Presseleichen

Die «Deutsche Welle» wird in Moskau rausgeworfen. Zensur, Skandal, typisch.

Die Deutsche Welle (DW) ist das Pendant zu Swissinfo. Sie wurde 1953 gegründet und ist Teil der ARD. Alleine in Deutschland arbeiten rund 3000 Medienschaffende für die DW. Sie unterhält Büros in vielen Staaten der Welt.

Dazu gehörte bis gestern auch Moskau. Das russische Aussenministerium gab bekannt, dass DW ihr Büro in Moskau schliessen muss, seine Mitarbeiter die Akkreditierung verlieren und die Übertragung in Russland auf allen Kanälen gestoppt wird.

Dagegen erhob sich allenthalben grosses Geschrei; Zensur, das sei «in keiner Weise hinnehmbar», keifte die Kulturstaatsministerin Claudia Roth. Sie fügte hinzu, dass es sich im Fall von «Russia Today» (RT) um eine «völlig andere Situation» handle.

Am Mittwoch hat eine für Sendelizenzen zuständige deutsche Behörde herausgefunden, dass dem deutschen Programm von RT die «erforderliche medienrechtliche Zulassung» fehle. Und daher die Verbreitung des RT-Kanals im Geltungsbereich deutscher Gesetze vollständig verboten sei.

Glückliche Schweiz, hier kann man sowohl die DW wie auch RT weiterhin frei empfangen. Daher kann sich jeder ein Bild machen, welche Meinungen und Positionen über diese beiden Kanäle transportiert werden.

Gesetzliche Rahmenbedingungen

Natürlich sind sowohl die DW wie auch RT regierungsnah, um es sanft auszudrücken. Die deutschsprachige Ausgabe von RT sendet seit 2014 und verfügt über ein TV-Studio in Berlin. Bis Februar 2022 gab es dagegen keinerlei Zulassungsbedenken.

In Russland gibt es seit 2012 ein Gesetz, dass sich aus dem Ausland mitfinanzierte NGO speziell registrieren lassen müssen und diese Finanzquellen auch öffentlich machen. Das wird vielfach als Zensurmassnahme kritisiert.

RT existiert auch in den USA und sendet dort seit 2010 aus einem Studio nahe von Washington Programme in englischer Sprache. In den USA gibt es den «Foreign Agents Registration Act». Geboren in den Propagandakämpfen gegen das Dritte Reich und beibehalten im Kalten Krieg, existiert FARA bis heute und schreibt vor, «dass Personen, die in den USA politisch für ausländische Rechtspersonen tätig sind, diese Tätigkeit anmelden, dokumentieren und genehmigen lassen müssen».

2017 wurde RT (USA) dazu gezwungen, sich diesem Gesetz zu unterwerfen; seit 2018 kann RT nicht mehr im Kabelnetz empfangen werden.

Wer schon einmal versucht hat, ein Journalistenvisum für das Land of the Free zu bekommen, weiss, dass das keine kleine Unternehmung ist. Deshalb reisen bis heute die meisten Journalisten ohne ein. Das ist allerdings auch nicht risikolos.

Als es das noch gab, war es schöner Brauch, dass der Fotograf vor dem Reporter versuchte, die Immigration zu überwinden. Im blödesten Fall wurde er gefilzt und inquisitorisch gefragt, wieso er denn ein ganzes Arsenal an Fotoausrüstung mit sich führe. Standardantwort war, dass er ein begisterter Vogelfotograf sei. Brachte dann allerdings die Personenkontrolle einen Presseausweis oder einschlägige Dateien auf dem Computer zum Vorschein, konnte der Fotograf gleich wieder die Heimreise antreten.

Die Pressefreiheit liegt allenthalben auf dem Seziertisch

Das alles soll natürlich nicht ein billiges «die auch» sein. Der Streit um RT und DW beweist aber einmal mehr, dass es mit der ungehinderten Tätigkeit der Presse weltweit nicht zum Besten steht. Der alte Satz, dass im Krieg die Wahrheit zuerst stirbt, gilt inzwischen auch für oberflächlich friedliche Auseinandersetzungen.

In kriegerischen Konflikten ist es schon seit Jahren Brauch, dass sogenannte «embedded Journalists», also eingebettete Reporter, das zu sehen bekommen, was den jeweiligen Militärs passt.

Im grossartigen US-Film «Wag the Dog» gibt es die geniale Szene, wo sich die Berater eines US-Präsidenten darüber unterhalten, wie dessen absinkende Umfragewerte gedreht werden könnten. «Ich hab’s», sagt der eine, «wir sind im Krieg.» – «Ach ja» erwidert der andere, «das wüsste ich aber. Gegen wen denn?» – «Daran arbeite ich noch» sagt der erste.

