Wumms: Magdalena Martullo-Blocher
Krieg der Worte: da werden keine Gefangenen gemacht.
Die WoZ hat aufgedeckt, zwei Recherchierspürnasen von Tamedia höselen hinterher: Die Chefin der Ems-Chemie habe im «Kasernenhofton» die Anordnung erteilt, in der Kommunikation das Wort «Krieg» zu vermeiden und stattdessen vom «Ukraine-Konflikt» zu sprechen. Ein entsprechendes Mail habe sie Mitte März verschickt, «nur wenige Tage nach der Bombardierung einer Geburtsklinik in Mariupol durch russische Truppen, die Bilder von dieser Gräueltat gingen um die Welt».
Die WoZ richtet: «In der Ukraine tobt also kein brutaler Krieg, begonnen durch den russischen Präsidenten Putin – es hat sich ein Konflikt entsponnen.» Worum geht es Martullo-Blocher? Na, logo: «ums Geschäft.» Dabei zähle «jeder einzelne Franken», da Martullo-Blocher auch gesagt habe, «wir überlassen unsere Firmen nicht dem russischen Staat». Obwohl zurzeit die Nachfrage völlig zusammengebrochen sei, wäre sie bereit, die Produktion in russischen EMS-Fabriken sofort wieder hochzufahren, sollte sich das ändern. Zudem habe Russland gedroht, widrigenfalls solche Firmen zu verstaatlichen.
Diese Anordnung sei «zum Schutz unserer Mitarbeiter erfolgt», wird die Verteidigung der Chefin der EMS-Chemie zitiert. Es würden bei einer Verstaalichung nicht nur Angestellte ihren Arbeitsplatz verlieren, sondern es stehen bekanntlich bis zu 15 Jahre Gefängnis auf Aussagen, dass es sich in der Ukraine um einen Krieg handle. Aber was kümmert das alles die Vertreter der reinen und heiligen Moral in der Schweiz.
Die WoZ legt noch einen drauf:
«Im Interview mit dem «Tages-Anzeiger» sagt sie, die Ukraine gelte als eines der korruptesten Länder, deshalb würde sie dort nicht investieren. Eine Behauptung, die aus Moskau seit Jahren zu hören ist. Tatsächlich ist die Ukraine in allen Korruptionsranglisten besser platziert als Russland. Dann mahnt sie, auch Putin müsse einen Erfolg vorweisen können, damit es zum Frieden komme. Ist das noch neutral oder schon Komplizenschaft?»
Fein in eine Frage verkleidet die Beschuldigung, Martullo-Blocher sei Putins Komplizin, nur weil sie etwas völlig Richtiges sagt. Zudem ist es tatsächlich richtig, dass die Ukraine beispielsweise in der Korruptionsrangliste von Transparency International besser abschneidet als Russland. Allerdings steht die korrupte Oligarchen-Republik auf Platz 117; Russland folgt auf Platz 129. Also weit, weit hinten im Feld von insgesamt 179 untersuchten Ländern. Da ist es eigentlich egal, auf welchen hinteren Plätzen man sich genau befindet.
Aber Martullo-Blocher. Erfolgreich. Steuert die EMS-Chemie bislang sicher durch alle Stürme. Dazu noch SVP-Nationalrätin und vor allem Tochter des Gottseibeiuns aus Herrliberg.
Will ihre Mitarbeiter und ihre Investitionen in Russland schützen. Das findet auch Tamedia nicht gut: «Warum auch Ems-Beschäftigte, die keinen Kontakt mit Russland haben, nicht von «Krieg» sprechen dürfen, diese Frage liess das Unternehmen unbeantwortet.» Vielleicht, weil auch solche Beschäftigte mal in Kontakt kommen könnten? Aber solche Überlegungen stehen natürlich den Scharfrichtern im Wege.
In den USA gibt es aus Weltkriegszeiten den «Tradig with the Enemy Act». 1917 erlassen, wird er heute noch angewendet. Auf Kuba. Das könnte sich doch die Schweiz als Vorbild nehmen. Zumindest die Schweiz, von der Tamedia- und WoZ-Redaktoren träumen, die nicht Gefahr laufen, in Russland zu 15 Jahren Knast verknackt zu werden. Und denen es weder ums Geschäft, noch ums Geld geht. Vorausgesetzt, der Lohn kommt pünktlich aufs Konto.
«(. . . ) nach der Bombardierung einer Geburtsklinik in Mariupol durch russische Truppen, die Bilder von dieser Gräueltat gingen um die Welt».
Was diese Aussage betrifft müsste Zackbum nochmals i d’Hose. Zu dieser Geschichte gibt es gegenteilige Beobachtungen und Aussagen, welche darauf hin weisen, dass diese Objekte von Assow-Truppen missbraucht wurden.
Mittlerweile ist es auch bei TAmedia usus bei anderen Blättern abzukupfern. Ersetzt die eigene Recherche, billiger, bequemer, warum sollen Alich, Felber-Eisele Ausnahme sein. Auch wenn man Martullo nicht mag, sie hat einen Leistungsausweis durch Kompetenz und harter Arbeit. Was von den WellnessjournalistenInnen nicht gesagt werden kann, auch wenn sich eine freiwillig 24 Stunden in Polizeigewahrsam begibt und sich nachher zur Heldin empor stilisiert!
Sie war die Erste mit Masken-Solidarität im Parlament. Sie fährt den ‹verantwortlichen› Kurs für a) Ihren Aktienkurs und eigene Investitionen b) die Arbeitsplatz-Sicherheit Ihrer Mitarbeiter (?).
Und Sie war ungeniert beeindruckt, wie die chinesische KP das Corona-Komplott zackradikal (Apple schlägt vor: sackradikal) im Investitionsraum China umsetzt.
Es war wohl noch im 2020: ‹Unsere Fabriken dort laufen wunderbar, dank der wunderbaren KP-Strategie›.
Zu Frau Kapital-General Martullo gäbe es wahrlich einiges, konträres, zu diskutieren.
So wie auch zu unseren Bundes-Generalinnen, die noch devoter ‹Männer› imitieren, in bester geschlechtsübergreifenden Opportunisten*Art: welche Werte schleifen wir auch noch, um der Kohle oder des **Erfolges** willen?
Magdalena repräsentiert halt nicht das, was man unter femininer Feinfühligkeit versteht und meist ein Hindernis für eine natürliche Frauenquote darstellt. Wären alle Frauen so, wäre besagte Quote kein Problem, aber der Weiterbestand der Menscheit. Sie steuert ihr Schiff durch den Sturm für das sie die Verantwortung trägt und hat keine Lust auf Kamikaze-Sanktionen. Dass man heute über diejenigen herfällt die gegen den Strom schwimmen ist ein Zeichen unserer Zeit. Ich bin froh, dass es noch welche gibt die den dazu Mut haben. Ich bemühe mich auch, werde aber nur bemitleidet, weil ich noch nie ein Smartphone mein Eigen nennen konnte. Man nimmt mir nicht ab, dass ich glücklich sei damit, also ohne. Die grösste Herausforderung war, als der Pinguin an der Rezeption beim Hauptsitz vom «Blick» mir ein Tablet hinstreckte um mich einzutragen. Da gehe ich nie wieder hin.
In den angeblichen Qualitätsmedien hier gehts höchstens im Mikrobereich um den Krieg und seine Auswirkungen. Sondern in allererster Linie um Innenpolitik. Köppel nennt es treffend Meinungsmafia.