Man prügelt nicht den Köppel zum Scherz

Denn dann gibt es eine Coverstory in der WeWo.

Roger Köppel ist in einem Alter (57), in dem man sich langsam Gedanken um Werte, Sinn, Liebe und Vergänglichkeit macht. Solange man die dem lieben Tagebuch anvertraut, ist das auch völlig okay. Leider ist Köppels Tagebuch öffentlich, also sorgte er mit einer Seite Liebesgedöns für Fremdschämen und musste hier unter die kalte Dusche gestellt werden.

Zusammen mit einigen Leidens- und Altersgenossen. Da Köppel immer gerne wider den Stachel löckt, konnte er sich diesen Satz nicht verkneifen: «Jede grosse Liebe beginnt mit einem Nein der Frau. Und nur der Mann, der die Kraft hat, durch den Todesstreifen seiner Verneinung zu marschieren, qualifiziert sich für das Glück, das die ersehnte Frau für ihn verkörpert.»

Mitten in der «Nur ja heisst ja» oder «nein ist nein»-Debatte darüber, was konsensualer Sex ist und was Vergewaltigung, wusste er natürlich genau, dass er damit einen Aufschrei in feministischen Kreisen und im Haltungsjournalismus provoziert.

Der dröhnte ihm dann offenbar doch so in den Ohren, dass er sich sagte: na warte. Und so sieht dann das Na-warte aus:

Für nicht so ganz bildungsbürgerlich Sattelfeste erklärt die WeWo im «Intern», was es mit diesem Gemälde über «Dante und Beatrice» so auf sich hat. Es ist bezeichnend für das verbiesterte Niveau der Debatte, dass seine bewusste Provokation mit dem Nein Geheule und Gebrüll auslöste, dabei aber kaum jemand sich über das gestelzte Geschwurbel in seinem Text lustig machte:

«… sich uneingeschränkt hingebend, eintaucht in einen warmen Ozean des Vertrauens, der totalen Innigkeit, wo die Grenzen zwischen Ich und Du verschwimmen, …, zweisam vereint, auch in der körperlichen Verfliessung, … dem Materiellen, Fleischlichen entrückten Glückseligkeit …»

Weil aber Köppel (meistens) cleverer als seine Gegner ist, benützt er nun die beste Waffe gegen fanatischen Kampffeminismus. Denn unabhängig vom Thema einigt Extremisten, Fanatiker und Gläubige eine Eigenschaft: sie sind völlig humorlos und spassfrei.

Also lässt Köppel die britische Bestseller-Autorin Kathy Lette einen humorvollen, witzigen, schalkhaften, spielerischen Essay schreiben:

Die Autorin, wegen ihres unermüdlichen Einsatzes für Gleichberechtigung und Menschenrechte mit einer Ehrendoktorwürde ausgezeichnet, kann leider nicht als Verräterin am eigenen Geschlecht denunziert werden, die dumme Männerfantasien bedient. Zudem beherrscht sie eine Kunst, die im deutschen Sprachraum selten, in der Schweiz nicht einmal in Spurenelementen vorhanden ist: das wie ein gepflegtes Salongespräch dahinplaudernde Essay, das nicht belehrt, nicht fuchtelt, sondern amüsant-intelligent unterhält.

Man kann sich dem Charme der Autorin schlecht entziehen:

«Also, was wollen Frauen? Nichts Besonderes: gute Brustmuskulatur, Doktortitel, Knackarsch, eine nichtsexistische Einstellung, gebräunte Haut, belesener Penis, die Fähigkeit, etwas mit mangetout zu machen, Krokodile im Ringkampf zu bezwingen, an einer echten Beziehung interessiert zu sein, aber auch an Sex, der einer Frau das Knochenmark schmelzen lässt – das ist doch wirklich nicht zu viel verlangt von einem Milliardär.
Nein, eine Frau möchte einen Mann, der perfekt genug ist, um zu verstehen, warum sie es nicht ist. Sie möchte einen Mann, der wortgewandt ist. Oft hat sie das Gefühl, ihr Dünndarm sei mitteilungsfreudiger als ihr Lebenspartner. Wortspiele sind das beste Vorspiel. Nichts erregt eine Frau mehr als ein Mann mit einem pulsierenden Riesending – dem zwischen seinen Ohren.»

Es ist sozusagen ein Aufruf zur Entbiesterung und Entkrampfung der Debatte. In der Hoffnung publiziert, dass es uns in der Schweiz erspart bleibt, wie in Schweden vor dem Geschlechtsakt beiderseitig eine Einverständniserklärung unterzeichnen zu müssen.

Denn neben allem Spass und aller Tollerei gilt: wenn sich Kirche oder Staat zu sehr in intim Zwischenmenschliches einmischen, kommt das nie gut. Wenn Fanatikerinnen das fordern, muss ihnen mit allen (erlaubten) Mitteln entgegengetreten werden.

5 Kommentare
  1. René Küng
    René Küng sagte:

    Wunderbar geklöppelt, wer will da nicht verzeyen.
    Wenn dr Rosché mit em René, dann kommen wenigstens mal wieder Frauen ins Spiel, vor denen sich Frau nicht schämen muss.
    Merci.

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  2. Victor Brunner
    Victor Brunner sagte:

    Köppel schmunzelt einmal mehr, mit seinem nicht ernst gemeinten pubertär-romantischen Geschwurbel hat er sein Ziel erreicht, Aufmerksamkeit im ganzen Land. Philipp Loser, der Samstagkolumnist hat sich immer noch nicht erholt und bemüht noch einmal Köppel. Titel im Magazin:» Gleichstellung? Nein danke», online, «Gleichstellung? Jetz grad nid!», online nicht ganz so dramatisch wie in der Papierversion. Das schafft nur TAmedia. In beiden Versionen schreibt der Geschockte: «…dann sorgt die im Grunde unfassbare Aussage für nicht mehr als ein paar ironische Kommentare. Was läuft hier falsch?».

    Eine gute Frage die er falsch beantwortet. Der Erregungs- und Empörungsjournalismus der Werdstrasse der nicht mehr unterscheiden kann, der auf jede plumpe Provokation reinfällt und Augenmass vermissen lässt. Erregungsjournalismus bei TAmedia schon in den Titeln. Der Hausdoktor heute: «Jetzt droht eine Immobilienkrise», gestern Fischer und Füllemann zu Frauen auf der Schweizer Bühne: «Ein vermeidbares Desaster». Artikel sind etwas differenzierter, aber nicht besser. Der geistige Zusammenschluss von TA und Blick wird immer realer.

    Ein Vorteil wenn der geschockte Loser die 1. Spalte der Seite 4 füllt, das unsägliche, weinerliche Gejammer der «Essayisitin» mit kosovarischen Wurzeln fällt weg!

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    • Sam Thaier
      Sam Thaier sagte:

      Auch aufgefallen. Ja, die «Essayistin» mit kosovarischen Wurzeln ist spurlos abgetaucht. Auch die Wirtschaftsredaktorin Isabel Strassheim (auch sie gehörte zu den 78+ – Unterzeichnenden) schreibt seit längerer Zeit nicht mehr.

      Wenn all die Journalistinnen bei Tamedia einen Sabbatical einlegen, kann dort die 40% Frauenquote bestimmt nie erreicht werden.

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      • Rolf Karrer
        Rolf Karrer sagte:

        Die Annabelle scheint das Farmteam der Tamedia zu sein. Weiterer Nachwuchs dürfte wohl weiterhin von dort kommen…..

        Eine fatale Entwicklung, die ins Auge gehen wird.

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