Der deutsche Altkanzler meldet sich zu Wort

Hintergrund für diese Propaganda-Kriege mit gegenseitigen Zensurvorwürfen ist das besondere Verhältnis zwischen Deutschland und Russland. Insbesondere wegen der Erdgaspipeline «Nordstream 2». Die ist gegen den erbitterten Widerstand der USA fertiggestellt worden und eigentlich einsatzbereit.

Den deutsche Altkanzler Gerhard Schröder verbindet eine Männerfreundschaft mit dem russischen Präsidenten Putin, den er schon mal als «lupenreinen Demokraten» bezeichnete, was ihm seither als Zitat nachläuft. Zudem ist Schröder gegen gutes Geld im Aufsichtsrat von russischen Staatsfirmen vertreten. Währenddessen duckt sich der neue deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz weg, was den Ukraine-Konflikt betrifft.

In all diesem Schlamassel ist weder die Verweigerung der Ausstrahlung von RT in Deutschland, noch die Schliessung des DW-Büros in Moskau ein Beitrag zur Pressefreiheit. Wobei man der Gerechtigkeit halber sagen muss, dass Deutschland diesen Kriegsschauplatz eröffnete.

2 Kommentare
  1. Christoph Müller
    Christoph Müller sagte:

    Ob nun ein ganzer «Sender» wegzensuriert wird (RT, DW, …), oder ob das gesamte Programm eines «Senders» (implizit oder explizit) von einer Zensurbehörde «gefiltert» wird, der Untschied scheint mir eher marginal. Entweder hat man Zensur, oder man hat keine.

    Anstelle von «Sender» darf man übrigens gerne auch andere Substantive einsetzen, z.B. «YouTube», «SRF1», «Blick», etc.

    Ich bin jedenfalls sehr froh, haben wir ZackBum, Substack, Spotify und weitere «Sender», die uns offen, ehrlich, und auch mit der notwendigen Diversität informieren. Zeit für eine Spende!

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  2. Hans von Atzigen
    Hans von Atzigen sagte:

    Da soll noch einer behaupten das Covid-19 Virus hätte viele Todesfälle verursacht. Das ist eine ausgewachsene Fake News, das verursacht offensichtlich Hirnschäden.
    Bald ,,alles» mit Rang und Namen vollhysterisch am durch und überdrehen.
    Sooooo hysterisch hat die Nato der Westen, während des ganzen kalten Krieges nie nach Osten gehetzt.
    Dieser Putin ist im Gegensatz zu den Vormaligen UDSSR Grössen, inklusive Gorbi, demokratisch gewählt und damit Iegitimiert.
    Nicht mit 99,9 % Prozent wie zu UDSSR Zeiten,zuletzt waren es um die70% für Putin.

    (Nach der erklärten Regenbögelerabneigung und verhaltenen verurteilung des Kirchentanzens, hat die mehrheit der Leitmedien dem Putin den ,,Krieg» erklärt das war damals hoch augenfällig.
    Die verbissene Mehrheit der verkappten Kommunisten, gibt es nicht mehr auf russischem Boden
    die leben in der EUDSSR.Die Jahrtausende alte Kultur Chinas kannte nie etwas anderes als
    den Obrigkeitsstaat, ob Komunismus oder himmlischer Keiser macht keinen Unterschied.)

    Die Pandemie verschaffte den Linken wieder einmal, das Ausleben, ihrer Rechthaberei und Erziehungswut bis ins Kleinste
    Nicht von ungefähr sperren sich überproportional viele mit linkem Weitbild gegen die Beendigung
    des Pandemie spielen.
    Wetten die Chinesen erklären nach der Olympiade die Beendigung der Pandemie.
    Das weiter pflegen, des Pandemie Narrativ, brachte den Chinesen einen erheblichen Wirtschaftlichen Vorsprung, dazu konnten die sich mit einer einfachen. Begründung eine Olympia Touristenflut vom Leib halten. Der Tourismus spielt für China nur eine marginale Wirtschaftliche Rolle. Der Aufwand für die ,,fürsorgliche Betreuung» einer Touristenflut wäre viel teurer gewesen.
    So gewisse experten NICHT ALLE waren sehr willige Helfer, nicht direkt böswillig,
    zu deren Entlastung und Entschuldigung, sollte man etwas „Covidmüffelig» im Dachstock vermuten.

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