Finger weg von Frauen!

Eigentlich müsste jeder Arbeitgeber nur noch Männer einstellen.

Spätestens seit «#metoo» können Frauen auf den roten Knopf drücken und eine Atombombe zünden. Aus der Explosion regnen Wörter wie «Sexismus», «Diskriminierung», «Machos», «Übergriff», «Anzüglichkeiten», «Anmache», «Belästigung», «Männersolidarität» und viele mehr.

In der Schweiz waren 78 erregte Mitarbeiterinnen von Tamedia federführend, um diese Thematik an die Öffentlichkeit zu bringen. Sie beschwerten sich angeblich für den internen Gebrauch über unerträgliche und demotivierende Arbeitsbedingungen auf den Redaktionen. Als Beweis führten sie mehr als 60 «Beispiele» an. Alle anonymisiert, ohne konkrete Zeit- oder Ortsangabe.

Die Geschäftsleitung kroch zu Kreuze, der Oberchefredaktor Arthur Rutishauser entschuldigte sich präventiv, man räumte ein, hier ein Problem zu haben. Man wolle auch allen Vorwürfen mittels einer externen Untersuchung nachgehen. Zudem versprach Tamedia, zukünftig auf allen Hierarchiestufen einen Frauenanteil von 40 Prozent anzustreben.

Mehr als ein Jahr später sieht die Bilanz so aus: eine der beiden Rädelsführerinnen des Protests suchte das Weite. Kein einziger Vorwurf liess sich erhärten. Die Untersuchung wurde still beerdigt. Eine ganze Reihe männlicher Mitarbeiter verliess Tamedia, weil sie keine Karrierechancen mehr sahen – falsches Geschlecht.

Seit dem «Aufschrei» wird immer wieder mit dieser Atombombe gedroht. Intern und auch öffentlich. Kein Vorgesetzter, der noch alle Tassen im Schrank hat, schliesst die Bürotüre, wenn er weiblichen Besuch hat. Jeder Vorgesetzte weiss, dass er mit einer inhaltlichen Kritik («unbrauchbarer Artikel») bei einer Autorin Gefahr läuft, mit der Sexismuskeule eins übergebraten zu bekommen.

Der Leser badet in Schweissperlen der Angst

Schweissperlen dieser Angst begegnet man immer häufiger in den Medien. Schlechte, übel geschriebene, stinklangweilige, sich mit Genderfragen beschäftigende Artikel, die eigentlich in der Qualitätskontrolle hätten hängenbleiben sollen. Aber eben, Schadensverursacher ist eine Autorin.

Die Rädelsführerin des Tamedia-Gekeifes schreibt inzwischen ihre Schulaufsätze im Schweiz-Split der «Zeit». Kein Autor mit Pimmel käme mit einem solchen Textanfang durch: «Wenn ich an meinen Nonno denke, denke ich an seine Liebe zu Vögeln. Und an seine Hände. Sie waren klein, kräftig, braun gebrannt und ständig in Bewegung. Wie zwei Spatzen, die fliegen wollen und nicht fortkommen.» Man muss noch hinzufügen, dass die Autorin sich bereits an ihrem Vater abgearbeitet hat, nun ist der Grossvater dran. Wir warten auf Mutter und Grossmutter.

Einen besonders widerwärtigen Höhepunkt erreicht die Verwendung der Sexismuskeule gerade bei «20 Minuten». Das Unglück begann, als eine Julia Panknin im Mai 2022 zur «Leiterin strategische Projekte» ernannt wurde. «Stabstelle, can do attitude», feiert sie sich bis heute auf Linkedin ab. Und noch am 27. Juni gibt der Verlagsleiter von «20 Minuten» eine hymnische «Empfehlung» ab: «Julia Panknin ist eine hervorragend ausgebildete, vielseitige und pragmatische Macherin.»

Call me panic, don’t call me Maschine

War. Denn aus heiterem Himmel tauchte auf Instagram eine Julia auf, die sich den Namen «call-me-panic» gegeben hatte. Sie sei «Maschine» oder «Wunderwaffe» genannt worden, habe «fast ein Jahrzehnt close» für ihren Chef gearbeitet, der sie auch kräftig gefördert habe. Ihm verdanke sie «meinen schnellen Weg nach oben», aber, oh Schreck, auch eine «fette Lebenskrise inkl. Erschöpfungsdepression».

Denn sie habe entdeckt, dass sie ein Mensch sei, keine Maschine. Obwohl sie sich nur mit Julia outet, ist angesichts des Fotos und auch dank der Erwähnung der angeblichen Aussage einer «Therapeutin» klar, um wen es sich handelt. Und obwohl sie keine Namen nennt, ist auch klar, dass der unmenschliche Chef und Förderer der Chefredaktor von «20 Minuten» sei.

Haben wir einen Fall «Bild«-Reichelt in der Schweiz?

Was ist denn geschehen? Er habe sie an einer Sitzung desavouiert und, Gipfel der Grausamkeit, im Lift nicht mehr gegrüsst. Da sei ihr kein anderer Ausweg mehr geblieben als sich in eine Therapie zu begeben. Ach, und mit all diesen Anschuldigungen an die Öffentlichkeit zu gehen.

