Zwischen den Fronten

In der Todeszone zwischen den Meinungsschützengräben.

ZACKBUM bemüht sich immer, so differenziert wie möglich zu formulieren. Aus diversen Kommentaren schliessen wir aber, dass eine glasklare Position offensichtlich nicht zur Kenntnis genommen wird:

Die Invasion der Ukraine stellt einen Bruch des Völkerrechts und aller bilateralen Abmachungen zwischen der Ukraine und Russland dar. Indem sich Präsident Putin darüber hinwegsetzt, wird er zum Politverbrecher und Kriminellen. Was er schon vorher war, allerdings in erster Linie, was schamlose Selbstbereicherung betrifft.

Das haben wir schon mehrfach klargestellt und halten es nicht für nötig, als Packungsbeilage ständig zu wiederholen.

Genauso gross wie unsere Bewunderung für tatkräftige Hilfe ist unser Abscheu vor politischen Maulhelden und journalistischen Schreibtischkriegern. Vor allen, die «Zeichen setzen», wenn die darin bestehen, dass ein «da sollte man mal, es müsste unbedingt» gefordert wird. Der Staat, der Bundesrat, die Kantone, die Gemeinden, die alle sollten mal. Wohlfeile Forderungen, wenn sie nicht mit eigenen Taten untermauert werden.

Nein, die Teilnahme an einer Friedensdemo, das Schwenken von Pace-Fahnen, das Posten von mutigen Messages in den sozialen Medien reicht nicht aus, um als Tat zu gelten. Im Gegenteil, dieses pseudomutige Maulheldentum ist ekelerregend.

Das Metier von ZACKBUM ist weder das Ordnen der Welt, noch das Aufstellen von sinnvollen oder sinnlosen Forderungen. Sondern die kritische Beobachtung der Medienlandschaft, vor allem in der Schweiz.

Dank unserer völligen Unabhängigkeit kann es sich ZACKBUM leisten, ohne Rücksichten auf Befindlichkeiten, Konzernmächte oder Einkommensverluste durch Schreibverbote die Lage ungeschminkt zu beurteilen. Also Trauerarbeit zu leisten.

Wenn differenzierte Analysen, historische Einblicke und Positionen gefordert werden, die über die eigene Nasenspitze, die in der Aktualität klebt, hinausgehen, dazu ein paar Erkenntnisbrocken hingeworfen werden, hat das überhaupt nichts mit einer Rechtfertigung der Handlungen Putins oder der militärischen Aggression zu tun.

Wir halten unverbrüchlich daran fest, dass Erkenntnisgewinn nur durch eine möglichst wirklichkeitsnahe Berichterstattung und eine möglichst zweckrationale Darstellung der Handlungsmotive aller Beteiligten möglich ist. Putin ist ein durchgeknallter Machtmensch, das erscheint uns nicht ausreichend.

Die Ukraine ist ausschliesslich unschuldiges Opfer einer militärischen Aggression, auch das erscheint uns zu kurz gegriffen. Das fängt bei der Frage an, was für ein Gebilde die Ukraine eigentlich ist, seit wann sie existiert, ob «nation building» seit der Unabhängigkeitserklärung von 1991 stattgefunden hat.

Wie sieht es mit ihren staatlichen, demokratischen Strukturen aus? Ist die Ukraine eine Demokratie, ein Rechtsstaat? Trifft es zu, dass sie seit 30 Jahren mehr oder minder von Oligarchen-Cliquen beherrscht wird? Stimmt es, dass sie sich weigerte, nach der Unabhängigkeit ihren Anteil an den Schulden der UdSSR zu übernehmen? Dass sie kleptokratisch Teile des durchgeleiteten russischen Erdgases abzwackte? Häufig ihre Rechnungen nicht beglich?

Bandera? Asow Brigade? Neonazi-Einfluss in der Ukraine? Massaker an russischen Minderheiten? Sind das alles Hirngespinste des Wahnsinnigen im Kreml? Der natürlich masslos übertreibt, wenn er die Entnazifizierung der Ukraine als Ziel erklärt und von einem Genozid an russischen Minderheiten faselt.

