Fettnapf-Sacha

Früher war er als Katastrophen-Sacha und Mann fürs Grobe bekannt. Stimmt immer noch.

Wie man es als Krisen-PR-Fachmann versemmelt, bewies Sacha Wigdorovits mit seinen Interventionen im Fall des Badener Stadtammanns, der Fotos seines Gemächts aus den Amtsräumen verschickte. Dabei liess er kaum einen Fettnapf aus, ein Lehrbeispiel, wie man’s nicht machen sollte.

Screenshot Contract Media.

Da der Politiker auch eine gewisse Rolle in der Bewegung zur Unterstützung Palästinas in der Schweiz spielte, nahm ihn Wigdorovits aufs Korn. Und produzierte einen Rohrkrepierer nach dem anderen.

Dass er keine Berührungsängste kennt, zeigte er mit seiner Begleitung des Millionenerben Carl Hirschmann, der ebenfalls im sexuellen Bereich unangenehm auffiel.

Immer ist Wigdorovits zur Stelle, wenn es um die Verteidigung israelischer Interessen geht. Das ist erlaubt und durchaus verständlich. Nur ist es wieder so, dass er seinen eigentlichen Absichten einen Bärendienst erweist.

Katastrophaler Artikel im Tagi als Ursache

Katastrophen-Sacha ist mal wieder eine Katastrophe. Aber nicht für diejenigen, die er angreifen will. Nicht umsonst kursiert das Bonmot, dass wer dem Gegner in einer öffentlichen Auseinandersetzung wirklich eine reinbrennen will, ihm Wigdorovitz als PR-Berater schmackhaft mache.

Nun trug es sich zu, dass ein Jungredaktor vom «Tages-Anzeiger» mit einem Porträt einer Stadtratskandidatin völlig von der Rolle geriet. Er löcherte sie inquisitorisch mit Fragen zu altertümlichen Sitten bei orthodoxen Juden und thematisierte, wie das mit der modernen Gleichstellung der Frau zu vereinbaren sei. Zudem machte er die Kosten der Privatschule publik, in die die Kandidatin ihre Kinder schickt.

Ihre politischen Anliegen gerieten dabei eher in den Hintergrund. Das war ein rundum misslungenes Stück. Sollte nicht passieren, kann aber. Richtig aschgrau wurde es dadurch, dass es alle vielgerühmten Qualitätskontrollen passierte und publiziert wurde.

Dafür krochen dann der Oberchefredaktor und die Co-Chefredaktorin des «Tages-Anzeiger» öffentlich zu Kreuze, entschuldigten sich und bedauerten, dass hier alle Kontrollmechanismen versagt hätten.

Obwohl sie beide ja wohl Bestandteil davon wären.

Aber gut, Fehler können passieren, sollten in diesem Ausmass in einem Qualitätsmedium aber nicht vorkommen. Selbst eine einigermassen aufgeweckte Schülerzeitung hätte diesen Schrott wohl nicht publiziert.

Aber mehr als sich ausführlich, umfang- und wortreich entschuldigen und Besserung geloben, mehr geht da nicht.

Katastrophe für seine eigenen Ziele

Aber dann kommt Katastrophen-Sacha und macht’s noch schlimmer. Ohne Scham holt er die ganz grosse Nazikeule hervor, spickt sie mit allen denkbaren Stacheln und Nägeln und lässt sie auf den Autor in «Tachles» niedersausen:

«Das einzige antisemitische Klischee, das Kevin Brühlmann vergessen hat zu erwähnen, ist die Frage: «Stimmt es, dass die Juden im Mittelalter unserer Brunnen vergiftet haben und kleine Kinder auffressen?» Ansonsten würde sein – im Übrigen extrem holprig geschriebener Artikel – dem «Stürmer» alle Ehre machen. Wobei Brühlmann von diesem antisemitischen Hetzblatt der Nazis vermutlich noch nie etwas gehört hat.»

In Wirklichkeit ist es eher bedauerlich, dass Wigdorovits vom «Stürmer» gehört hat. Denn so verwandelt er die völlig berechtigte Kritik an diesem misslungenen und peinlichen Artikel in einen Rohrkrepierer. Einen extrem holprig geschriebenen dazu.

Ohne Mass und Mitte titelt der Berserker:

««Der Stürmer» von der Werdstrasse».

Hier handelt es sich um die Adresse von Tamedia, die den «Tages-Anzeiger» herausgibt.

Screenshot «Tachles».

