Irène P. (wie peinlich) Kälin

Ein Tiefpunkt des Schweizer Parlamentarismus.

Dass ZACKBUM einmal mit Philipp Loser einverstanden ist – das schafft nur unsere peinliche NR-Präsidentin:

«Wir sehen Kälin vor dem Bundeshaus. Wir sehen Kälin auf dem Flugplatz Bern-Belp. Wir sehen Kälin vor dem Bundesratsjet. Wir sehen Kälin im Bundesratsjet. Wir sehen Kälin auf einem polnischen Bahnhof. Wir sehen Kälin auf einem ukrainischen Bahnhof. Wir sehen Kälin in einem Zug bei Nacht. Wir sehen Kälin in einem Zug bei Tag. Ein diplomatischer Ausflug als Fotoroman.»

Darunter leiden müssen wir wegen einer Medienpartnerschaft von einmaligen Dimensionen. Der «Blick», sonst vielleicht nicht das Leibblatt der grünen Kälin, durfte jeden Blick, jeden Spruch, jeden Moment dokumentieren. Denn es war ein weltbewegendes Ereignis. Der Besuch. Kriegsentscheidend. Mutig, Beeindruckend. Friedensfördernd. Solidarisch, selten wurde so ein Zeichen gesetzt.

Allerdings fällt einem spontan nur das Adjektiv peinlich ein. Oberpeinlich. Schmerzlich peinlich. Was mögen die Ukrainer nur von uns denken, nach diesem Besuch? Manchmal sagt ein Bild allerdings mehr als tausend solidarische Worte:

Links: wo bin ich eigentlich? Rechts: was steht Wichtiges an?

Hoffentlich reisst das nicht ein, aber ZACKBUM muss nochmals Loser recht geben und das Wort erteilen:

«Kälin erhielt viele Ab- und nur wenige Zusagen. Am Schluss begleiteten sie Roger Nordmann (SP), Yves Nidegger (SVP), Nik Gugger (Mitte) und Claude Wild, der Schweizer Botschafter in der Ukraine, nach Kiew. Es ist also eine offizielle Reise des Schweizer Parlaments, und doch fühlt es sich an wie ein privater Ausflug von Irène Kälin.»

Reisle machen, betroffen in Kameras schauen, ernst in Kameras schauen, fragend in Kameras schauen. Krieg schauen. In sich selber schauen. Sätze für die Ewigkeit sagen: «Er ist trotz allem ein einfacher Mensch. – Ich reise mit einem wahnsinnig schönen Gefühl ab.» Dann hielt sie noch eine Rede im Parlament, bei der die Zuhörer offensichtlich Mühe hatten, wach zu bleiben.

Wieso konnte niemand die oberste Schweizerin davon abhalten, ein oberpeinliches Bild von der Schweiz abzugeben? Es soll Ukrainer geben, die sich bis heute fragen: wer war denn das? Heidi? Und weshalb genau war die hier? Und was hat die schon wieder gesagt?

4 Kommentare
  1. Robert Holzer
    Robert Holzer sagte:

    Man hätte die ilustre Gesellschaft auf Ihrem Egoreisli einfach mal so vom Himmel holen müssen. Oder vom hohen Ross, wobei mir dabei das Pferd leid tun würde.
    Heureka, das wäre was los gewesen in der Schweiz.
    Nun ist die Selbstinszenierung vergangen, mal abgesehen von ein paar Bildli im kommenden Sonntagsblick, aber ausgelutscht ist die Story noch lange nicht.

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  2. Dave V.
    Dave V. sagte:

    Das man Kälin in der Ukraine nicht kennt, sieht man schon daran, dass sie überhaupt erst empfangen wurde. Steinmeier hat man abblitzen lassen – wegen zu wenig Unterstützung.
    Die Schweiz hat noch keine einzige Patrone geliefert und trotzdem hat man die Delegation empfangen. Aber hier geht es wieder einmal um PR; von beiden Seiten natürlich. Kälin kann Solidarität zeigen und Selenzki kann den Russen nun unter die Nase reiben, dass selbst neutrale Länder (Österreicher war ja auch schon dort) ganz klar Haltung zeigen (nach Watson ausgedrückt).
    De facto ist das Treffen aus ukrainischer Sicht keine Nachricht wert und aus CH Sicht müsste es eher negativ aufgenommen werden. Als neutrales Land ist Nehammer wenigstens auch nach Russland gereist. Das zeigt wenigstens ein Mindestmass an «Neutralität».

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  3. Leni
    Leni sagte:

    Ach, alles halb so schlimm. Wenn nicht ein paar Tage lang so exzessiv darüber berichtet worden wäre, hätte kein Mensch das mitbekommen. Heidi kann sich jetzt gut fühlen, und der Rest vergisst diese Reise ohnehin ganz schnell.

    In eine ähnliche Kategorie fällt die Geschichte, die gerade über die deutsche Aussenministerin und Lawrow kursiert. Wodka vs Kinderkriegen vs Gastfreundschaft vs Nichtpeinlicherseinalsunbedingtnötig usw.

    Nastrovje!

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  4. Tim Meier
    Tim Meier sagte:

    «Betroffen» geht irgendwie anders. Dies ist der typische Gesichtsausdruck von Leuten, die einem Gespräch in einer fremden Sprache zuhören und kein Wort davon verstehen.
    Die Grüne lässt, ohne rot zu werden, für einen selbstdarstellerischen Ausflug mit dem Bundesratjet hemmungslos Kerosin abfackeln. Gutes Timing – das legitimiert nämlich den für heute Nachmittag geplanten Ausflug nach D: brettern auf der Autobahn, dem Youngtimer freien Auslauf jenseits aller schweizerischen Limiten gewähren und mit immerhin ein paar Kilogramm Spargeln im Gepäck zurückkehren. In etwa so: https://www.youtube.com/watch?v=OZU5qx10HhA&t=394s

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