Der grösste Schurke USA

Nehmt den reichen Russen ihre Jachten weg. Am lautesten schreit immer der grösste Schurke.

Die Schummeleien mit CumEx, eine Methode, sich einmal gezahlte Steuern zwei- oder mehrfach zurückzahlen zu lassen, richtete in Europa einen Schaden von geschätzten 60 Milliarden Franken an.

Über Jahre hinweg waren die Steuerämter, in erster Linie der deutsche Fiskus, nicht in der Lage eine offenkundige Gesetzeslücke zu stopfen – obwohl sie ständig darauf hingewiesen wurden. In der Schweiz wurde der Trick auch versucht – und scheiterte an eidgenössischen Steuerkommissären, die sich weder ins Boxhorn jagen, noch hinters Licht führen liessen.

Der Mastermind des Schwindels flüchtete in die Schweiz. Und sitzt in Auslieferungshaft Richtung Deutschland. Glaubte halt das Märchen der Alpenfestung, hätte sich besser in die USA abgesetzt.

Wenn man an westliche Rechtsstaaten glaubt

Über viele Jahre hinweg war das Geld von reichen Russen, aus unerfindlichen Gründen Oligarchen genannt, im ganzen Westen hochwillkommen. Die reichen Russen befeuerten den Bau von Superjachten, kauften teuerste Immobilien an bester Lage und verstauten ihr Geld auf westlichen Bankkonten.

Solche Geldflüsse sind naturgemäss sehr schwer aufzudecken, weil es durchaus im Interesse der Besitzer ist, zwar mit ihrem Reichtum anzugeben, aber nicht offenzulegen, wo sie ihn gebunkert haben. Deshalb gibt es nur Schätzungen. Eine aus dem Jahr 2017 geht davon aus, dass reiche Russen rund 800 Milliarden Dollar auf Banken in England, Zypern, der Schweiz und Offshore-Paradiesen gelagert haben.

Natürlich sind damit nur Gelder gemeint, die mehr oder minder direkt mit einem solchen reichen Russen in Verbindung gebracht werden können. Die meisten dieser Superreichen sind zwar stinkreich, aber leider auch furzdumm. Denn sie glaubten an Dinge wie Eigentumsgarantie, Rechtsstaatlichkeit und daran, dass man zwar in Russland einfach enteignet werden kann, aber doch nicht in zivilisierten, westlichen Staaten.

Am sichersten ist das Geld immer in den USA

Geschickter waren schon die, die ihr Geld im sichersten Ort auf Erden für alle Arten von dunklen Geldflüssen investierten. In den USA natürlich. Von Sunny Isles in Florida über Cleveland bis hin zu Hochhäusern in Manhattan ist das Geld der postsowjetischen Oligarchen in den letzten Jahrzehnten in die Grossstädte und das Kernland geflossen.

Das liegt daran, dass die Regierung nur sehr wenig tun kann, um herauszufinden, wem welche Immobilien in den USA gehören, die zu einem «Ziel der Wahl» für Geldwäscher auf der ganzen Welt geworden sind, sagt Louise Shelley, Direktorin für grenzüberschreitende Kriminalität und Korruption Center an der George Mason University, die als Sachverständige darüber auftrat, wie russisches Geld durch Immobilien gewaschen wird.

Auf mehr als 2,3 Milliarden Dollar wird das Geld geschätzt, dass in den letzten Jahren so gewaschen wurde.

«Es gibt dieses Missverständnis, dass Sie einfach rausgehen und diese Villen beschlagnahmen können, diese Yachten beschlagnahmen. Bei so vielen ist der Besitzer eine komplette Blackbox»,

sagt Casey Michel, der Autor von «American Kleptocracy: How the U.S. Created the World’s Greatest Money Laundering Scheme in History».

«Die USA haben den Oligarchen alle Werkzeuge der Anonymität zur Verfügung gestellt, die sie brauchten», sagt er, und es gebe keine unmittelbaren exekutiven Massnahmen, die Präsident Biden ergreifen kann, um das Problem zu beheben.

Übrigens, nebenbei, natürlich sollte auch Igor Kolomoisky auf der Liste sanktionierter Oligarchen stehen, der Förderer des ukrainischen Präsidenten und Kriegshelden Selinskyj.