Geht das? Ist es statthaft, den Tagi mit dem Nazi-Hetzorgan «Stürmer» gleichzusetzen? Ist der Tagi zutiefst braun, rassistisch, judenfeindlich, verbreitet er kontinuierlich Zerrbilder von Juden, hetzt er gegen sie, spricht er ihnen die Existenzberechtigung ab, begrüsst er Judenverfolgung, Pogrome, schreibt er über «Rassenschande», über die «Schädigung der Schweizer Rasse» durch Juden? Schwafelt der Tagi von einer «jüdischen Weltverschwörung», begleitet er publizistisch deren Ausmerzung?

Muss also der Herausgeber des «Tages-Anzeiger» wie einstmals Julius Streicher von einem internationalen Gerichtshof abgeurteilt und hingerichtet werden?

Schon eine einzige dieser Fragen belegt, wie sehr sich Katastrophen-Sacha hier mal wieder zu einer Katastrophe verstiegen hat, durch die Masslosigkeit seines Angriffs alle guten Argumente entwertet, die man gegen diesen Artikel ins Feld führen kann.

Ob «Tachles» oder gar Wigdorovits selbst die Grösse haben, sich ebenfalls zu entschuldigen? ZACKBUM stellte dies und ein paar andere Fragen der Redaktion von «Tachles».

Wir geben hier die Antworten in voller Länge wieder. Ein Beispiel, wie man sich selbst ins Elend formulieren kann:

«Der Stürmer» von der Werdstrasse

Sehr geehrte Damen und Herren

Unter diesem Titel ist am 28. Januar ein «Standpunkt» von Sasha Wigdorovits bei Ihnen erschienen.

Darin vergleicht er nicht nur das Nazi-Hetzorgan mit dem «Tages-Anzeiger», sondern setzt die beiden Publikationen – nicht nur im Titel – gleich.

«Tachles»: IM TITEL WIRD DER „STÜRMER“ AN DER WERDSTRASSE IN ANFÜHRUNGSZEICHEN FÜR ALLE LESERINNEN ERKENNBAR GEMACHT. DIE LESERSCHAFT VON TACHLES KANN DIESE ABSTRAKTION BESTENS VERSTEHEN UND SIEHT DARIN KEINEN VERLGEICH SONDERN DEN VERWEIS AUF EINE TENDENZ.

Dazu habe ich folgende Fragen:

  1. Teilen Sie die Auffassung, dass es den Nazi-«Stürmer» gab und inzwischen den «Stürmer von der Werdstrasse»?

ES GAB EINEN STÜRMER. UNS IST KEIN REALER BEKANNT AN DER WERDSTRASSE.

  1. Sehen Sie inhaltliche Überschneidungen der beiden Organe?

NEIN. 

DER STÜRMER STEHT ALS SINNBILD FÜR DIE STIGMATISIERENDE STEREOTYPSIERUNG DER JUDEN. IM KONTEXT DES STANDPUNKTS IN TACHLES HEISST DIES: DER AUTOR ARBEITET DIE STIGMATISIERUNG DER EINEN KANDIDATIN IM ARTIKEL DES TAGES-ANZEIGERS HERAUS IM UNTERSCHIED ZU ALLEN ANDEREN PORTRÄTS. ES GEHT IM KOMMENTARE NICHT UM INHALTLICHE ÜBERSCHNEIDUNGEN DER BEIDEN PUBLIKATIONEN SONDERN UM JOURNALISTISCHE VERANTWORTUNG, AUSLASSUNGEN ODER THEMENZUGANG.

  1. Sie mögen nun argumentieren, dass unter «Standpunkt» Artikel publiziert werden können, deren Inhalt sich nicht mit der Meinung der Redaktion decke. Aber Sie haben die redaktionelle Verantwortung, indem Sie diese Publikation zuliessen. Sehen Sie das im Nachhinein als Fehler?

DIE REDAKTION FUNKTIONIERT ANDERS ALS DIE POLITIK. WIR ÜBERLEGEN UNS VOR ABDRUCK, OB EIN TEXT DIE MASSAGEN (gemeint ist wohl Massgaben, ZACKBUM) ERFÜLLT UND NICHT AUFGRUND DER REAKTION DANACH.

  1. Ich zitiere einen einzigen Absatz:

«Das einzige antisemitische Klischee, das Kevin Brühlmann vergessen hat zu erwähnen, ist die Frage: «Stimmt es, dass die Juden im Mittelalter unserer Brunnen vergiftet haben und kleine Kinder auffressen?» Ansonsten würde sein – im Übrigen extrem holprig geschriebener Artikel – dem «Stürmer» alle Ehre machen. Wobei Brühlmann von diesem antisemitischen Hetzblatt der Nazis vermutlich noch nie etwas gehört hat.»

