Voll gegen die Wand

Wie man ein Werbeplakat völlig verpeilt.

Es ist zu befürchten, dass Farner und Rod auch an diesem Unfall viel Geld verdienen:

Die Täter dieses Werbeverbrechens heissen Michael Gründer von Farner und David Schäfer von Rod. Beide sind Partner und Mitglieder der Geschäftsleitung. Man muss sich diese beiden Namen unbedingt merken. Sollte man mal in die Verlegenheit kommen, einen Kampagnenleiter zu empfehlen: unbedingt diese beiden Nasen nennen. Aber nur, wenn man garantieren will, dass die Kampagne abschifft.

Vielleicht ist Rod etwas entschuldigt, weil man dort ja mit Geldzählen gar nicht nachkommt, als Verantwortlicher für die Covid-19-Kommunikation. Herausragender Flop: eine «Impfwoche» für schlappe 100 Millionen Franken mit dem besonderen Highlight von Konzerten, die fast ohne Publikum stattfanden.

Aber hier geht es um die Kampagne für ein «Ja» zum neuen Mediengesetz. Denn Ende Februar wird über das Referendum abgestimmt, das verhindern will, dass den reichen Medienclans eine weitere Milliarde Steuergelder reingestopft wird. Weil die lieber abkassierten als sich für die digitale Zukunft fit zu machen.

Schon das Ja-Komitee tut eigentlich alles, um sich lächerlich zu machen. Vom Visual angefangen, über die holprige Webseite bis hin zu fehlenden Angaben, wer denn genau dahintersteht:

Wer sich ein solches Key Visual für die Webseite verpassen lässt, ohne den Grafiker hochkant aus dem Raum zu befördern, zeigt damit, dass man ihm jeden Nonsens andrehen kann.

Obwohl eigentlich so ziemlich alles versammelt ist, was in den Schweizer Medien als Verband aufscheint:

Aber wer sich so eine Webseite verpassen lässt, könnte sich auch gleich einen Post-it-Zettel auf die Stirne kleben, auf dem in Grossbuchstaben steht Depp:

Was um Himmels willen soll denn Tell hier?

Im Interview auf persoenlich.com sagt Gründer ohne rot zu werden oder loszuprusten:

«Wilhelm Tell ist eine sehr bekannte und in der Schweiz verankerte Figur mit viel Symbolkraft. Er steht wie kein anderer Charakter für die Unabhängigkeit der Schweiz. Und um Unabhängigkeit geht es bei der Abstimmung über das Medienpaket.»

Offensichtlich ist es ihm mit solchem Flachsinn gelungen, erwachsenen und angeblich zurechnungsfähigen Medienmanagern dieses Sujet zu verkaufen. Schauen wir es uns einmal genauer an.

Zunächst wäre da unser Wilhelm Tell. Mit Rabauken-Hoody und einer unbrauchbaren Armbrust, die ihm irgendwie unangenehm im Füdli steckt. Weil er das Teil nicht benützen kann, schlägt er mit einer Zeitung (wahrscheinlich die NZZ vom 1. August 1291) eine Mauer ein. Tell kann das, weil er ja wie Superman eine erfundene Figur ist. Also hat er sicherlich auch Superkräfte.

Lacher, Heuler, Brüller

Man sollte das auf jeden Fall nicht nachahmen. Entweder geht die Zeitung kaputt, oder die Zeitung geht dabei kaputt. Was soll denn nun die Mauer symbolisieren? Da hilft ein draufgespraytes «Fake News». Bekanntlich machte das schon Donald Trump so: er sprühte überall am Weissen Haus «Fake News» an die Wände. Hier muss man sich allerdings fragen, wieso erzählt uns das Visual die «Fake News», dass ein Fake-Tell mit einer in seine Hand gefakten Zeitung den Fake vollbringt, damit eine Mauser zu Klump zu hauen. Sicherlich aus grafischen Gründen tut er das zudem nicht dort, wo «Fake News» steht, sondern links oben hinten.

Nehmen wir mal spasseshalber an, sein Werk sei verrichtet. Dann marschiert er offenbar geradeaus weiter und verschwindet hinter der Mauer. Dass hinter ihm ein zweckloses JA steht, ignoriert er dabei sicherlich, genauso wie die Tatsache, dass auch «Fake News» weiterhin auf der Mauer steht.

Damit kämen wir, obwohl das Zwerchfell bereits sticht und um Gnade winselt, zum Slogan:

«Wer Fakten statt Fake News will, sagt: Ja zum Medienpaket!»

Schauen wir grosszügig über die wackelige Interpunktion hinweg. Und hoffen, dass die Angesprochenen das Mediengesetz mit dem Medienpaket zusammenbringen.

Aber: das heisst also, wer nein dazu sagt, will Fake News statt Fakten. Ist also zum Beispiel dafür, dass ein nicht existierender Tell mit einer damals nicht existierenden Zeitung eine sinnlos rumstehende Mauer verprügelt. Wobei er zwar eine Armbrust umgehängt hat, die ist aber auch nur ein unbrauchbarer Fake.

Umso öfter dieses Plakat aufgehängt wird, desto mehr steigen die Chancen, dass das Referendum angenommen und das Gesetz bachab geschickt wird.

