Ahnengalerie des Grauens

Einmal ist Zufall. Zweimal ist Pech. Ab dreimal ist’s ein Trend.

Es hatte so gut angefangen, wie vieles. 1856 gründete Alfred Escher, der grosse Schweizer Wirtschaftspionier, die Schweizerische Kreditanstalt. Er war dann fast ein Vierteljahrhundert lang ihr erster Verwaltungsratspräsident. Skandalfrei.

Soll weg, fordern manche Verpeilte: Denkmal für Alfred Escher.

1977 machte die SKA mit dem «Fiasko von Chiasso» («Der Spiegel») von sich reden. Die SKAndalbank (Roger Schawinski hat’s erfunden) hatte nicht nur wie damals üblich italienische Schwarzgelder beherbergt, sondern auch noch über eine Viertelmilliarde davon verjuxt. Peinlich, was der damalige Generaldirektor Heinz Wuffli eingestehen musste. Ein paar seiner damals noch 9000 Angestellten hätten sich einer «massiven Verletzung» von «Sorgfaltspflichten und Kompetenzen» schuldig gemacht.

Das konnte die CS dann in den Stehsatz nehmen, nachdem Wuffli zurückgetreten war. Anschliessend kamen so Leuchten wie Robert A. Jeker und Rainer* E. Gut an den Steuerknüppel. Natürlich darf auch Josef «Joe» Ackermann nicht fehlen, von 1993 bis 1996 Präsident der Generaldirektion, bis er die Deutsche Bank ins Elend wirtschaftete.

Dann kam auch noch Mühlemann

Von 1997 bis 2001 versuchte das bei der Credit Suisse Lukas Mühlemann mit seiner Allfinanz-Strategie. Banking, Versicherungen, alles aus einer Hand. Als dann auch noch die Swissair in den Boden flog, wovon er als deren VR nichts mitgekriegt hatte, reichte es: Rücktritt.

Hans-Ulrich Doerig hingegen (2009 bis 2011) kann man nicht viel vorwerfen; er war auch nur als Sesselwärmer für die nächste grosse Pfeife vorgesehen: Urs Rohner. Unter ihm als VR-Präsident ging die CS in einen kontinuierlichen Sinkflug über. Nach dem Muster: geht’s noch schlimmer? Natürlich, die CS zeigt’s immer allen. Die grösste Busse im Steuerstreit, die meisten Bussen überhaupt, kein Skandal in den vergangenen zehn Jahren, in den die CS nicht mehr oder minder verwickelt war.

Im Jahr von Rohners Abgang ein neuer Rekord: der Viererschlag. Zuerst zweimal Milliardenverluste mit luschen Investitionen, dann eins über die Rübe von der FINMA wegen des Beschattungsskandals, und als Sahnehäubchen noch eine halbe Milliarde Bussen für die Verwicklung in einen luschen Milliardenkredit an Mosambik. Von den finanziellen Folgen, Mosambik musste Staatsbankrott erklären, Multimillionenklagen gegen die CS sind noch hängig, ganz zu schweigen.

War das der Tiefpunkt oder geht’s noch schlimmer?

Ach ja, dann gab’s noch Brady Dougan am Steuer, berühmt für den grössten Bonus aller Zeiten in der Schweiz, während der Aktienkurs nur eine Richtung kannte: nach unten. Gefolgt von Tidjane Thiam, der diese Politik erfolgreich, aber viel kürzer fortsetzte.

Wenn der wüsste …

Als einzige Ausnahme ist Oswald «Ossi» Grübel zu erwähnen. Der hatte zwar das Glück des rechtzeitigen Abgangs; das Hyposchrott-Schlamassel und den Steuerkrieg mit den USA musste er nicht mehr verantworten. Aber er zeigte als einziger Banker, der sowohl Boss der CS wie dann der UBS war, was Haltung ist. Als unter seiner Verantwortung ein UBS-Mitarbeiter in London einen Milliardenverlust verursachte, versteckte sich Ossi nicht hinter einem «hab’ nix gewusst, ist nicht meine Verantwortung, habe eine weisse Weste».

Einer wusste noch, was Verantwortung heisst

Wie erzählte er selbst so schön: er sei aus dem Flieger gestiegen, habe sein Handy eingeschaltet und drei Nachrichten seines CFO vorgefunden. «Das ist nie gut», meinte Grübel trocken. Also habe er angerufen und gefragt: «Ist es schlimm?» Als das bejaht wurde, nachgefragt: «Mehr als eine Milliarde?» Als das auch bejaht wurde habe er gewusst: das war’s.

So macht man das, immerhin. Inzwischen sind mal wieder zwei neue Nasen am Gerät, wie heissen die schon wieder?

Das staunte sogar das «Wall Street Journal».

Ach ja, und wieso wäffeln die Medien in der Schweiz (mit ganz wenigen Ausnahmen) erst im Nachhinein über die CS? Weil sie auf das Sponsoring der Bank angewiesen sind? Auf die Inserate? Weil sie ihren Finanzhaushalt bei der Bank regulieren? Weil es Männerfreundschaften gibt? Weil nicht nur die «Weltwoche» immer mal wieder Jubelarien auf den grossartigen Urs Rohner und seine nicht minder grossartige CEOs angestimmt hat?

Oder ganz einfach: weil die drei grossen Medienclans in der Schweiz entweder die UBS oder die CS als Hausbank haben. So einfach ist das dann.

*Die Redaktion bedauert, Arthur Zeyer nicht genauer auf die Finger geschaut zu haben. Dafür kriegt er nun mit dem Lineal eins übergezogen.

5 Kommentare
  1. Guido Kirschke
    Guido Kirschke sagte:

    So skandalfrei war die SKA-Präsidentschaft für Escher nicht. Es gab da schon mehrere «heikle» Situationen u.a. auch bei der Sicherung der Finanzierung des Gotthardtunnels, oder die nicht ganz so transparente Finanzierung der Geschäfte seines ebenfalls tatkräftigen Bruders. Ich will aber mit meinem Kommentar das Lebenswerk dieses Gründers und Begründers des schweizer Wohlstands in keiner Art und Weise klein reden. Ohne Leute wie die Eschers wäre die heutige Schweiz vermutlich anders.

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  2. René Küng
    René Küng sagte:

    Also das mit den «Leuchten» müsste schon differenziert werden:
    ungenügend, weil sich die Schweinereien nicht länger unter der Decke halten liessen?
    Ungenügend, weil sie nicht ‹anständige› Arten entwickelten, um satte Gewinne zu erwirtschaften?
    Ungenügend, weil sie ‹das System› nicht änderten, für das sie angestellt, reichlich ‹entschädigt› wurden?

    Vielleicht braucht’s jetzt den reset und/oder das ‹build back better›, weil das systematisch ausbeuten, betrügen, Mensch&Umwelt knechten nun in die zentralen Hände der globalen Einheit-Strahler übergeht. Ganz ungeschminkt, lean management, ohne demokratisches Firlefanz. Totalitär, digital gesteuert und gesichert, wef new world.
    Mit freundlichen Grüssen an Herrn B hind runner
    Ihr Verschwörer
    René Küng

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