Teilen Sie meine Auffassung, dass sich der Autor hier nicht nur jenseits des Anstands bewegt, sondern wohl auch tief im strafrechtlich relevanten Bereich?

WEDER NOCH. SIE HABEN SICH DA VERLESEN. DER „STÜRMER“-BEZUG BETRIFFT DIE DARSTELLUNG VON JUDEN. DIE EINEN WÜRDEN DAS SO ZUSPITZEN WIE SACHA WIGTOROWITZ (Auszeichn. ZACKBUM) IN SEINEM KOMMENTAR, DIE ANDEREN ANDERS. IN DER GRUNDAUSSAGE ÄNDERT SICH DA WENIG. 

  1. Ist beabsichtigt, dass sich der Autor und/oder die Redaktion von «Tachles» für diese Verleumdung und Rufschädigung entschuldigen wird, so wie das der «Tages-Anzeiger» ausführlich tat?

DER TAGES-ANZEIGER HATTE OFFENSICHTLICH GRUND DAZU. SONST HÄTTE ER DIES WOHL NICHT GETAN. 

MIT BESTEM GRUSS.

DIE REDAKTION

 

4 Kommentare
  1. SelfieMüller
    SelfieMüller sagte:

    Bei Widgorovits muss man wissen, dass er in der sogenannten «Nacktselfie-Affäre» rund um den früheren Badener Stadtammann Geri Müller wegen Aufbewahrung und Kenntnisgabe unbefugt aufgenommener Gespräche schuldig gesprochen worden. Vom Vorwurf der versuchten Nötigung wurde er vom Regionalgericht in Biel aber freigesprochen. «Katastrophen-Sacha» war Briefträger von intimen Daten, die er 2014 dem damaligen Chefredaktor der «Schweiz am Sonntag», Patrick Müller, zuspielte. Das war der Todesstoss für Geri Müller, der im September 2018 sogar die Wahl als Stadtrat von Baden nicht mehr schaffte.

    Im Juni 2020 wurde der ehemalige Psychiatriepfleger als neuer Schulleiter in Brugg gewählt. Peter Haudenschild vom Komitee «Schulleiterwahl überprüfen!» in Brugg sagte, was er von einem Schulleiter erwartet. Gleichzeitig kritiserte er, dass Geri Müller sämtliche Eigenschaften fehlen, die ein Schulleiter laut ihm mitbringen sollte.

    Als Präsident der «Gesellschaft Schweiz-Palästina» ist Müller bekennender Hamas-Freund! Gemäss Wkipedia ist die Hamas eine radikalislamische Palästinenserorganisation bzw. eine sunnitisch-islamistische palästinensische Terrororganisation. Dass das in der jüdischen Bevölkerung nicht gut ankommt, ist ja kein Geheimnis. Und Widgorovits gehört dazu….

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  2. Rolf Karrer
    Rolf Karrer sagte:

    Diese forsche Flammenwerfer-Rhetorik von Sacha Wigdorovits finde ich nicht angebracht. Mag mich an das Portrait von Subversivenjäger Ernst Cincera erinnern, bestens aufgezeichnet von Kevin Brühlmann. Er verdient neue Chancen, weil seine Kontrollorgane in der Verantwortung, ihre Arbeit nicht wahrgenommen haben.

    Die Gefahr des Raushauens von Artikeln zeigt sich an diesem Beispiel. Redaktionssitzungen und Kontrollorgane müssen wohl erst wieder geschaffen werden.

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    • Beth Sager
      Beth Sager sagte:

      Richtig, man sollte jetzt nicht den Stab brechen über Kevin Brühlmann. Es war bestimmt keine böswillige Absicht dabei. Er hat sich einfach völlig vergessen, dass seine Aufgabe war, ein Portrait über eine Stadtratkandidatin zu schreiben.

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  3. Didier Venzago
    Didier Venzago sagte:

    Ein Sturm im Wasserglas. Ein grottenschlechtes von Vorurteilen strotzendes Interview im Tagi (Schon wieder) und ein PR-Polteri der sich offenbar selber als „Sayanim“ versteht und fälschlicherweise viel Lärm macht. Wenn sonst nichts läuft, macht man(n) halt selber Mais, hauptsache der Empörungslevel bleibt hoch.

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