Wumms: Christoph Mörgeli
These ist gut. Widerspruch ist schlecht. Also ist Weglassen Trumpf.
Christoph Mörgeli hat seine Sternstunden. Der gut fundierte Hinweis darauf, dass Tamedia im Glashaus nicht mit Steinen auf die Bührle-Sammlung schmeissen sollte, war hervorragend. Denn die Coninx-Sammlung böte auch Anlass zu vertiefter Untersuchung. Nur kommt das keinem kritischen, unabhängigen Raubkunst-Jäger im Hause in den Sinn. Warum bloss?
In der aktuellen «Weltwoche» geht Mörgeli aber mit einer spekulativen These auf die Pirsch – und landet im Gebüsch. «Wer unterdrückte in der NZZaS die Berichterstattung über Bundesrat Bersets Affären?», raunt er inhaltsschwanger.
Nun wird’s einen Moment kompliziert. Mörgeli enthüllte einen Seitensprung samt Amtsmissbrauch. Daraufhin wurde er zuerst mit Schweigen bestraft, dann mit Kritik überschüttet. Nur Peter Hossli fügte in der NZZaS die nette Note hinzu, dass sich Bundesrat Berset mit der Staatskarosse vom Liebesnest in Freiburg im Breisgau nach Bern zurückkutschieren liess.
Dann schrieb Kurt W. Zimmermann die Räuberpistole, dass Hossli eigentlich noch viel mehr Munition gehabt hätte, aber Jonas Projer, frisch im Amt, seinen ersten Fehlentscheid traf und die fertige, zweiteilige Story abwürgte.
Liegt alles nur im weit, zu weit gefassten Streubereich der Wahrheit. Das hätte Mörgeli auf ZACKBUM nachlesen können. Nun klappert er noch mit seiner These hinterher, dass eigentlich der pensionierte und abgehalfterte Ex-Chefredaktor Felix M. Müller als Berater von Projer seine Finger im Spiel gehabt hätte. Der fällt regelmässig mit peinlichen Medien-Kolumnen auf.
Lass weg, was deine Räuberpistole stört, meinte Mörgeli offenbar. Also zählt er die wenigen Organe auf, die auf Zimmis Story aufsprangen. In der kurzen Liste fehlt allerdings das Online-Medium, das am ausführlichsten und am besten drüber berichtete.
Die Bescheidenheit verbietet uns, seinen Namen zu nennen. Wir sind doch nicht vom Aff bisse.
Als Zeitungs-Chef ist Projer jedenfalls ein Praktikant. Da brauchts schon etwas Coaching durch einen Mentor. Hat er übrigens auch schon einen Artikel verfasst? (Ich lese diese Sonntags-NZZ schon lange nicht mehr.)
Dass Ex-Chef Müller beste Verbindungen ins Bundeshaus hat, ist bekannt. Ein Beispiel: Als der damalige Nationalbankchef P.H. in die Bredouille geriet, wurde Müller aus dem Bundeshaus zugesteckt, dies unter Verletzung des Amtsgeheimnisses, dass es Blocher war, der Calmy-Rey über die privaten Deals von P.H. in Kenntnis setzte. Worauf Müller in seinem Blatt süffisant die Anti-Blocher-Karte ausspielte. Genützt hattte es für einmal nichts.