Wumms: Michèle Widmer

Nachtreten ist in. Aus der geschützten Werkstatt.

Michèle Widmer ist Redaktorin bei persoenlich.com. Das sei das «Online-Magazin für Entscheider und Meinungsführer». Seine Grundhaltung ist: ja keine Lämpen mit niemandem. Denn wir müssen ja vom Wohlwollen der Entscheider und Meinungsführer leben.

Als Meinungsventil führt perssoenlich.com einen Blog. Hier äussern sich Entscheider und Meinungsführer im Westentaschenformat. Auch Redakteure dürfen ganz gelegentlich zum Griffel greifen, wenn Matthias Ackeret mal gerade nichts zu sagen hat. Daher kaut Widmer ein Stück Konzernjournalismus aus dem Hause Tamedia wieder:

Die beiden Lohnschreiber Andreas Tobler und Sandro Benini hatten versucht, aus dem Abgang des Kolumnisten Henryk M. Broder bei der «Weltwoche» eine Massenflucht herbeizufantasieren. Aber wie es bei den Rechercheriesen von Tamedia und «Republik» üblich ist: steile These, beinharter Haltungsjournalismus – aber nichts dahinter.

Das wäre sicherlich Anlass für ein paar kritische Worte einer Redaktorin, die sich professionell mit Kommunikation und Medien befasst. Kritische Bemerkungen fallen tatsächlich, allerdings:

«Im Falle der Weltwoche lassen sie sich von einem Medium bezahlen, das Partei für Wladimir Putin ergreift. Sie verhelfen mit ihren Texten einem Medium zu Reichweite, das den Krieg in der Ukraine verharmlost. Ihre Kolumnen erscheinen nicht im luftleeren Raum, Leserinnen nehmen die Schreibenden als Weltwoche-Autoren wahr. Sie sollten sich die Frage stellen: Wo liegt meine Schmerzgrenze?»

Die Schmerzgrenze gegenüber Widmer liegt da, wo sie bereits eingangs mit einem Falschzitat arbeitet. Der Kolumnist Broder habe sich «zum Abschied öffentlich von den «Russlandverstehern» in der Weltwoche distanziert». Er verwendete aber das böse Wort von «Putinverstehern». Wobei beides absurd ist, denn der Versuch, etwas verstehen zu wollen, ist der Offenlegung wie bei Widmer, dass sie nicht viel versteht, deutlich überlegen.

Im Qualitätsmedium persoenlich.com darf Widmer unkontrolliert behaupten, die WeWo ergreife Partei für Putin, verharmlose den Krieg in der Ukraine. Beide Anwürfe erhebt sie ohne den geringsten Beleg dafür. Sie übernimmt einfach unreflektiert das Narrativ der Verleumdung. Auch ihr fällt nicht auf, dass die WeWo, die nun wirklich Diversität der Meinungen lebt, von Konzernjournalisten kritisiert wird, die nicht mal im Alptraum daran denken würden, in ihren Organen von der vorgegebenen Linie abweichende Meinungen zu veröffentlichen.

Bevor die Lohnschreiber von Tamedia sich mal trauen, ihren Big Boss Supino zu kritisieren, weil der Profitdenken und die Aufteilung des Konzerns in unabhängige Profitcenter über alles stellt, bevor sie mal ihren Oberchefredaktor Rutishauser wegen seinen kriegerischen Tönen im Ukrainekrieg kritisieren, sollten sie einfach etwas kürzer treten, wenn sie gegen ein Magazin austeilen, in dem man sogar dem Verleger und Chefredaktor mit Anlauf Contra geben kann.

Wir sind gespannt, wann Widmer mal einen Blogbeitrag verfasst, in dem sie harte Worte zu Blocher TV findet … Aber das liegt sicherlich deutlich unterhalb ihrer Schmerzgrenze.

2 Kommentare
  1. Oskar
    Oskar sagte:

    Dass eine Vielzahl von Leuten bereit sind dafür zu zahlen, um bei jedem Thema von irgendeinem dahergelaufenen Journalisten bei der Hand genommen zu werden, der ihnen dann erklärt, was sie zu denken haben, zeugt von fortgeschrittener Dekadenz und Wohlstandsverwahrlosung.

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  2. Marcella Kunz
    Marcella Kunz sagte:

    Widmers Kolumne liest sich wie ein Bewerbungsschreiben für einen Tamedia-Job – dort wird ja noch an der Frauenquote gearbeitet. Mehr unreflektierter linker Mainstream geht nicht.

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