gendersternchen über seine Texte streut, sei ihm das verziehen.

Wir warten allerdings den ganzen Kommentar lang darauf, mal ein Appetithäppchen von zielsicheren Sätzen in geschliffenem Hochdeutsch serviert zu bekommen. Das hebt sich Huber bis zum Schluss auf: ««Ich verbiete den alten Männern das Wort natürlich nicht», stellt sie klar. «Aber gerade in der Schweiz ist es für mich ein No-Brainer, dass alle mitreden dürfen, wenn es um unsere Zukunft geht.»»

Sie verbietet alten Männern das Wort nicht? Das finden wir grossartig und tolerant. Abgesehen davon, dass das weder alte noch junge Männer gross kratzen würde, täte sie es. Der zweite Satz ist noch holpriger, von geschliffenem Hochdeutsch ist nichts zu bemerken. Eine Binse pathetisch formulieren zu können – denn wer sollte etwas dagegen haben, dass wir alle über unsere Zukunft mitreden dürfen –, das ist ja nix. Das ist nicht zielsicher, sondern tatsächlich ein No-Brainer, was man hier vielleicht mit hirnlos übersetzen sollte.

Schon wieder hat die Qualitätskontrolle des Qualitätsmediums Tagi versagt. Denn es wäre ein No-Brainer gewesen, diesen spätpubertären Erguss dem Leser zu ersparen.

3 Kommentare
  1. Werner Stauffacher
    Werner Stauffacher sagte:

    Der Artikel war mir ebenfalls aufgefallen. Soviel zu nötiger Distanz von Journalisten. Vom Tagi nicht anders zu erwarten…
    Was aber wirklich stört, ist, was für Zeug sich Bundesrat ins Haus holt! Wenn ein Bundesrat politisch inhaltlich Beratung braucht, sollte er zurücktreten: Ein politisches Profil ist bitte das mindeste für dieses Amt. Fehlt es ihm, naja, wie gesagt…
    Warum in der Schweiz Interessengruppen als ThinkTank bezeichnet werden, ist ebenfalls schwer zweifelhaft. Noch dazu schändlich vorbei an demokratischer Legitimation. Das hat gerade Operation Libero perfektioniert: Mediale Plattform, Mahnfinger und im Namen der Bevölkerung sprechen und dann nicht dafür an der Urne messen lassen. Völlig klar, weshalb: Es würde wüste Abschiffer hageln.

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  2. Victor Brunner
    Victor Brunner sagte:

    Der Artikel von Huber liest sich wie eine Ode eines Spätpubertierenden an seine Verehrte Anna-Lisa Müller. Er ergötzt sich an ihrem CV, nicht wissend das ein imposantes CV nicht zwingend mit Leistung zu tun hat. foraus wie Libero Randgruppen mit hohen Ansprüchen aber begrenzter Wahrnehmung und Wirkung. Beide mit Frauen an der Spitze denen Selbstdarstellung wichtig ist. Wer kennt Müller, wer kennt foraus? Huber macht wahrscheinlich schwere Zeiten durch daher seine eingeschränkte Wahrnehmung.
    Dank fehlen einer Qualitätskontrolle beim Tagi-Belle, von denen viele an der Werdstrasse profitieren, kommt Huber doch noch zu ein paar Franken, es si ihm gegönnt, schliesslich müht er sich redlich!

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  3. René Küng
    René Küng sagte:

    Anfrage an Frau Müller: ‹Was ist für Sie denn ein no-brainer?›
    Forout, Tagi&Co, Gesundheits-‹Experten› allerhand *chen und die vom grünen Star geweffelten ‹Grünen› tönen immer mehr nach Einheits-Doktrin – und da hat sogar Platz, dass ‹Frieden› mit der Lieferung von schweren Waffen(-Profiten für die einschlägige Industrie) erreicht werden kann……
    no-brainer*in?
    Da bleibt nur als Zeitzeichen: wer mit solcher Denke den Frieden, eine grüne Welt, den Menschen retten möchte – der muss zuerst die Freiheit zu denken (zu sprechen, schreiben und ohne Zwangsmassnahmen leben) aller Anderen einschränken, zensieren, abwürgen.
    Danke Herr HuberwieMüller, gut assistiert.

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