Dauerwerbesendung
ElleXX macht auf Produktevertrieb. Unter feministischem Label.
Wenn eine Idee nicht wirklich einschlägt, dann probier’s doch mit einer neuen. Das sagen sich die Betreiber der Plattform von Frauen für Frauen – und gegen Frauen. Denn die Anlagetipps und die beworbenen Anlageprodukte lassen nicht unbedingt Freude im weiblichen Portemonnaie aufkommen.
Aber nun preist ElleXX etwas Neues an: «In fünf Folgen besprechen Nadine Jürgensen und Patrizia Laeri von elleXX mit einer Juristin der CAP Rechtsschutz-Versicherung fünf echte Fälle, die jede Frau betreffen können.»
In der ersten Folge geht es, Überraschung, um «sexuelle Belästigung». Dahinter steht das Produkt «Privat- und Verkehrsrechtsschutz elleXX JUSTIS». Eine Zusammenarbeit mit CAP. Die Tochtergesellschaft der Allianz bietet Rechtsschutzversicherungen an. Wie viele andere Mitbewerber auch.
«Akte XX» nennt sich etwas vollmundig der Podcast. Jede Folge besteht aus einem Gespräch mit einer «Juristin der CAP-Rechtsschutzversicherung».
Wir ersparen uns den Scherz über eine recht freizügige Auslegung des Begriffs «Verkehrsrechtsschutz», aber auf dem angepriesenen Produkteflyer fehlt jeder Hinweis auf eine rechtliche Hilfe bei sexueller Belästigung.
Aber item, wir kommen zum Preis: «Bereits ab 24.90 Franken im Monat. In wenigen Sekunden online abschliessbar.» Wunderbar, ein Angebot von Frauen für Frauen. Sicherlich mit Frauenbonus. Nun ja. Ein Blick auf «comparis» zeigt, dass solche kombinierten Privat- und Verkehrshaftpflichtversicherungen bereits ab Fr. 189.- zu haben sind. Oder, glücklicherweise ist Division durch 12 weiblich, für Fr. 15.75 im Monat.
Hoppla. Aber sicherlich haben wir aus unserer männlichen Perspektive das Angebot von ElleXX nicht richtig verstanden. Auf dem Flyer ist das Thema «sexuelle Belästigung» nicht als Beispiel erwähnt, wird aber im ersten Podcast anhand eines Fallbeispiels ausgewalzt. Zudem ist der Preis nicht gerade konkurrenzfähig, er liegt doch satte 58 Prozent oberhalb des billigsten Konkurrenzangebots, und Prozentrechnen ist zwar genderneutral, die Prozentrechnung hingegen weiblich.
Zudem fehlt bei diesem Angebot etwas, das eigentlich zu einer seriösen Anpreisung gehören müsste: der Begriff «Dauerwerbesendung».
Ist OK.
Frau darf Frau «suboptimal» beraten.