Die Schweiz stellt sich selbst an den Pranger

Die ewigen Leak-Ausschlachter bei Tamedia überbieten sich gerade mal wieder in Selbstanklagen: «Die Schweiz, entblösst als Putins Geldträgerin», leitartikelt Oliver Zihlmann. Ohne sich der unfreiwilligen Komik bewusst zu sein, beginnt der Tamedia-Redaktor:

«Die USA haben zur wohl grössten Schatzsuche der Geschichte geblasen.»

Da ist was dran, denn mit rechtsstaatlicher Abklärung des korrekten Besitzes von Vermögen, Jachten oder Immobilien hat diese Schatzsuche wenig zu tun. Es geht darum, Symbole des Reichtums schlichtweg zu arretieren – auf nichts hin. Denn die gleichen Besitzer, denen heute ihre Bankkonten eingefroren werden, konnten sie jahrelang problemlos benutzen.

Was hat sich geändert? Präsident Putin hat die Ukraine überfallen, das hat sich geändert. Sonst eigentlich nichts, was die Besitzer dieser Vermögen betrifft. Aber Zihlmann geht noch einen Schritt weiter: «Doch jetzt jagen die mächtigsten Länder der Welt diesen Geldern nach, und sie werden immer wieder auf Schweizer Bankkonten stossen

Richtig, so wie sie auf Bankkonten überall auf der Welt stossen werden. Dass reiche Russen ihre Vermögenswerte nicht Banken in Angola, Cabo Verde oder Paraguay anvertrauten, sondern in erster Linie dem nach wie vor grössten Finanzplatz für Privatvermögen, nämlich der stabilen Schweiz, was Wunders.

Zihlmann sieht schwarz: «Wir riskieren, dass man uns als Geldträgerin und Gehilfen für ein Regime wahrnimmt, das für eine humanitäre Katastrophe historischer Dimensionen verantwortlich ist. Einmal mehr muss das ganze Land den Kopf hinhalten für die Skrupellosigkeit einiger Akteure auf dem Finanzplatz.»

Wenn Akteure auf dem Schweizer Finanzplatz gegen Schweizer Gesetze verstossen haben, gehören sie selbstverständlich bestraft. Aber so die «Schatzsuche» verlumpender Staaten bejubeln, das ist schon nassforsch.

Moderner Imperialismus geht mit dem Big Stick Dollar

Gerade die Schweiz musste schmerzlich erfahren, wie die USA rechtsimperialistisch die Gültigkeit ihrer Gesetze innerhalb der Schweizer Grenzen durchsetzten – im sogenannten Steuerstreit. Man kann es nicht oft genug wiederholen, vielleicht kapiert’s dann auch Zihlmann irgendwann:

Die meisten Schwarzgelder der Welt liegen in den USA. Die undurchsichtigsten Firmenkonstruktionen zwecks Verschleierung des wirklichen Besitzers sind in den USA möglich. Die grössten Geldwaschmaschinen für alles kriminelle Geld der Welt, aus Drogenhandel, Menschenhandel, Prostitution, Sklaverei und Ausbeutung von Kindern – stehen in den USA.

Im Vergleich dazu stehen die Schweizer Gnome inzwischen mit blütenweisser Weste da. Das Land, das den Kampf gegen Steuerhinterziehung auf alle Flaggen geschrieben hat, nimmt nicht am Automatischen Informationsaustausch über ausländische Kundenvermögen teil. Wenn ein Ami in der Schweiz Geld vor dem Fiskus verstecken will, dann hat er schlechte Karten. FATCA. Und sollte sein Finanzinstitut diese Meldung unterlassen und es kommt doch heraus, dann hat es drakonische Strafen zu befürchten.

Versteckt aber ein Schweizer sein Schwarzgeld in den USA, dann hat er schlichtweg nichts zu befürchten. Genauso wenig wie der Drogenbaron, der Blutdiamantenhändler, der Kinderausbeuter. Und da macht sich Zihlmann echt Sorgen, dass das Image der Schweiz leiden könnte? Nun, wenn solche nützliche Idioten für grosse Multiplikatoren schreiben, muss man sich darum tatsächlich Sorgen machen.

Weil die ihren Beitrag dazu leisten, dass der grösste Schurke beim Verstecken, Waschen, Investieren von schmutzigem Geld, mit dem Zeigefinger auf alle anderen zeigen darf. Ohne dass alle Zeigefinger auf ihn deuten, ohne dass die USA weltweit aufgefordert werden, zuerst mal den eigenen Saustall aufzuräumen.

