Blochen mit Blocher
Wann ist genug auch genug im Blocher TV?
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Es gibt Fans, Hasser und Gleichgültige. Inzwischen ist die TV-Satire oder das Langzeitexperiment, je nach Blickwinkel, zu Folge 769 gereift. Jede Woche ein Treffen zwischen Alt-Bundesrat Christoph Blocher und dem Mikrofonständer Matthias Ackeret.
Vor wechselnden Kulissen, drinnen, draussen, mit Ankerbild oder ohne. Aber immer zwei Herren, meistens mit Krawatte. Einer spricht und gestikuliert, der andere schweigt und schaut interessiert. Sollte der Redefluss wider Erwarten mal versiegen, wirft er ein neues Thema in den Raum und schaut dann wieder ruhig zu, wie sich sein Gesprächspartner daran abarbeitet. Oder den Einwurf schlichtweg ignoriert und was anderes erzählt.
Christoph Blocher ist inzwischen 81 Jahre alt. Er kann immer noch populistisch, er kann immer noch einfach, er kann immer noch mit den Armen rudern. Aber sollte er auch? Hören wir mal in ein paar Worte der Folge 769 hinein. Die dauert 23.13 Minuten. Redeanteil Blocher: gefühlte 57 Minuten. Redeanteil Ackeret: drei Soundbites.
Einige Highlights:
- «Jede Kriegspartei macht mit einer Mitteilung Propaganda für sich.»
- «Was will der Russ› eigentlich?»
- «Die Schweiz ist jetzt im Krieg mit Russland»
- «Zwingli sagte schon: Das Grausamste im Krieg sind nicht die Soldaten. Aber die Brotsperre.»
- «Für Russland gehört die Ukraine zu ihnen.»
- «Man kann nicht ausklammern, was die USA und die NATO gemacht haben.»
- «Ich hoffe, dass die Russen in der Ukraine bleiben und nicht nach Polen einmarschieren. Nach Polen stünden sie vor Deutschland, also dann an unserer Grenze.»
Nur einmal versucht Ackeret, sanft einzugreifen. Als Blocher sagte: «Putin führt keinen richtigen, barbarischen Krieg.» – «Es gab da schon ein paar Kriegsverbrechen», wagt Ackeret einzuwerfen. Das wird nicht wirklich gnädig goutiert:
Links redet’s, rechts hört’s zu.
«Das müsste noch genauer abgeklärt werden. Und wer klärt’s ab? Die Amerikaner für die Ukrainer. Das ist doch von vornherein unglaubwürdig.» Moderator abgeklatscht, weiter im Text: «Das wäre etwas für die Schweiz. Aber wie der ehemalige US-.Botschafter in der Schweiz beschreibt in der «Weltwoche», wie wir die Neutralität kaputt gemacht haben. Wusste gar nicht, dass das international solches Aufsehen erregt. Und wir Trottel geben das auf.»
Fehlt da noch was? Aber natürlich, natürlich fehlt’s nicht: «Es gibt eine starke Mehrheit unter den Politikern in Bern, die näher zur EU wollen.»
Soll man einen älteren Herrn, der wie kein Zweiter in der Schweiz politisch etwas bewegt hat, vor laufender Kamera monologisieren lassen? Oder sollte man ihn vor sich selbst schützen und das nach 769 Folgen einstellen?
Die Gedankengänge sind häufig nicht neu, manchmal gibt’s Wortfindungsstörungen, und von fokussiert auf den Punkt gebracht, davon kann man bei Blocher sowieso nie sprechen. Die Gedankengänge sind auch gelegentlich eher dunkel.
Nur die Blumen bleiben stumm.
Ist die Schweiz wirklich im Krieg mit Russland? In einem Hungerkrieg gar? Wird der Russ’ bis an die Schweizer Grenze durchmarschieren? Wenn der Russ’ nunmal die Ukraine als Bestandteil des russischen Reichs empfindet, sollte man da wirklich dreinschlagen?
So mäandert sich Blocher durch die Sendung. Ist das förderlich oder schädlich? Nebensächlich, unerheblich, überflüssig? Zumindest ist es so: da der Parteipräsident der SVP nahezu unsichtbar ist, die SVP-Bundesräte auch nicht unbedingt auf Parteilinie politisieren, sollte es schon eine Rolle spielen, was der Alte vom Herrliberg zu sagen hat.
Nur: was will er uns eigentlich sagen? Und gibt es wirklich viele so geduldige Zuschauer wie Ackeret?
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