Nomen est omen?

Die Wissenschafts-Webseite «Higgs» stellt per Juli den Dienst ein.

Vielleicht war schon die Wahl des Namens unglücklich: «Das Higgs-Boson oder Higgs-Teilchen ist ein nach dem britischen Physiker Peter Higgs benanntes Elementarteilchen aus dem Standardmodell der Elementarteilchenphysik. Es ist elektrisch neutral, hat Spin 0 und zerfällt nach sehr kurzer Zeit.» (Wikipedia).

Dabei waren die Nachrichten durchaus positiv: «Seit Beginn der Corona-Pandemie» stosse «Higgs» «auf besonders grosses Interesse und konnte die Leserschaft nach eigenen Angaben um 180 Prozent steigern», wusste noch im November 2021 «Infosperber».

«Das Schweizer Wissensmagazin Higgs.ch macht einen weiteren Schritt in seinem Kampf gegen Fake News und für eine aufgeklärte Gesellschaft», wusste im Februar 2022 persoenlich.com.

Der Wirtschaftsjournalist Beat Glogger hatte den kühnen Gedanken, Wissenschaftsjournalismus auf eine neue Ebene zu heben. Hintergrund sind auch hier die Sparmassnahmen in den Redaktionen. Während früher noch eigene Wissens-Redaktionen unterhalten wurden, ist das Angebot inzwischen zum Skelett heruntergespart. Wo früher noch aufwendige Berichte eingekauft wurden, herrscht heutzutage weitgehend copy/paste.

Wie die «Republik» oder der «Nebelspalter» setzte «Higgs» von vornherein auf eine Mischung zwischen aus eigenen Kräften erwirtschafteten Einnahmen und Sponsoring oder Mäzenatentum. Immer, wenn solche Sugar Daddys mit tiefen Taschen vorhanden sind, gerät der Finanzhaushalt aus den Fugen. Während es bei Versuchen wie «Die Ostschweiz»* weitgehend darum geht, dass nur ausgegeben werden kann, was eingenommen wird, beruhigt die Fähigkeit zum Nachschuss Ausgabenkünstler bei «Republik» oder «Nebelspalter» und verleitet sie zur Verantwortungslosigkeit.

Bei «Higgs» war zudem das Problem, dass es der Plattform kaum jemals gelang, in den Mainstream-Medien wahrgenommen oder zitiert zu werden. Was die selbstgesetzten hohen moralisch-ethischen Ansprüche betrifft, wurde man da mit der Zeit durchaus lockerer; denn würde man sich strikt an Wissenschaftlichkeit halten, könnte man einem Marko Kovic kaum Platz einräumen, um sein unfundiertes Geschwurbel abzulassen.

Nun gehen mal wieder neun Arbeitsplätze im Journalismus verloren, zur Qualitätssteigerung im Sparjournalismus der grossen Konzerne wird das sicherlich auch nicht beitragen.

*René Zeyer publiziert regelmässig auf «Die Ostschweiz».

 

 

3 Kommentare
  1. Basil Weiss
    Basil Weiss sagte:

    Ihr Aussage, dass «Die Ostschweiz» weitgehend auf eigenen Beinen steht, ist falsch. Peter Weigelt selbst räumte in einem Interview ein, dass er und andere hier Geld einschiessen. Konkrete Zahlen zum Budget hat die Ostschweiz noch nie publiziert. Ich bin fast sicher, man ist ähnlich unterwegs wie bajour & Co. Einfach mit Geldgebern aus einer anderen Ecke.

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    • Stefan Millius
      Stefan Millius sagte:

      Ich weiss nicht, wie oft ich es schon geschrieben habe, aber ich tippe bewusst langsam für Sie, dann sinkt es vielleicht ein. Niemand «schiesst Geld ein» bei «Die Ostschweiz». Wir haben 2019 aus der GmbH eine AG gemacht und dafür einige Aktionäre gewonnen, die sich am Unternehmen beteiligt haben. Dieses Geld diente der Aufbauarbeit. Wir haben weder von diesen Aktionären noch von Stiftungen, Organisationen oder irgendwelchen Mäzenen jemals Geld «eingeschossen» erhalten. Wenn Sie den Aufbau einer Aktiengesellschaft und die Bedeutung von Aktienkapital nicht kennen, tut mir das leid, es ist aber kein Grund, falsche Behauptungen zu streuen. Wir haben keine «Geldgeber», wir haben nur Aktionäre und ihre klar definierten Beteiligungen. Und wir finanzieren uns aus unseren Erträgen.

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