Faule «Republik»

Wie schaut’s aus, wenn nicht gebettelt und gedroht werden muss? Flau.

Das Jahr geht, die «Republik» bleibt. Diesmal sogar ohne Selbstmorddrohungen. Ohne Bettelei. Ohne die ultimative Forderung, nach vielen Millionen noch ein paar Extra-Millionen zur Rettung der Demokratie auszugeben.

Das bedeutet auch, dass die «Republik» zum ersten Mal keinen Pseudo-Skandal erfinden muss, um sich ins Gespräch zu bringen. Im sicheren Wissen, dass das Kurzzeitgedächtnis der Leserschaft verlässlich vergisst.

Oder fällt jemandem noch spontan der grosse «Globe Garden»-Skandal, der ETH-Skandal, der beliebige Riesenskandal ein, der jeweils aufgepumpt wurde, um dann so sicher wie das Amen im Weihnachtsgottesdienst winselnd zu verröcheln?

Das sind mal gute Nachrichten, für Kopf und Portemonnaie. Auf der anderen Seite muss man schon sagen, dass sich die «Republik» schwer zurücklehnt, wenn sie nicht jammern muss.

Wenn man sich den Ausstoss von 50 wohlbezahlten Nasen vom 21. bis 28. Dezember anschaut, ist man erschüttert. 27 Resultate verzeichnet die Mediendatenbank SMD für diesen Zeitraum. Das ist nicht nix. Aber wenn man alles Beigemüse, alle Briefings, Hinweise, Fülltexte weglässt, bleibt ein harter Kern von ganzen 7 Schriftwerken.

Wenig, dafür lang und länger

Pro Tag eines. Das ist schon mal ärmlich. Dann widerspiegelt sich hier der ungebrochene Hang der «Republik», Artikel so lang zu machen, dass der Leser das nur mit einer Überdosis Koffein bis zum Ende schafft. Ein gutes Beispiel dafür ist die Serie «Rot regiert». Über 21’000 Anschläge hat «Teil 3». Der besteht aus einem Interview einer Mitarbeiterin mit dem bedeutenden Politik­wissenschaftler Tarik Abou-Chadi.

Zu dem gibt es neben der Aufzählung seiner akademischen Würden noch zu vermelden, er lege «Wert auf inklusive Sprache, daher macht er, wenn er etwa von Wähler-innen spricht, im Wort eine kleine Pause, die andere Medien und Institutionen mit Sternchen oder Doppel­punkten kennzeichnen würden.»

Spätestens hier kann man die Lektüre ohne kleine Pause abbrechen.

Der Rest im Schnelldurchlauf: ein Riesenstück über einen verspielten Corona-Kredit, wie viel Geld schmeisst Google für Schweizer Verlage auf (Serie, Teil 1), Betrachtungen zu Schweizer Landwirten, über den Geruchsinn, über Hervé, ein eingekauftes Stück über den längst vergessenen US-Relotius Stephen Glass.

Für Insider, von Insidern. Aktualitätsgehalt nahe null, aber immerhin, die schreibende Schmachtlocke macht Pause, das muss auch gelobt werden.

Abo als Ablasshandel

So sieht der karge Gabentisch der rastlosen Schaffer an der Langstrasse in Zürich (oder im Home Office) aus. Pro zehn Nasen ein popeliges Stückchen. Dazu Aufgewärmtes und Eingekauftes.

Dafür auch noch Geld bezahlen, das kann man nur als Ablasshandel für eine gute Gesinnung bezeichnen. Mit 240 Franken erkauft man sich ein gutes Gewissen und die Möglichkeit, nichts aus diesem Heissluftballon lesen zu müssen.

Der, nicht zuletzt mangels aufgeblasenem Skandalbericht, völlig aus der medialen Öffentlichkeit verschwunden ist. Weil er nichts zu sagen hat. Weil über ihn eigentlich nichts zu sagen ist.

Hoppla, das ist ja nun eine Selbstkritik, die sich ZACKBUM zu Herzen nehmen will. Jetzt aber auf zum doppelten Ristretto.

 

 

2 Kommentare
  1. Andi Volkart
    Andi Volkart sagte:

    Wenn die Redaktion von Republik ihre ideologischen Vorsätze ernst nehmen würde, hätte sie schon längst eine Abstimmung in der Verlegerschaft durchführen müssen, ob der Name des Magazins nicht besser in «Republik*In» umbenannt werden müsste…

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  2. Jürg Streuli
    Jürg Streuli sagte:

    Bei den sogenannten Journis der Republik zählt einzig die korrekte politische und gesellschaftliche Haltung. Diese jeden Tag wieder exakt zu justieren, ist schon eine ganz grosse Leistung, welche geschafft in der Folge zu grosser Müdigkeit führt. Danach noch das Schreiben von Berichten zu erwarten, wäre brutale seelische Grausamkeit. Es sei denn eine solche übermenschliche Leistung wird extra honoriert.

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