Aufrüstung mit Rafaela Roth

Man kann auch einen Vegetarier ins Schlachthaus schicken.

Einerseits mag das eine gute Idee sein. Auf der anderen Seite sind die Resultate eher vorhersehbar. Gelingen könnte das Experiment höchstens, wenn eine gute Schreibkraft aus dem Klischee was Besonderes macht.

Rafaela Roth ist in letzter Zeit eher durch verunglückte Stücke aufgefallen. Besonders peinlich war ein Jubelporträt über eine furchtbar wichtige und angeblich erfolgreiche Medienanwältin, die aber um die Publikation des Frauensolidaritätsstücks eine Klatsche nach der anderen, eine Niederlage vor Gericht nach der anderen einsteckte. Ohne dass Roth das in ihrem Zerrbild auch nur im Ansatz darstellte.

Nun muss ein Schlaumeier es eine gute Idee gefunden haben, Roth an die grösste Rüstungsmesse Europas zu schicken. Das könnte durchaus was Explosives werden. Es wird aber zum Rohrkrepierer, wenn Roth den Fehler vermeiden will, mit Abscheu über die Zurschaustellung von Mordinstrumenten zu schreiben. Denn es ist ihr durchaus bewusst, dass der Ukrainekrieg viele Pazifisten in Kriegsgurgeln verwandelt hat.

Auf der anderen Seite läge ihr eine Jubelarie über die «Eurosatory» natürlich fern; Begeisterung für neue Waffensysteme, Applaus für ordensbehängte schwarzafrikanische Militärs? Niemals. Was bleibt?

Der Versuch eines Mosaiks mit hingewürgtem Sauglattismus: «Krieg wird zunächst in Anzügen gemacht – und mit Jutebeuteln.» Oder: «Serviertablette mit Prosecco schaukeln aus dem weissblauen Pavillon hervor, Rheinmetall hat ein ganzes Gebäude zur Messe mitgebracht.» Ist das für den Leser hilfreich, sind das signifikative Beobachtungen, ergibt sich daraus ein Gesamtbild? Ach was.

Es braucht natürlich noch ein Leitmotiv durch den Artikel, am besten eine Person. Daher hat Hanspeter Fäh, «Organisator des Schweizer Pavillons», richtig Pech gehabt. Der wird gleich im ersten Satz kurz hingerichtet: ««Krieg, Krieg, weisst du, wo er beginnt, der Krieg?» Hanspeter Fähs Zunge ist schon etwas schwer. Es ist der Rotwein, es sind die langen Tage, die vielen Fragen., manchmal verliert er die Geduld.»

Die Schnapsdrossel kommt dann ab und an wieder im Text vor: «Hanspeter Fäh taucht seine Hand in eine Schüssel Hackfleisch. Jetzt muss alles klappen: Gehacktes und Hörnli, Fondue und asiatischer Nudelsalat

Da fehlt doch was, aber das wird als Schlusspointe, nun ja, als letzter Rohrkrepierer nachgereicht: «Selten sind die Antworten einfach. Hanspeter Fäh hat auch keine mehr. Er hat sich eine Zigarette angezündet und holt noch eine Flasche Wein. So als wäre dies auch eine Antwort. Er sieht, trotzdem, irgendwie zufrieden aus

Das kann man ohne Weiteres als Charaktermord bezeichnen. Nicht mit moderner Artillerie begangen, sondern mit Buchstaben. Fäh, der Süffel. Der sich fehlende Antworten schöntrinkt und mit schwerer Zunge Philosophisches zum Krieg von sich gibt. Weisheiten aus der Rotweinflasche.

Da Roth nicht sicher ist, was sie denn eigentlich von so einer Waffenverkaufsshow halten soll, darf, heutzutage, wo völliger Abscheu gegenüber Mordmaschinen eher ausser Mode gekommen ist, knöpft sie sich halt den Organisator des Schweizer Pavillons vor. Mal schauen, ob er diesen Beschuss überleben wird.

 

1 Antwort
  1. Victor Brunner
    Victor Brunner sagte:

    Wahrscheinlich auch bei der NZZ wie bei TAmedia ein «job enrichement»-Programm für die MitarbeiterInnen. Dürfen über jedes Thema schreiben auch wenn sie keine Ahnung haben. Hauptsache beschäftigt und Spalten gefüllt, Qualität auch an der Falkenstrasse nicht mehr Voraussetzung. Aber immerhin Frau Roth ist beschäftigt und kann sich einmal mehr blamieren.

    Ähnliches Beispiel heute bei TAmedia. Eva Manz hebt den Werdstrassenbelehrungsfinger: «Warum Erwachsene Kinder­zeichnungen nicht loben sollen». Sie hat sich von der Pädagogin Katharina Schweizer einlullen lassen. Schweizer mit einem Kindermalatelier setzt um was ein Arno Stern, 97, Generation Abdendrot, zum Besten gibt, eben Kinder für ihre Zeichnungen nicht loben. Am Schluss des Artikels noch Werbung für den Film über Stern der in Kinos zu sehen ist. Manz auch im «job enrichement»-Programm, darf schreiben wovon sie scheinbar wenig versteht. Einseitig, nicht fähig zu reflektieren, hinterfragen, nur simples nachplappern von der Pädagogin die so auf der ersten Seite des Zürich Bundes zu Gratiswerbung kommt.

    Antworten

Dein Kommentar

An Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns Deinen Kommentar!

Schreiben Sie einen Kommentar zu Victor Brunner Antworten abbrechen

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert