Schauspielhaus: geht doch

Wer nicht Putin beraten will, sondern Lokales regeln, hat Erfolg.

Lob, wem Lob gebührt. Eigentlich ist es Matthias Ackeret zu verdanken, dass der barbarische Abriss und Neubau des Schauspielhauses Zürich verhindert wurde.

Er führte den Kampf dagegen an, rief die Webseite «Rettet den Pfauen» ins Leben und engagierte sich an vorderster Front gegen die Pläne, für über 100 Millionen Franken die existierende Pfauenbühnen abzubrechen und modernen Zeiten anzupassen.

Das war Wunsch und Beschluss des Stadtrates, angeführt von der sonst immer siegreichen Corine Mauch. Die Befürworter machten, ähnlich wie beim Referendum gegen die Steuermilliarde für reiche Medienclans, die üblichen Fehler.

Zuerst die Opposition nicht wirklich ernst nehmen, dann in aller Eile ein Befürworterkomitee zusammenbasteln, einen Kommunikationsmenschen engagieren – und dann die Abstimmung im Gemeinderat mit 39 gegen 75 Neinstimmen krachend verlieren.

Die Argumente, das müsse einfach sein, der Saal sei kaum mehr bespielbar, eine Renovation käme noch viel teurer, verfingen nicht. Auch der Vorwurf, man wolle da aus nostalgischen Gründen ein Museum schützen, denn Bertolt Brecht und die anderen grossen Dramatiker, deren Stücke im Pfauen aufgeführt wurden, seien doch schon längst tot.

Entscheidend war, neben den kommunikativen Fähigkeiten Ackerets, der im Hauptberuf Verleger und Chefredaktor der Medienplattform persoenlich.com ist, dass es den Befürwortern der Radikallösung nie wirklich gelang, von ihrer Seite Emotion in die Debatte zu kriegen.

Einige Staatskünstler machten brav den Kotau, ein paar Namen engagierten sich für den Abriss, aber keiner konnte wirklich erklären, wieso das denn unbedingt nötig sei und die Beerdigung einer langen Tradition ein Kollateralschaden, den man verschmerzen könne.

Als allgemeine Lehre kann man herausziehen, dass alle guten Ratschläge Richtung Bern oder Moskau doch eher l’art pour l’art sind, Strassentheater, Slapstick, Schmiere. Ein lokaler Publizist, der sich bei einer lokalen Angelegenheit engagiert, kann hingegen zeigen, dass er etwas bewegt. Vom Anfang «gar nicht erst ignorieren» bis zum Erfolg brauchte es einigen Einsatz und auch Hinrschmalz. Aber es ist beruhigend: so gewinnt man sogar gegen die geballte Macht der Bürokratie und der Politik und gegen eine Stadtpräsidentin, die sonst eigentlich immer als strahlende Siegerin vom Platz geht.

 

Packungsbeilage: Der Autor hat mit seiner Unterschrift bezeugt, dass er für die Erhaltung des Pfauen ist.

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