Aber die anderen, hässlichen Seiten der Ukraine gibt es eben auch. Welche Religionen spielen übrigens eine Rolle in der Ukraine? Orthodox, katholisch, wenn orthodox, nach Moskau orientiert oder die Kiewer Spielart? Gibt es Islam, fundamentalistische Tendenzen? Wissen Sie nicht? ZACKBUM auch nicht. Und wir verwenden viel, viel mehr Zeit als der Durchschnittsbürger darauf, uns aus möglichst vielen Quellen zu informieren. Dürfen wir den Wissensstand des durchschnittlich interessierten und informierten Eidgenossen darstellen?

Im Kreml sitzt ein verrückt gewordener Diktator mit Allmachtsfantasien. Der kann und muss mit Sanktionen in die Knie gezwungen werden. Denen sich auch die Schweiz anzuschliessen hat, weil es um Wichtigeres als die Neutralität eines Kleinstaats geht.

Ist das ein Wissensstand, der die Existenz von unabhängigen Qualitätsmedien belegt?

 

 

3 Kommentare
  1. gottardopost
    gottardopost sagte:

    Herr Zeyer, Sie bringen das vollkommen richtig auf den Punkt. Zackbum ist keine Plattform zur Beurteilung der Weltpolitik. Sie wurde gemacht, um überhebliche arrogante selbstherrliche Verbreiter von angeblich wichtigen Nachrichten zu überprüfen. Wo viele der Überbringer das Gefühl in sich tragen, ihre Meinung müsse als die Wahrheit anerkannt werden.
    Zackbum gehört zu meinem täglichen Lesestoff. Und ich weiss aus sicherster Quelle, dass Zackbum nach wie vor jeden Tag weiterhin auch von der Verbreiterin/Erstellerin von „Zackdumm“ und ihren Fäns gelesen wird! Erst wenn Neider und Neiderinnen hervortreten, ist man Erfolgreich. Einfach geil Zackbum!

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  2. Victor Brunner
    Victor Brunner sagte:

    Die «politischen Maulhelden (von links bis rechts) und journalistischen Schreibtischkriegern» haben wieder Hochkonjunktur. Hochkonjunktur haben auch die FernbedienungsjournalistenInnen. Mangels kompetenten Leuten vor Ort oder in der Region müssen sie stundenlang vor der Glotze hocken und dann einen Artikel produzieren. Andere finden einen Experten (kennen wir zur Genüge von der Corona Berichterstattung). Auch Christof Münger, Leiter Ressort International bei TAmedia, wurde noch fündig und hat Oliver Thränert, Leiter eines Thinkthanks, gefunden, dem stellt er unübertreffliche Fragen:

    Münger: Hat Putin also keinen roten Knopf?
    Thränert: Ohne den russischen Präsidenten kann jedenfalls keine Kernwaffe eingesetzt werden, soweit wir das von aussen wissen.

    Solches ist Interessierten auch ohne Münger und Thränert klar. Dürfte in allen Staaten mit Atomwaffen so sein. Das Interview ist nur Wiederholung von Fragen die in den letzten Tagen schon in anderen Medien gestellt wurden. Die Emanzipation vom Tisch der Münchner gestaltet sich schwierig und artet in peinlichen Interview aus, Beispiel:

    Münger: Wie sollte die Schweiz reagieren angesichts Putins Drohung mit Atomwaffen?
    Thränert: Die Schweiz ist ja nicht Mitglied der Nato oder der EU. Deshalb ist sie auch nicht Teil der atomaren Abschreckung der westlichen Bündnisse.

    Frage nicht beantwortet, kein Nachhaken, die Auswirkung von A-Waffen ist ja auch nur regional auf die EU begrenzt. Interview zum spülen!

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  3. Adrian Venetz
    Adrian Venetz sagte:

    Guter Kommentar. Aber so ist der Mensch nun mal. Er mag einfache und klare Verhältnisse. Hier das Gute, dort das Böse. Wie bei einem Fussballspiel. Noch vor ein paar Wochen wusste die grosse Mehrheit der Bevölkerung Europas nicht einmal, wie der Präsident der Ukraine heisst. Nun ist er ein Engel. Dagegen ist nichts einzuwenden. Gefährlich wird es dann, wenn bei hohem Wellengang langfristige politische Entscheidungen getroffen werden, deren Tragweite völlig unklar ist. Besonders in Deutschland zeigt sich das dieser Tage. Ein sehr ähnliches Verhalten war übrigens auch nach Fukushima zu beobachten.

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