 

 

6 Kommentare
  1. Ludwig Detusch
    Ludwig Detusch sagte:

    Ist das «Boxhorn» ein Missverständnis oder bloss eine eigenwillige, allenfalls völlig veraltete Schreibweise für «Bockshorn»?

    Antworten
  2. Bernhard Meyer
    Bernhard Meyer sagte:

    Das vernünftigste wäre Europa hätte gute Beziehungen zu Russland. Wird aber von den USA seit Jahren hintertrieben. Wie schwachsinnig müssen Europäische Politiker sein, die Ressourcen von Russland links liegen zu lassen, wen man bedenkt wie die USA ticken, überall einen Krieg beginnen um darauf Wiederaufbauhilfe zu leisten, alles zu Ihrem Vorteil. Europa muss die Abhängigkeit von den USA stark reduzieren. In Europäischen Köpfen ist alles aus Russland schlecht, da liegt das Problem. Wurde Uns schon in der Rekrutenschule eingeimpft. Wie wäre es zb. den Impfstoff Sputnik zuzulassen? O geht nicht, kommt ja aus Russland! Gute Zusammenarbeit wäre ein Segen für Europa. Genügend Rohstoffe, Energie, sowie Nahrungsmittel.

    Antworten
  3. Hans von Atzigen
    Hans von Atzigen sagte:

    Wie kamen die Oligarchen zu ihrem Reichtum?
    Nach dem Totaldesaster der UdSSR wurde die Wirtschaft privatisiert!
    Der klägliche Restwert der Kombinate wurde in Form von Anteilscheinen und Aktien an die Belegschaften verteilt, oder für wenig Geld an diese verkauft.
    Der Rest ergibt sich, der einfache Arbeiter wusste nicht was damit anfangen und hat diese umgehend wieder verscherbelt.
    Die Grossaufkäufer waren die heutigen Oligarchen, die sich das Geld über Kredite und teilweise krumme Geschäfte beschafften.
    Die US-Wirtschaftsberater haben sich nach 18 Monaten wieder zurückgezogen und Russland sich selbst überlassen.
    Deren damalige Einschätzung, Russland ist ein hoffnungsloser Fall sog. 3. Welt!
    Das ist bis zur Wahl Putins im wesentlichen so geblieben.
    Mit Putin kam die Wirtschaftliche Erholung, der Nationale wideraufstieg.
    Damit haben die USA nicht gerechnet, darum hassen die USA diesen Putin, genau darum lieben die Russen im Gegenzug ihren Putin.
    So nebenbei, die Verfassung der RF und damit Teile des heutigen Rechtssystems wurde in weiten Teilen ebenfalls von US-Beratern verfasst.
    Tja vormals war das so, Spiegelleser wussten mehr, heute ist der Spiegel auch nur noch Schrott.

    Antworten
  4. Jürg Streuli
    Jürg Streuli sagte:

    Die grössten Schurken seit Vietnam sind die USA. Sie sind auch die Drahtzieher des Ukraine-Konflikts. Das Ziel der Amis Nord-Stream 2 zu bodigen, wurde dank des Ukraine-Konflikts erreicht. Nun können die USA ihr dreckiges Fracking-Zeugs nach Europa liefern und darüber hinaus muss Robert Habeck jetzt Bücklinge für Gas ausgerechnet in Katar machen. Welch eine Schande! Die Amis haben der Ukraine die Hoffnung auf Mitgliedschaft in der Nato gemacht, obschon sie wussten, dass für Russland damit eine absolute rote Linie überschritten wird. Wolodymyr Selenskyj der Showmaster ist ein Werkzeug der USA als die lachenden Dritten, welche sich die Hände nicht schmutzig machen müssen.

    Antworten
    • Eveline Maier
      Eveline Maier sagte:

      Der Bückling von Robert Habeck in Doha, Qatar wird in die Geschichte eingehen. Verantwortlich für dieses Fiasko war allerdings die Administration Angela Merkel. Wie konnte sie dieses riesige Klumpenrisiko eingehen, mit dem Bezug von russischem Gas und Öl?

      Antworten

Dein Kommentar

An Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns Deinen Kommentar!

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert