Wumms: Markus Somm
Rechnen: ungenügend. Geschichte: setzen.
Historiker Markus Somm hat’s nicht so mit den Zahlen. Das merkt man am Geschäftsverlauf beim «Nebelspalter». Bzw. man merkt es nicht, weil auch nach einem Jahr keine einzige Zahl das Licht der Welt erblickt hat. Leser, Abonnenten? Einschaltquote? Entwicklung? Nix, nix, nix und nix.
Auch bei grossen Zahlen ist Somm etwas verloren, wenn er über die Hintergründe der Siegesfeier der Sowjetunion (heute Russland) über Hitlerdeutschland berichtet:
«Zwar stellten sich ihnen 3 Millionen sowjetische Soldaten entgegen, sie besassen 11 000 Panzer und 9000 Flugzeuge.
• Doch die Russen waren chancenlos. Allein in dieser Anfangsphase verloren sie fast 5 Millionen Soldaten.»
Das war natürlich dramatisch; auf 3 Millionen 5 Millionen Verluste, phänomenale Wiederauferstehung.
Auch historisch ist Historiker Somm nicht ganz sattelfest. Er will die unbestreitbaren Leistungen und Anstrengungen der Sowjetunion im Kampf gegen den Hitlerfaschismus verkleinern:
«In den kommenden vier Jahren diente der Westen der Sowjetunion als Arsenal. Es war unerschöpflich. Die Russen erhielten vom Westen jede Art von Rüstungsgütern, Munition, Bomben und Granaten.»
Also führte die UdSSR eigentlich nur einen Krieg mit Leihwaffen, laut Somm. Dass es der Sowjetunion gelang, mehr Waffen als Deutschland herzustellen: wenn’s nicht ins Narrativ passt, lassen wir’s doch weg.
Immerhin legt er sich dann noch in die Kurve:
«Kein Land hat unter den Nazis mehr gelitten, kein Land hat mehr Opfer gebracht, um Hitler, das Monster, das uns alle bedrohte, niederzuringen:
• man geht von 20 Millionen Kriegstoten aus
• Das Land war nachher wirtschaftlich ruiniert»
Man geht zwar von mindestens 25 Millionen Kriegstoten aus, und das Land rappelte sich nach dem Vernichtungskrieg der Nazis mit einer ungeheuerlichen Anstrengung schnell wieder auf und wurde zur Militär-, Atom- und Weltraummacht.
Aber sonst stimmt alles.
Der Nebelspalter ist zu einem erzkonservativen Medium für frustrierte Senioren verkommen. X Artikel über die Abtreibungsfrage – allesamt verfasst von alten Männer. Das angeblich liberale Magazin ist zu einem Tummelplatz von evangelikalen Freikirchlern mit einem Frauenproblem geworden.
Somm sieht in allem und jeden einen Verräter, der ihm nicht treu ergeben hinterher dackelt. Wirkt langsam paranoid. Möglicherweise ist es aber auch einfach nur Projektion.
Wenn ich «Somm» lese, dann fällt mir ungewollt eine seiner Predigten, die er in seiner damaligen BaZ regelmässig zu halten pflegte, ein: Da hat er Snowden als Verräter und seine Verfolgung als nur gerecht bezeichnet. Soviel zu seiner Wahrnehmung der Welt