Gefundenes Fressen für ein kleines Branchenportal, fleissig abgeschrieben von Beni Frenkel im sonst nicht so klatschsüchtigen «Inside Paradeplatz». Die Story wurde dann gleich noch hochgezwirbelt. Gaudenz Looser sei sofort beurlaubt worden, ob er an seine Stelle zurückkehre, sei ungewiss, es herrsche grosse Nervosität in der Chefetage von «20 Minuten», intern werde untersucht, ob es zu unerlaubten Übergriffen gekommen sei. So blühte die Fantasie, bis sich die Rechtsabteilung von Tamedia räusperte und solch wilde Tagträume wieder gestrichen werden mussten.

Feuchte Träume gegen trockene Tatsachen

Looser ist längst wieder am Gerät, es gebe keine «Untersuchung» gegen ihn, und überhaupt: «Richtig ist, dass Gaudenz Looser aus gesundheitlichen Gründen gemäss eigener Entscheidung zwei Tage der Arbeit fernblieb und seit Mittwoch seine Aufgabe wieder wahrnimmt. Es läuft keine Untersuchung gegen ihn oder sonst jemanden, und es stehen keine Vorwürfe betreffend ‹Intimität› im Raum.»

Marcel Kohler, der Geschäftsführer von «20 Minuten» und Kummer mit falscher Gerüchtebildung durch hyperventilierende Journalisten mit und ohne Bart gewohnt, fügte gegenüber persoenlich.com hinzu: «Die Geschäftsleitung sowie die Redaktionsleitung stehen voll und ganz hinter Gaudenz Looser.»

Der Verleumdungspost auf Instagram ist inzwischen auch verschwunden. Es ist eine asymmetrische Kriegsführung. Denn weder Looser noch der Verlag können sich gegen solche Anwürfe richtig zur Wehr setzen. Persönlichkeitsschutz, rechtliche Gründe verhindern, sofort richtigzustellen.

Also bleibt zumindest vorläufig an Looser kleben: da war doch mal was mit einer Untergebenen. Da ist doch wohl was gelaufen, und dann ging das schief. Typisch, männlicher Vorgesetzter übersteht’s, Männersolidarität von oben, das weibliche Opfer muss in Therapie, will aber nicht schweigen.

Dann eine japsende Journaille, die selbst ein Hühnchen mit Looser zu rupfen und keinen Ruf mehr zu verlieren hat, die das Ganze noch mit Fake News anreichert. Schadensbilanz: Die weitere Karriere von Panknin dürfte damit erledigt sein; wer will schon so jemanden einstellen. Verträgt keinen Druck und rächt sich dann erst noch öffentlich. Looser wird seine Karriere als Frauenförderer schwer überdenken und kriegt diesen Schmutzfleck nicht so schnell weg. Zwei Medienportale haben sich ohne Not lächerlich gemacht.

Schlussfolgerung: Verlage, stellt nur noch männliche Mitarbeiter ein. Dann gibt’s zwar Hahnenkämpfe, aber nicht so was.

2 Kommentare
  1. Victor Brunner
    Victor Brunner sagte:

    Was Frauenquote und Frauenförderung bewirkt dokumentiert der Artikel im TA von Alexandra Aregger zum Unglück am Vierwaldstättersee:

    Ein einziges Roboterboot – für das ganze Land (reisserischer Titel)
    Es ist eine Mischung aus Hektik und Ohnmacht, die den Polizeieinsatz am Tag nach dem Unfall an der Axenstrasse begleitet. Hektik, da auch am Montagabend vom Auto, das am Sonntagmittag in die Tiefen des Vierwaldstättersees stürzte, noch jede Spur fehlt. Ohnmacht, da zwar viele Polizeikorps und Taucher helfen möchten, es aber an Erfahrung und Ausrüstung fehlt. Dies zeigen Recherchen dieser Zeitung. (Textabschnitt Stil Schüleraufsatz, dramaturgischer Versuch )

    Anklage, künstliche Dramatik, aufgeblasen wie bei BLICK oder Nau, Aregger war 2 Jahre bei Nau. Die Frau ist im TA Förderprogramm für «investigativen Journalismus», eine reine Drohung. Ein Schüleraufsatz bezeichnet sie als Recherche. Brupbacher korrigieren und übernehmen sie. Neue Recherche: wieviel Roboterboote braucht die Schweiz, wo sind sie zu positionieren (Wahrscheinlichkeit eines Einsatzes), etc.

    Was haben Areggers Story und Frenkels Schreibe gemeinsam, was unterscheidet sie? Gemeinsam: Journalismus der schlechten Dichtkunst und geringen Ansprüche. Unterschied: das Eloborat von Frenkel kann ich kostenlos auf IP lesen, für die Schreibversuche von Aregger muss ich bezahlen.

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  2. Tim Meier
    Tim Meier sagte:

    Finger weg vom 20min ist bereits Tatsache geworden. Der Rentner aus dem Quartier besorgt sich nicht mehr jeden Morgen ein Bündeli 20min um die immer dünner gewordenen Blättli in der Nachbarschaft zu verteilen. Die wieder aufgenommene Pendlerei mit dem Zug zeigt, dass die 20min-Boxen am Dorfbahnhof und auch am Aeschenplatz Basel einfach nicht leer werden wollen. Im Zug glotzt jeder in seinen Device. Nach den grünen und roten Boxen wäre es langsam an der Zeit, die blauen Boxen einzusammeln. Das wäre ein «strategisches Projekt». Nicht zu verwechseln mit den «taktischen Lösungen», die in letzter Zeit gross in Mode gekommen sind.

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