 

 

8 Kommentare
      • Hans von Atzigen
        Hans von Atzigen sagte:

        Hätte durchaus sein KÖNNEN!
        Im Regelfall werden so Plakate nicht 2 Monate früher aufgestellt
        und es wäre lediglich eine Vorabinfo resp.Präsentation gewesen.
        Heute ist fast ALLES möglich da werden sicher nicht ganz harmlose
        Grippewellen zu Pandemien aufgeblasen UND die erdrückende
        Mehrheit glaubt das, 0HNE das zumindest nach einer gewissen Zeit
        zu hinterfragen!

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  1. Daniel Flückiger
    Daniel Flückiger sagte:

    Sollte das eine Allegorie für die Meinungsfreiheit sein? Ein Freiheitstrychler reisst die Paywall nieder? Wäre die Gestaltung nicht so erbärmlich könnte man lachen.

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  2. Niklaus Fehr
    Niklaus Fehr sagte:

    Tatsächlich sehe ich auf den ersten Blick «Ja, Fake News». Ich glaube aber, dass solche Plakate nur die Aufmerkamkeit auf das Thema lenken, nicht aber den Entscheid der Wähler beeinflussen. Also ist es eigentlich egal wie das Plakat gestaltet ist, wenn es nur auffällt. Einen Wähler, der seine Entscheidung aufgrund von Plakaten trifft kann ich mir nicht vorstellen. Aber nichts ist unmöglich.

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  3. Hans von Atzigen
    Hans von Atzigen sagte:

    Das ist ja lustig die gleichen Kreise die seit bald 50 Jahren den Tell leugnen, machen mit dem Tell Werbung. Blöder kann man denn seine offensichtliche Blödheit nicht mehr in die Welt blasen!!!
    Der Name Tell existiert bis heute als Familienname nebst anderen aus der Tell Zeit.
    Es gab schon damals Träger dieses Namens im Kanton Uri.
    Ob sich die Tell Geschichte genau so zugetragen hat, sei dahingestellt.
    Die Gründung der Schweiz beruht auf, auch in div. Dokumenten verbrieften Fakten.
    Der Kernanlass war vorrangig ein Wirtschaftlicher. Es ging um den Wirtschafts-Faktor Gotthard, mit allem Drumm und dran genau wie auch heute noch um Arbeitsplätze, um Lebens und Überiebensgrundlagen.
    Mit den verlorenen Kriegszügen‚ Morgarten und Sempach, verlor das Geschlecht der Habsburger (heute ,,böse» Kapitalisten) die Kontrolle und die lukrativste Einnahmequelle den Gotthardpass.
    Und wie heute noch allgegenwärtig können scheinbare „Nebensächlichkeiten»und Vorgeplänkel‚ heute als Diplomatie bezeichnet, Kriege final auslösen.
    Mit der „Erstürmung» des Klosters Einsiedeln durch die Schwyzer‚ (es ging um Siedlungsland.)die ebenfalls einen Anteil am Gotthard Geschäft als Zulieferer hatten, wurde die rote Linie überschritten.
    Die Gründung der Eidgenossenschafl hat Ursachen, die bis heute allgegenwärtig unser Dasein mitbestimmen. AUCH Geschichte sollte man nüchtern und rational abhandeln Dazu gehört genau wie damals und heute auch noch, etwas fürs Gemhüt für die Seele dazu.
    Oder ist Zb. das streben, in den Entwicklungsländern, um einen gerechten Anteil am Wirtschaften, und den Früchten der Arbeit, Selbstkontrolle, Selbstbestimmung, auch nur ein „lächerlicher» Mythos? ? ? ? ? ?

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  4. Tim Meier
    Tim Meier sagte:

    Tell kämpfte gegen die Unterdrücker. Wenn auf der Mauer ‹Mainstream› stünde und Tell vom Referendumskomitee gebucht worden wäre, würde die ganze Chose Sinn machen.
    Das Meinungsmachermonopol mit noch mehr Steuergeldern pampern und dann von «Unabhängigkeit» schwafeln?

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  5. Victor Brunner
    Victor Brunner sagte:

    Das Plakat ist ehrlich. Nicht Medienförderung ist das Thema, sondern das Medienpaket. Für TAmedia, Ringier, CH Media, das Gratiswellnesspaket. Ohne Mehrleistung einfach mal die nächsten 7 Jahre ein paar Mio mehr auf dem Konto der Medienmillionäre.

    Unglaublich, 2 «renommierte» Agenturen, Farner und Rod, liefern ein solch «biräweiches» Motiv. Könnte ebenso von Segert / Goal stammen der für die SVP in den neunziger Jahren Plakate mit holzschnittartigen Sujet entworfen hat. Der hätte diesen Schrott zwischen Zvieri und Znacht in der Gartenlaube entworfen. Das Plakat zeigt, die Auftraggeber, Rod und Farner halten die Stimmberechtigten für totale Deppen. Weil überzeugende Argumente für das Paket fehlen angestaubten Patriotismus, Schwarzenbach, 2. Weltkriegsstimmung und schützt uns vor der roten Flut. Innovationsloser können sich die Schweizer Medienhäuser nicht präsentieren. Daher ein klares Nein, wer solchen Schrott aufhängen lässt verpulvert auch die «Sozialhilfe» für die nächsten 7 Jahre!

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